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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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er schon einen gräßlichen Verdacht hatte, aber nicht die Möglichkeit oder den Mut, sich den Fall näher anzusehen. Du siehst an unserm Freund Carr, wie es einem Arzt ergehen kann, der ein bißchen mehr Courage zeigt als die anderen.«
    »Aber er konnte ja nichts beweisen.«
    »Ich weiß. Aber das heißt nicht, daß es da nichts zu beweisen gab. Sieh dir die hundert und aberhundert Morde an, die nie bewiesen und nie vermutet wurden, bis der Narr von einem Mörder zu weit ging und etwas Dämliches tat, wodurch die ganze Chose aufflog. Dieser Palmer zum Beispiel. Hat in aller Ruhe Frau, Bruder, Schwiegermutter und diverse illegitime Kinder um die Ecke gebracht – und dann beging er den Fehler, die Köchin auf so spektakuläre Weise zu beseitigen.
    Nimm George Joseph Smith. Niemand dachte auch nur im Traum daran, sich noch weiter um die beiden Ehefrauen zu kümmern, die er ertränkt hatte. Erst bei der dritten kam Verdacht auf. Und bei Armstrong kann man annehmen, daß er noch viel mehr Verbrechen auf dem Gewissen hatte als die, für die er verurteilt wurde – erst sein Ungeschick mit Martin und der Schokolade hat schließlich das Hornissennest in Aufruhr gebracht. Burke und Hare waren des Mordes an einer alten Frau überführt worden und gestanden dann freimütig, daß sie im Laufe von zwei Monaten sechzehn Menschen umgebracht hatten, ohne daß überhaupt einer dahintergekommen wäre.«
    »Aber sie wurden erwischt.«
    »Weil sie dumm waren. Wenn du jemanden auf brutale, bestialische Weise ermordest oder jemanden vergiftest, der sich bis dahin strotzender Gesundheit erfreute, oder wenn du ausgerechnet einen Tag, nachdem er ein Testament zu deinen Gunsten gemacht hat, den Erblasser ins Jenseits beförderst, oder wenn du jeden ermordest, der dir über den Weg läuft, bis die Leute anfangen, dich für Gevatter Tod persönlich zu halten, dann kommt man dir am Ende natürlich auf die Schliche. Aber such dir jemanden aus, der alt und krank ist, wo die Umstände deinen Vorteil nicht auf den ersten Blick erkennen lassen, wähle dann noch eine vernünftige Methode, die den Tod ganz natürlich oder wie einen Unfall erscheinen läßt, und wiederhole den Trick nicht zu oft, dann kann dir nichts passieren. Ich wette, nicht alle Herzleiden, Magenkatarrhe und Grippen, die auf den Totenscheinen stehen, sind ausschließlich das Werk der Natur. Morden ist so leicht, Charles, so verflixt leicht – dazu braucht man nicht einmal eine Sonderausbildung.«
    Parker machte ein bekümmertes Gesicht.
    »Es ist etwas an dem, was du sagst. So ein paar merkwürdige Geschichten sind mir auch schon zu Ohren gekommen. Wir hören gelegentlich wohl alle mal davon. Aber Miss Dawson –«
    »Miss Dawson hat mich gepackt, Charles. So ein schönes Opfer. So alt und krank. Offenbar so nah dem Tod. Auf kurz oder lang sowieso mit Sterben dran. Keine nahen Verwandten, die etwas genauer hinsehen könnten. Keine Bekannten oder alte Freunde in der Nachbarschaft. Und so reich. Bei meiner Seele, Charles, ich liege im Bett und sinne genüßlich über Mittel und Wege nach, wie man Miss Dawson ermorden könnte.«
    »Na schön, aber solange du nichts findest, was der Analyse standhält und wozu man nicht einmal ein Motiv zu brauchen scheint, hast du die richtige Methode noch nicht gefunden«, meinte Parker, den die makabre Unterhaltung eher abstieß.
    »Zugegeben«, antwortete Lord Peter, »aber das zeigt lediglich, daß ich bisher nur ein drittklassiger Mörder bin. Warte, bis ich meine Methode vervollkommnet habe, dann zeige ich sie dir – vielleicht. Irgend so ein weiser alter Knabe hat einmal gemeint, daß jeder von uns das Leben eines anderen Menschen in der Hand hat – aber nur eines, Charles, nur eines.«

9
Das Testament
    In unsern Herzen lebt ein dunkler Wille, Du gabst ihn uns, auf daß wir Deinen thun.
    TENNYSON: IN MEMORIAM
    »Hallo! Hallo-hallo! He, Vermittlung … nenn ich dich Vogel, Kuckuck du, wandernde Stimme dich? … Aber nicht doch, ich hatte nicht die Absicht, frech zu werden, mein Kind, das war nur aus einem Gedicht von Wordsworth … gut, rufen Sie ihn noch einmal an … danke, ist da Dr. Carr? … Hier Lord Peter Wimsey … ach ja … ja … aha! … kein bißchen … Wir stehen nur im Begriff, Sie zu rächen und mit Lorbeerkränzen geschmückt im Triumph heimzuführen … Nein, wirklich … wir sind zu dem Ergebnis gekommen, daß die Sache ernst ist … Ja … ich möchte Schwester Forbes’ Adresse haben … Gut, ich bleibe dran …

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