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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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meinte Parker.
    »Warte mal. Sieh dir das an. Da hat doch jemand etwas angestrichen.«
    Wimsey hielt ihnen das Titelblatt unter die Nase. Das erste Wort des Zeitungsnamens war dick mit Bleistift unterstrichen.
    »Meinst du, das könnte eine Art Botschaft sein? Vielleicht hat das Heft auf dem Sitz gelegen, und sie hat unbemerkt den Strich machen können und dann das Heft hier versteckt, bevor man sie zu dem anderen Wagen schleppte.«
    »Genial«, fand Sir Charles, »aber was hat es zu bedeuten? Schwarze. Mir sagt das nichts.«
    »Vielleicht war der Spitzschuh ein Neger«, mutmaßte Parker. »Neger finden Gefallen an solchen Schuhen und Brillantine. Oder vielleicht ein Hindu oder Parse.«
    »Gott steh mir bei!« rief Sir Charles entsetzt. »Ein englisches Mädchen in den Händen eines Niggers. Wie abscheulich!«
    »Na ja, hoffen wir, daß es nicht so ist. Sollen wir der Straße folgen oder auf den Arzt warten?«
    »Ich denke, wir gehen besser zu der Toten zurück«, sagte Parker. »Die haben einen so großen Vorsprung, da macht es jetzt auch nichts mehr aus, ob wir eine halbe Stunde später oder früher die Verfolgung aufnehmen.«
    Sie verließen also das durchscheinende, kühle Grün des Waldes und gingen in die Dünen zurück. Der Bach plätscherte munter über die Kiesel dahin und wandte sich nach Süden, dem Fluß und dem Meer entgegen.
    »Du hast gut plätschern«, sagte Wimsey zu dem Bach.
    »Könntest du uns nicht lieber sagen, was du gesehen hast?«

21
Aber wie?
    Der Tod hat so viele Ausgänge für das Leben.
    BEAUMONT UND FLETCHER: CUSTOM OF THE COUNTRY
    Der Doktor war ein dicklicher, zappeliger Mensch – ein »Greiner«, wie Wimsey diese Sorte wenig liebevoll nannte. Er greinte über den eingeschlagenen Schädel der armen Vera Findlater wie über eine Maserninfektion nach einem Kindergeburtstag oder eine selbstverschuldete Gicht.
    »Ts-ts-ts. Ein furchtbarer Schlag. Wie sind wir nur dazu gekommen, frage ich mich. Ts-ts. Exitus? Nun ja, so vor ein paar Tagen. Ts-ts. Das macht es natürlich noch unangenehmer. Mein Gott, wie schrecklich für die armen Eltern. Und ihre Schwestern. Lauter so nette Mädchen. Sie kennen sie ja, Sir Charles. Ach ja. Ts-ts-ts.«
    »Es besteht dann wohl kein Zweifel«, sagte Parker, »daß dies
    Miss Findlater ist?«
    »Nicht der mindeste«, sagte Sir Charles.
    »Nun, wenn Sie das Mädchen also identifizieren können, ist es vielleicht möglich, den Angehörigen diesen schrecklichen Anblick zu ersparen. Einen Augenblick, Doktor – der Fotograf möchte noch die Lage der Leiche festhalten, bevor Sie etwas verändern. Bitte, Mr. – Andrews? – ja – haben Sie solche Aufnahmen schon einmal gemacht? Nein? Nun, Sie dürfen sich nicht soviel daraus machen! Ich weiß, schön ist das nicht. Eines von hier aus, bitte, damit man die Lage der Leiche erkennt – jetzt eins von oben – ja, so ist es gut – und nun noch die Wunde selbst – bitte in Nahaufnahme. So. Danke. Bitte, Doktor, jetzt dürfen Sie sie umdrehen – tut mir leid, Mr. Andrews – ich kann mir denken, wie Ihnen zumute ist – aber das muß nun einmal sein. Hoppla! Sieh mal einer an, wie ihre Arme zerkratzt sind. Sieht aus, als ob sie sich noch kräftig gewehrt hätte. Rechtes Handgelenk und linker Ellbogen – als wenn jemand versucht hätte, sie am Boden zu halten. Das müssen wir fotografieren, Mr. Andrews – es könnte wichtig sein. Sagen Sie, Doktor, was halten Sie von diesem Gesicht?«
    Der Doktor sah aus, als wollte er sich das Gesicht lieber gar nicht erst anschauen. Nach vielem Gegreine aber rang er sich dann doch dazu durch, seine Meinung zum besten zu geben.
    »Soweit man sagen kann – denn nach dem Tod sind viele Veränderungen eingetreten –«, meinte er zögernd, »ist das Gesicht um Nase und Lippen aufgerauht oder versengt worden. An Nasenrücken, Hals oder Stirn ist davon aber nichts zu sehen – ts-ts –, sonst hätte ich es für einen starken Sonnenbrand gehalten.«
    »Könnte es eine Chloroform-Verätzung sein?« schlug Parker vor.
    »Ts-ts-ts«, machte der Arzt verärgert, weil er nicht selbst auf diesen Gedanken gekommen war. »Ich wollte, die Herren von der Polizei hätten es nicht immer so eilig. Sie wollen immer alles auf einmal wissen. Ich wollte gerade sagen – wenn Sie mir nicht zuvorgekommen wären –, daß ich dieses Aussehen, wie gesagt, eben nicht einem Sonnenbrand zuschreiben kann und deshalb eine Möglichkeit wie die von Ihnen genannte in Betracht kommt. Ich kann nicht sagen, daß es

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