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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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schwere Vorwürfe gemacht.
    »Inwiefern war es denn seine Schuld?«
    »Nun ja, Sir, Mr. Henrys Frau – meine liebe Herrin, wissen Sie –, die war ja Französin, wie ich schon sagte, Sir, und sie war natürlich katholisch. Sie war ja so erzogen und wußte es natürlich nicht besser, und sie war ja noch sehr jung, als sie heiratete. Aber Mr. Henry hat sie bald zu einer Christin gemacht, und sie hat ihren Aberglauben abgelegt und ist in die Gemeindekirche gegangen. Aber Mr. Paul hat sich in eine von ihren Schwestern verliebt, und diese Schwester war dem Glauben geweiht, wie es bei denen heißt, und hat sich in ein Kloster eingeschlossen.« Das habe Mr. Paul das Herz gebrochen, so daß er »zum heidnischen Rom übergelaufen« und – wieder eine Pause und ein erneutes Senken der Stimme – Mönch geworden sei. Das sei eine schreckliche Aufregung gewesen. Und er sei sehr alt geworden – soweit Mrs. Cobling wisse, lebe er immer noch und immer noch in seinem Irrglauben.
    »Wenn er noch lebt«, flüsterte Parker, »ist er wahrscheinlich der richtige Erbe. Er wäre Agatha Dawsons Onkel und damit ihr nächster Verwandter.«
    Wimsey runzelte die Stirn und kam zur Sache zurück.
    »Aber es kann nicht Mr. Paul gewesen sein, den ich im Sinn hatte«, sagte er, »denn der Verwandte von Miss Agatha Dawson, von dem ich gehört habe, soll ein richtiger Ausländer sein – ein ziemlich dunkelhäutiger Mann sogar – fast schwarz, wie man mir jedenfalls gesagt hat.«
    »Schwarz?« rief die alte Frau. »O nein, Sir – das kann nicht sein. Höchstens – lieber Gott, erbarme dich, das kann doch gewiß nicht sein! Ben, denkst du, das könnte möglich sein – der alte Simon, weißt du?«
    Ben schüttelte den Kopf. »Von dem habe ich nie viel erzählen hören.«
    »Hat auch sonst keiner«, entgegnete Mrs. Cobling energisch. »Die Sache ist schon lange her, aber in der Familie sind noch Geschichten über ihn umgegangen. Den ›schlechten Simon‹ haben sie ihn genannt. Er ist vor vielen Jahren nach Indien ausgewandert, und keiner weiß, was aus ihm geworden ist. Wäre das nicht vertrackt, was, wenn er dort in dieser Gegend womöglich eine Schwarze geheiratet hätte, und das wäre jetzt sein – großer Gott, es müßte ja schon sein Enkel sein, wenn nicht sogar sein Urenkel, denn er war ja Mr. Henrys Onkel, und das ist schon so lange her.«
    Das war enttäuschend. Ein Enkel vom »schlechten Simon« war gewiß ein zu weitläufiger Verwandter, um Mary Whittaker das Erbe streitig zu machen. Dennoch: »Das ist ja sehr interessant«, sagte Wimsey. »War es nun eigentlich Indien oder vielleicht Westindien, wohin er ausgewandert ist?«
    Das wußte Mrs. Cobling nicht, aber sie meinte, es habe etwas mit Amerika zu tun.
    »So ein Jammer, daß Mr. Probyn nicht mehr in England ist. Der hätte Ihnen mehr über die Familie sagen können als ich. Aber voriges Jahr hat er sich zur Ruhe gesetzt und ist nach Italien oder sonstwohin da unten gezogen.«
    »Wer war das?«
    »Das war Miss Whittakers Anwalt«, sagte Ben, »und er hat natürlich auch Miss Dawsons Angelegenheiten geregelt. Ein netter Herr war er, aber unwahrscheinlich schlau – haha! Der hat nie was hergegeben. Aber so sind nun mal die Rechtsanwälte auf der ganzen Welt«, fügte er verschmitzt hinzu.
    »Nehmen alles und geben nichts.«
    »Hat er hier in Crofton gewohnt?«
    »Nein, Sir, in Croftover Magna, zwanzig Kilometer von hier. Sein Büro haben jetzt Pointer und Winkin übernommen, aber das sind zwei junge Männer, über die weiß ich nicht viel.«
    Nachdem Wimsey und Parker nun inzwischen alles wußten, was die Coblings ihnen zu erzählen hatten, eisten sie sich nach und nach los und machten sich davon.
    »Also, dieser Vetter Hallelujah war ja wohl ein Reinfall«, meinte Parker.
    »Vielleicht – vielleicht auch nicht. Irgendein Zusammenhang könnte bestehen. Aber auf jeden Fall halte ich den ach so schändlichen und papistischen Mr. Paul für vielversprechender. Der Vogel, den wir jetzt fangen müssen, heißt offenbar Mr. Probyn. Ist dir klar, wer das ist?«
    »Der geheimnisvolle Anwalt, nehme ich an.«
    »Natürlich ist er das. Er muß wissen, warum Miss Dawson ein Testament hätte machen müssen. Und nun begeben wir uns spornstreichs nach Croftover Magna, um die Herren Pointer und Winkin aufzusuchen und uns anzuhören, was sie uns darüber zu berichten haben.«
    Zu ihrem Pech hatten die Herren Pointer und Winkin ihnen überhaupt nichts zu berichten. Miss Dawson hatte Mr. Probyn die

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