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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hinein, der ihn für die nächste Beichte daran erinnern sollte, daß er der Sünde der Neugier verfallen war.

20
Mord
    Siegfried: »Was hat das zu bedeuten?«
Isbrand: »Nur eine kleine Entführung, weiter nichts.«
    BEDDOES: DAS SCHWANKBUCH DES TODES
    Auch Parker hatte eine enttäuschende halbe Stunde hinter sich. Miss Whittaker schien sich nicht nur ungern fotografieren zu lassen, sondern auch alle existierenden Bilder, die sie in die Finger bekommen konnte, kurz nach Miss Dawsons Tod vernichtet zu haben. Natürlich waren gewiß viele von ihren Freunden im Besitz eines Bildes – vor allem selbstverständlich Miss Findlater. Aber Parker war sich nicht sicher, ob er wirklich diesen Sturm im Wasserglas entfachen sollte. Miss Climpson würde natürlich eines beschaffen können. Er ging in die Nelson Avenue. Miss Climpson sei ausgegangen, und vorhin habe schon ein andrer Herr nach ihr gefragt. Mrs. Budges Augen traten vor Neugier fast aus ihren Höhlen – Miss Climpsons »Neffe« und seine Freunde wurden ihr offenbar langsam verdächtig. Dann suchte Parker nacheinander alle Fotografen im Ort auf. Es gab ihrer fünf. Zwei von ihnen waren im Besitz von Gruppenaufnahmen, die jeweils ein unkenntliches Konterfei von Miss Whittaker bei allen möglichen Lokalereignissen zeigten. Offenbar hatte sie sich in Leahampton nie porträtieren lassen.
    Von Miss Findlater erhielt er dagegen mehrere sehr gut erkennbare Porträts. Sie war ein unscheinbares Ding mit blonden Haaren und reichlich sentimentalem Blick – etwas pummelig und halbwegs hübsch. Parker schickte die Bilder mit der Anweisung nach London, sie zusammen mit einer Beschreibung der Kleider, in denen Vera Findlater zuletzt gesehen worden war, an alle Polizeidienststellen zu verteilen.
    Die einzigen fröhlichen Menschen am Tisch im »George« waren der zweite Polizist, der sich nett mit ein paar Garagenbesitzern und Wirten unterhalten hatte, von denen er vielleicht ein paar Informationen zu erhalten hoffte, und der Polizeipräsident, der sich in seiner Ansicht bestätigt sah und triumphierte. Er hatte mit verschiedenen Polizeistationen telefoniert und dabei erfahren, daß der Wagen mit dem Kennzeichen XX 991 tatsächlich letzten Montag von einem Straßenwachtfahrer an der Straße nach Crow’s Beach gesehen worden war. Da er schon immer behauptet hatte, an dem Ausflug nach Crow’s Beach sei bestimmt nichts faul, glaubte er jetzt über den Mann von Scotland Yard frohlocken zu können. Mißmutig mußten Wimsey und Parker zustimmen, daß es das beste sei, nach Crow’s Beach zu fahren und dort weitere Nachforschungen anzustellen.
    Inzwischen hatte einer der Fotografen, dessen Vetter in der Redaktion des Leahampton Mercury arbeitete, bei dieser stets aktuellen Zeitung angerufen, die gerade in Druck gehen sollte. Einer Vorankündigung unter »Letzte Meldungen« folgte daraufhin eine Sonderausgabe; jemand hatte die Londoner Evening News angerufen, die es prompt aufs Titelblatt brachte; damit war das Öl im Feuer, und am folgenden Morgen erschienen der Daily Yell, die Daily Views, der Daily Wire und die Daily Tidings, die allesamt unter Mangel an aufregenden Neuigkeiten litten, mit kühnen Schlagzeiten über verschwundene junge Frauen.
    In Crow’s Beach allerdings, einem hübschen, wohlanständigen Seebad, war von einer Miss Whittaker, Miss Findlater oder einem Wagen mit der Nummer XX 9917 nichts bekannt. Kein Hotel hatte sie beherbergt, keine Garage ihren Wagen aufgetankt oder repariert; kein Polizist hatte sie beobachtet. Der Polizeipräsident hielt an seiner Unfalltheorie fest, und es wurden Suchtrupps ausgeschickt. Aus ganz England trafen Telegramme bei Scotland Yard ein. Man wollte sie bei Dover, Newcastle, Sheffield, Winchester und Rugby gesehen haben. In Folkstone hatten zwei junge Damen auf sehr verdächtige Weise Tee getrunken; am Montag abend war ein Wagen zu später Stunde sehr geräuschvoll durch Dorchester gefahren; in Alresford war eine dunkelhaarige junge Frau kurz vor der Polizeistunde »ganz aufgeregt« in ein Wirtshaus getreten und hatte sich nach dem Weg nach Hazelmere erkundigt. Aus all diesen Meldungen pickte Parker den Bericht eines jungen Pfadfinders heraus, der am Samstag morgen meldete, er habe vergangenen Montag zwei junge Damen mit Wagen in den Dünen nicht weit von Shelly Head beim Picknick beobachtet. Der Wagen sei ein Austin Sieben gewesen – das wisse er, weil er sich für Autos interessiere (bei einem Jungen in seinem Alter eine unanfechtbare

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