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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Wagen gab es keine Schwierigkeiten. Parker stolperte fast darüber, kaum daß er in den Schatten der Bäume getreten war. Er kam auf eine Lichtung, durch die ein kleines Rinnsal lief, und gleich daneben stand der vermißte Austin. Hier standen neben Fichten auch noch andere Bäume, und der Bach, der an dieser Stelle einen Knick machte, war verbreitert und bildete eine seichte Pfütze mit schlammigen Ufern.
    Der Wagen hatte das Verdeck auf, und Parker näherte sich ihm mit dem unbehaglichen Gefühl, etwas Unangenehmes darin zu finden, aber er war leer. Er probierte die Gangschaltung. Sie stand auf Leerlauf, und die Handbremse war angezogen. Auf dem Sitz lag ein großes leinenes Taschentuch, sehr schmutzig und ohne Monogramm oder Wäschezeichen. Parker brummte etwas über die Angewohnheit des Verbrechers, seine Sachen so unachtsam herumliegen zu lassen. Dann ging er um die Wagenfront herum und fand gleich weitere Beweise dieser Achtlosigkeit. Im Schlamm waren nämlich Fußspuren – zwei von Männern und eine von einer Frau, wie es aussah.
    Die Frau war als erste aus dem Wagen gestiegen – er sah den tiefen Eindruck ihres linken Schuhs, wo sie sich aus dem niedrigen Sitz hochgestemmt hatte. Dann der rechte Fuß – weniger tief –, und dann war sie ein wenig getaumelt und hatte zu laufen begonnen. Aber sogleich war einer der Männer dagewesen und hatte sie wieder eingefangen. Er kam aus dem Farngestrüpp und hatte neue Gummiabsätze an den Schuhen, und ein paar Schleifspuren schienen darauf hinzudeuten, daß er sie festgehalten und sie versucht hatte, sich loszureißen. Schließlich war der zweite Mann – er schien ziemlich schmale Füße zu haben und spitze Schuhe zu bevorzugen, die sich bei Jünglingen von der geräuschvolleren Sorte großer Beliebtheit erfreuen – ihr vom Wagen her gefolgt. Deutlich überlagerten seine Fußspuren die ihren. Alle drei hatten dann kurz beieinander gestanden. Dann entfernten sich die Spuren, die von der Frau in der Mitte, und führten zu einer Stelle, wo man deutlich den Abdruck eines Michelin-Ballonreifens sah. Der Austin hatte gewöhnliche Dunlops an den Rädern – außerdem schien das hier ein größerer Wagen zu sein. Er hatte dort offenbar eine ganze Weile gestanden, denn unter dem Motor hatte sich ein dicker Ölfleck gebildet. Dann war er über eine Art Reitweg, der zwischen den Bäumen hindurchführte, weggefahren. Parker folgte der Spur ein kurzes Stück, aber sie verlor sich bald auf dem dicken Nadelteppich. Einen anderen Weg gab es jedoch nicht, den der Wagen hätte nehmen können. Er kehrte zum Austin zurück, um ihn weiter zu untersuchen. Rufe meldeten ihm wenig später, daß die beiden anderen sich dem Mittelabschnitt des Waldstreifens näherten. Er rief zurück, und es dauerte nicht lange, da kamen Wimsey und Sir Charles Pillington geräuschvoll durch den Farn, der die Fichten säumte, auf ihn zugerannt.
    »Na«, sagte Wimsey, »diesen eleganten purpurnen Kopfputz hier können wir wohl dem Herrn mit den schlanken Schuhen zuordnen, denke ich. Wahrscheinlich knallgelb, mit Druckknöpfen. Sicher weint er jetzt seiner schönen Mütze nach. Die weiblichen Fußspuren gehören wohl Miss Whittaker, denke ich.«
    »Anzunehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie der Findlater gehören. Diese Frau hier ist oder wurde mit dem Wagen weggefahren.«
    »Vera Findlaters Spuren sind es bestimmt nicht – an ihren Schuhen war kein Schmutz, als wir sie fanden.«
    »Ach, du hast also doch aufgepaßt. Ich hatte den Eindruck, du seist der Welt ein wenig überdrüssig gewesen.«
    »War ich auch, mein Lieber, aber ich kann selbst auf dem Sterbebett nicht anders als die Augen offenhalten. Hoppla! Was ist denn das?«
    Er schob die Hand hinter die Wagenpolster und holte eine amerikanische Illustrierte hervor – so ein monatliches Sammelsurium von Merkwürdigkeiten und Sensationsgeschichten, das unter dem Titel Schwarze Maske erschien.
    »Leichte Lektüre für die Massen«, sagte Parker.
    »Vielleicht hat der Herr mit den gelben Schuhen das Ding angeschleppt«, meinte der Polizeipräsident.
    »Wohl eher Miss Findlater«, sagte Wimsey.
    »Das ist doch kaum etwas für Damen«, widersprach Sir Charles gequält.
    »Na, ich weiß nicht. Soweit man hört, hielt Miss Whittaker überhaupt nichts von Sentimentalität und Rosenromantik, und das arme Mädchen hat sie ja in allem kopiert. Vielleicht hatten beide einen jungenhaften Geschmack an Räuberpistölchen.«
    »Das ist ja nicht so wichtig«,

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