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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Nase spitz war, ihr
Haar dünn und glatt um den Kopf gebürstet, machte sie nicht den Eindruck einer
berauschenden Schönheit.
    Mister
Coolwater fragte mich geradeheraus: »Was verschafft mir schon wieder die Ehre,
Mylord ?«
    Ich
sprang aus der Kutsche. Onkel Berni mir nach, während Cookie Pott den Wagen
wendete. Ich näherte mich Mister Coolwater. Der ließ kein Auge von Onkel Berni:
»Seit wann habt ihr diesen Köter ?«
    Onkel
Berni knurrte.
    »Nun,
nun...«, beruhigte ich ihn und sagte zu Coolwater: »Der Hund versteht jedes
Wort. Seien Sie also vorsichtig mit unfreundlichen Äußerungen über ihn .«
    »Narrengeschwätz«,
behauptete Coolwater, so ungläubig wie unhöflich. Und wieder knurrte Onkel
Berni, diesmal noch etwas lauter.
    Es
lag mir aber nichts daran, die Wahrheit meiner Worte zu beweisen. Ich meinte
daher beiläufig: »Deswegen bin ich aber nicht hergekommen. Es handelt sich um
Geschäfte. Ich benötige ein Schiff, Mister Coolwater .«
    »Warum
denn nicht ?« sagte er verblüfft. »Ein ganzes Schiff? Oder
ein Segelboot?«
    »Kein
Segelboot, einen Raddampfer. Er soll seetüchtig sein, ein Schmuckstück und
allerbestem ausgestattet. Mehrere Kabinen... Küche... Speisezimmer...«
    »Warum
nicht gar ?« fragte Mister Coolwater. »Und die
Türklinken der Kabinen aus Gold!«
    »Gold
ist nicht nötig, Messing tut es auch .«
    »Willst
du Mylord nicht hereinbitten ?« fragte Lady Coolwater
mit ihrer spitzen Stimme, die so klang, als wollte sie einen aufspießen. Ich
lehnte dankend ab, wohl wissend, daß Coolwater seinen Tee nutzlos an mich
verschwenden würde. Ich sagte: »Wir sind sofort fertig, Mylady, und mein Hund
würde Ihnen den Teppich beschmutzen. — Übrigens: ich wußte auch nicht, daß Sie
einen Wachhund haben, Mister Coolwater .«
    »Ach
der? Weiß der Teufel, wo das Biest herkommt. Seit drei Tagen streunt er in
meinem Hof herum, ist überall wie zu Hause, läßt einerseits keinen an sich
herankommen und ist andererseits auch durch Steinwürfe nicht zu vertreiben.
Aber was geht mich das Vieh an, solange es sich manierlich benimmt und nicht ernährt
werden will... — Nun zu Ihrem Geschäft, Mylord. Der Handel mit Schiffen ist
mein Beruf. Ich könnte Ihren Wunsch wohl erfüllen. Habe da vor kurzem einen
Raddampfer erworben, der nur ein wenig hergerichtet zu werden braucht. Ein
tüchtiges Schiff. Aber wie Sie wissen, verkaufe ich nur gegen Barzahlung. Und
in dem Punkt — vermute ich — wird es doch wohl hapern? Oder haben Sie plötzlich
eine Erbschaft gemacht oder einen Schatz im Kellergewölbe gefunden ?«
    Die
Erwähnung des Schatzes machte mich begreiflicherweise stutzig. Auch Onkel Berni
blaffte kurz auf. Ich dachte mir aber, hier könne nur ein Zufall gewaltet
haben. Sicher wußte Coolwater doch nichts von Tante Turkies Schmuckkassette.
Nein, wenn ich mir sein grobschlächtiges Gesicht ansah, konnte ich jeden
Verdacht fallenlassen.
    Ich
besann mich und antwortete: »Leider nicht, keine Erbschaft und keinen Schatz.
Und doch... Leihen Sie mir den Dampfer, Mister Coolwater. Komme ich aus Amerika
zurück, werden Sie doppelt bezahlt !«
    »Ach,
daher weht der Wind! Nein, nein, Mylord, jetzt oder nie. Ich bin zwar
großzügig, und das wissen Sie. Daher mache ich Ihnen folgenden Vorschlag: wir
tauschen! Bloodywood-Castle gegen die Fliegende Wolke, so heißt das Schiff. Es
ist für mich zwar ein mehr als schlechtes Geschäft — aber ich tue es Ihnen
zuliebe...«
    Lady
Coolwater hob die spitze Nase sehr steil in die Luft — sie sah sich wohl schon
als Schloßherrin ihre Gäste empfangen. Ich machte wortlos kehrt.
    Mister
Coolwater rief hinter mir her: »Überlegen Sie sich mein Angebot, Mylord !« Schon war ich in der Kutsche, Onkel Berni setzte sich
hinein. Cookie Pott schnalzte mit der Zunge, und die gute Suleika fiel in Trab.
    Hinter
uns her tönte das Geheul des grauen, zottigen Hundes. »Kümmere dich nicht
darum«, brummte Onkel Berni leise. Dann ratterten wir durch die Straßen der
kleinen Stadt Seabridge. Mit dem Bernhardiner neben mir in der Kutsche erregte
ich heute fast noch mehr Aufmerksamkeit, als wenn ich auf dem Hochrad gefahren
wäre.

Onkel Berni hat einen Plan
     
    Von
Natur aus nicht kleinmütig, fand ich doch im Augenblick wenig Grund,
hoffnungsvoll zu sein. Hatte sich zunächst die Schatzsuche als Fehlschlag
erwiesen, war nun die erwartete Abfuhr von Coolwater erfolgt. Mußte ich nicht
mißtrauisch gegenüber den Ratschlägen meiner Vorfahren werden?
    Als
die Kutsche in den

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