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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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vielleicht recht gehabt, Sir. So ein Pferd, hab ich zu ihr gesagt, redet nie dummes Zeug, und das kann man von Frauen ja nicht immer sagen, stimmt’s nicht, Sir?«
    »O doch«, sagte Wimsey. »Was möchten Sie trinken?«
    »Danke, Sir, ich trinke meinen Krug Bitterbier, wie immer. Jim weiß das schon. Jim! Ich fange den Tag immer mit einem Krug Bitterbier an, Sir. Finde ich gesünder als Tee und frißt einem nicht die Magenwände an.«
    »Sie haben bestimmt recht«, sagte Wimsey. »Jetzt, wo Sie’s sagen, Tee hat wirklich so etwas Kribbeliges an sich. Bitte zwei Krüge Bitterbier, Mr. Piggin, und möchten Sie uns nicht Gesellschaft leisten?«
    »Danke, Mylord«, sagte der Wirt. »Joe! Zwei große Bitter und ein Guiness. Ein schöner Morgen, Mylord – Morgen, Mr. Cobling – ich sehe, Sie haben sich schon miteinander bekannt gemacht.«
    »Ja was denn! Das ist Mr. Cobling? Sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Mit Ihnen hatte ich mich ganz besonders unterhalten wollen.«
    »Wirklich, Sir?«
    »Ich habe diesem Herrn – sein Name ist Lord Peter Wimsey
    – gesagt, daß Sie ihm alles über Miss Whittaker und Miss Dawson erzählen können. Er kennt Freunde von Miss Dawson.«
    »Tatsächlich? Ach ja, es gibt wirklich nicht viel, was ich Ihnen von den beiden Damen nicht erzählen könnte. Und stolz bin ich darauf. Fünfzig Jahre war ich bei Miss Whittaker! Als Unterstallknecht bin ich zu ihr gekommen, das war noch zur Zeit des alten Johnny Blackthorne, und wie er gestorben ist, bin ich als Oberstallmeister dageblieben. War ne Seltenheit, so eine junge Dame damals. Ach du meine Güte! Gerade wie eine Gerte war sie, und so eine feine frische Farbe im Gesicht, und glänzendschwarze Haare – wie ein wunderschönes zweijähriges Füllen war sie. Und so couragiert. Wundervoll couragiert. Da hätte sich so mancher Herr gefreut, sie ins Geschirr spannen zu können, aber sie hat sich nie an die Kandare nehmen lassen. Wie Dreck hat sie alle behandelt. Sie hat sie nicht mal angesehen, nur ihre Knechte und Stallmeister, wenn es um Pferde ging. Und bei Geschäften natürlich. Ja, solche Geschöpfe gibt’s. Ich hatte mal ne Terrierhündin, die war auch so. Prima Rattenfänger. Aber reine Geschäftsfrau, sonst nichts. Ich hab’s mit allen Hunden bei ihr versucht, die ich kriegen konnte, aber nichts war. Blutvergießen hat’s jedesmal gegeben, und einen Krawall, so was haben Sie noch nicht gehört. Ich denke, der liebe Gott macht ab und zu mal eine so, weil’s ihm eben in den Kram paßt. Mit Weibern ist nicht zu streiten.«
    »Ach ja!« sagte Lord Peter.
    Schweigend tranken sie ihr Bier.
    Wenig später rappelte Mr. Piggin sich aus seinen Betrachtungen heraus und gab eine Geschichte von Miss Whittaker auf der Jagd zum besten. Mr. Cobling krönte sie durch eine zweite. Lord Peter sagte »Aha!« und dann kam Parker und wurde vorgestellt, und Mr. Cobling bat um die Ehre, einen spendieren zu dürfen. Nachdem das Ritual vollzogen war, bat Mr. Piggin die Versammelten, bei einer dritten Runde seine Gäste zu sein, und dann entschuldigte er sich damit, daß er sich um Gäste zu kümmern habe.
    Er ging ins Haus, und Lord Peter brachte das Gespräch kunstvoll, wenn auch zum Verzweifeln langsam, wieder auf die Geschichte der Dawsons zurück. Parker – auf dem Barrow-inFurness-Gymnasium erzogen und im Londoner Polizeidienst weiter am Geiste geschärft – versuchte hin und wieder, das Gespräch durch gezielte Fragen weiterzubringen, was aber jedesmal zur Folge hatte, daß Mr. Cobling den Faden verlor und auf endlos lange Nebengeleise geriet. Wimsey brachte seinen Freund mit einem boshaften Tritt gegens Schienbein zum Schweigen und lotste dann das Gespräch mit unendlicher Geduld wieder zum eigentlichen Thema zurück.
    Nach einer Stunde erklärte Mr. Cobling, seine Frau könne ihnen sicher noch weit mehr über Miss Dawson erzählen als er, und lud sie zu einem Besuch in seinem Häuschen ein. Die Einladung wurde bereitwillig angenommen, und man machte sich auf den Weg, während Mr. Cobling Parker erklärte, daß er nächsten Michaeli schon siebenundachtzig werde, aber noch gut beieinander sei, kräftiger als er aussehe, bis auf das Rheuma, das ihn plage. »Ich will ja nicht sagen, daß ich nicht krumm wäre«, sagte Mr. Cobling, »aber das kommt mehr vom Arbeiten mit den Pferden. Hab mein Lebtag richtig mit den Pferden zusammen gelebt.«
    »Mach nicht so ein verdrießliches Gesicht, Charles«, flüsterte Wimsey ihm ins Ohr. »Das muß der Tee zum

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