Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes
machen, aber er erklärte, wortreich, aufgeregt, mit wilden Gesten. Er war ganz außer Atem, als er mit dem Polizisten zusammentraf. Beide waren außer Atem. Sie schüttelten die Köpfe und keuchten. Es war ein lächerlicher Anblick. Er rannte wieder los, der Polizist hinterdrein. Bald waren alle da. Sie gestikulierten und maßen, machten sich Notizen und stöberten unter dem Ginsterstrauch herum. Wimsey setzte sich. Er war entsetzlich müde.
»Peter«, rief Parkers Stimme, »komm mal her und sieh dir das an.«
Müde erhob er sich.
Etwas weiter unten in der Mulde fanden sich Überreste eines Picknicks. Der Polizist hielt ein Täschchen in der Hand – er hatte es unter der Toten hervorgezogen und kramte in seinem belanglosen Inhalt herum. Auf dem Boden, gleich neben dem Kopf der Toten, lag ein schwerer Schraubenschlüssel – er war häßlich verfärbt, und an seiner Klaue klebten ein paar blonde Haare. Es waren aber nicht diese Dinge, auf die Parker ihn aufmerksam machte, sondern eine violettgraue Männermütze.
»Wo hast du sie gefunden?« fragte Wimsey.
»Unser Freund Alf hat sie oben am Rand der Mulde aufgehoben«, sagte Parker.
»In den Ginster war sie geflogen«, ergänzte der Pfadfinder.
»Gleich da oben; und verkehrtherum lag sie, als wenn sie jemandem vom Kopf gefallen wäre.«
»Sind Fußspuren zu sehen?«
»Unwahrscheinlich. Aber an einer Stelle ist das Gestrüpp ganz zertrampelt und niedergedrückt. Sieht aus, als ob es da einen Kampf gegeben hätte. Was ist nur aus dem Austin geworden? He! Rühr mir den Schraubenschlüssel nicht an, Junge, da könnten Fingerabdrücke dran sein. Sieht ganz nach einem Überfall durch eine Bande aus. Ist in dieser Tasche noch Geld? Eine Zehnshillingnote, ein Sixpence und ein paar Kupfermünzen – na ja, die andere hat vielleicht mehr bei sich gehabt. Die ist nämlich gut betucht. Sollte mich nicht wundern, wenn sie wegen eines Lösegelds entführt worden wäre.« Parker bückte sich und wickelte den Schraubenschlüssel rasch in ein seidenes Taschentuch, das er an den vier Zipfeln zusammenknotete. »So, und jetzt sollten wir uns wieder aufteilen und nach dem Auto suchen. Vielleicht nehmen wir uns mal da drüben den Waldstreifen vor. Er scheint ein geeignetes Versteck zu sein. Ach ja, Hopkins – Sie fahren am besten mit dem Wagen nach Crow’s Beach zurück, sagen auf der Polizeistation Bescheid und bringen einen Fotografen mit. Und dieses Telegramm hier schicken Sie an den Chef von Scotland Yard, und dann treiben Sie noch einen Arzt auf und bringen ihn auch mit hierher. Bei der Gelegenheit mieten Sie sich einen zweiten Wagen, denn falls wir den Austin nicht finden – für den einen Wagen dürften wir ein paar Leute zuviel sein. Nehmen Sie Alf mit, wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie wieder hierherfinden. Ach ja, Hopkins! – bringen Sie auch gleich etwas zu essen und zu trinken mit, es könnte hier draußen spät werden. Hier haben Sie Geld – ist das genug?«
»Jawohl, Sir, danke.«
Der Polizist entfernte sich mit Alf, der sichtlich mit sich kämpfte, ob er lieber dableiben sollte, um vielleicht noch mehr zu entdecken, oder ob es sein Ansehen mehr hob, wenn er als erster mit der Neuigkeit zurückkam. Parker äußerte ein paar Worte des Lobes für seine unschätzbare Hilfe, die ihn mit Freude erfüllten. Dann wandte er sich an den Polizeipräsidenten.
»Offenbar sind sie in dieser Richtung fortgefahren. Würden Sie sich bitte nach links begeben und von dort in den Wald hineingehen, Sir? Und du, Peter, gehst bitte nach rechts und suchst den Wald von dieser Seite ab. Ich selbst nehme mir die Mitte vor.«
Der Polizeipräsident, sichtlich erschüttert durch den Fund der Leiche, gehorchte wortlos. Wimsey nahm Parker beim Arm.
»Hör mal«, sagte er, »hast du dir die Wunde angesehen? Da stimmt doch etwas nicht, meinst du nicht auch? Sie müßte irgendwie noch schlimmer aussehen. Was meinst du?«
»Im Augenblick meine ich überhaupt nichts«, sagte Parker leicht verbittert. »Warten wir ab, was der Arzt sagt. Kommen Sie, Steve! Wir wollen den Wagen suchen gehen.«
»Sehen wir uns doch mal die Mütze an. Aha. Gekauft bei einem Herrn mosaischen Bekenntnisses, wohnhaft in Stepney. Fast neu. Riecht stark nach Haaröl – scheint ein ziemlich vornehmer Gangster zu sein. So eine Art Salonlöwe.«
»Ja – damit müßten wir schon etwas anfangen können.
Gott sei Dank übersehen sie ja immer etwas. So, aber jetzt sollten wir lieber losgehen.«
Mit der Suche nach dem
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