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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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geschieht, wenn Coolwater den Großen Koyoten mitbringt, oder wenn dieser
ihm heimlich folgt ?« fragte ich. Mein guter
Kaninchenonkel schlotterte und benahm sich etwa so, als habe soeben er ein
Gespenst gesehen. »Der darf nicht ’rein, der darf nicht ’rein !« rief er, immer wieder. Doch Onkel Berni versicherte: »Überlaß ihn mir .«
    Schön
und gut! Ich war zwar bereit, volles Vertrauen zu Onkel Berni zu haben. Was
aber, wenn der Große Koyote auf geheimem Weg und unbemerkt ins Haus kam? War
denn nicht auch er ein Gast aus dem Jenseits? Kriegte er Onkel Rab dann
vielleicht heimtückisch und von hinten im Genick zu fassen, während dieser als
»Ermordete Nonne« durch die Halle wimmerte? Und was wurde dann aus dem ganzen
Spuk?
    Am
Nachmittag war ich wieder bei Coolwater, der sich nicht wenig wunderte, als
meine Kutsche erneut in den Hof rollte und ihn Onkel Berni mit runden Augen
musterte, mit Augen, in denen, nur für mich sichtbar, die reinste Schadenfreude
glomm.

Ich wette mit Mr. Coolwater
     
    Ich
will es kurz machen. Als ich Mister Coolwater mitteilte, daß ich mir seinen
Vorschlag überlegt hätte, veränderte sich sein Benehmen. Wonne der Befriedigung
übergoldete sein Gesicht. Vorschnell sah er sich schon als Herr auf
Bloodywood-Castle. »Kommen Sie herein, Mylord«, rief er, »im Sitzen plaudert es
sich besser .« Und zum Haus gewendet, schmetterte er:
»Mary, Tee für Mylord...«
    »Mein
Hund...«, sagte ich und deutete auf Onkel Berni. »Mein Hund ist gewöhnt, mir
überallhin zu folgen .«
    »Schlecht
erzogen, die Bestie! Aber mir soll’s gleich sein. Hereinspaziert immerhin — bei
meiner Seele, das Vieh ist ja groß wie ein Elefant — sagen wir, wie ein Pferd,
sagen wir, wie ein Esel...«
    Onkel
Berni knurrte, und Coolwater betrachtete ihn mit gerunzelten Brauen, indem er
einen Schritt zurücktrat. »Ich wollte sie ja nicht beleidigen, mein Herr !«
    »Natürlich
wollten Sie das«, blaffte Onkel Berni.
    Coolwater
wurde bleich wie die Wand. Und mir trat der Schweiß auf die Stirn.
Glücklicherweise half mir Coolwater selbst aus der Verlegenheit, in dem er
fragte: »Sind Sie Bauchredner, Mylord? Ich sah mal einen im Zirkus — es klang
genauso !«
    »Es
war nur ein kleiner Scherz von mir«, sagte ich, »manchmal redet mein Bauch von
alleine .« Und Onkel Berni gab ich einen Stups mit dem
Knie, den er sehr gut verstand. Wenn er sich nochmals vergaß, dann gefährdete
er unser ganzes Vorhaben.
    Als
wir nun über die kleine Treppe ins Haus traten, erhob draußen der Große Koyote
seine Stimme. Sein Heulen hallte schauerlich im Hof wider. Dem möchte ich nicht
nachts in einem dunklen Klostergewölbe begegnen, dachte ich. Und auch Cookie
Pott, der im hellen Sonnenlicht Suleika Zuckerstückchen vor die weiche Schnauze
hielt, zog den Kopf ein und packte die Peitsche fester, um sich gegebenenfalls
zu verteidigen. Ich verstand seine Besorgnis, wußte Cookie Pott doch gleich
mir, daß der Große Koyote kein gewöhnlicher Präriehund war.
    Onkel
Berni wendete auf der obersten Treppenstufe sein
    Haupt
und blaffte dreimal kurz zurück. Das genügte. Der Große Koyote verzog sich
irgendwohin. Mister Coolwater hätte den Stein gar nicht nach ihm zu schleudern
brauchen. »Lästige Bestie«, sagte er. Er wußte also nicht, was es mit dem
Großen Koyoten für eine Bewandtnis hatte.
    Doch
genug von diesem. Lady Coolwater deckte in aller Eile den Tisch mit feinstem
Chinaporzellan und brühte Tee auf. Wir nahmen am runden, mit einem
Spitzendeckchen versehenen Tisch Platz. Und Coolwater kam zur Sache: »Ich freue
mich, daß Sie meinen Vorschlag annehmen. Das ist sehr vernünftig von Ihnen.
Also: Schiff gegen Burg — die Fliegende Wolke gegen Bloodywood-Castle!«

    »Wenn
Sie unbedingt darauf bestehen, Mr. Coolwater«, entgegnete ich bedächtig. »Ich
halte es jedoch für meine Pflicht, Ihnen abzuraten. Ich möchte später keine
Vorwürfe hören. Es wäre klüger, wenn Sie meinen Vorschlag annähmen, nämlich mir
das Schiff zu borgen, bis ich zurückkehre. Dann werde ich Sie auf Heller und
Pfennig bezahlen — «
    »Pah!
Ihre Versprechungen... ich will ja nicht Heller und Pfennig, ich will Ihr altes
Gemäuer !«
    »Regnet
es denn durchs Dach ?« säuselte Mrs. Coolwater.
    »Das
auch«, sagte ich.
    »Aber
das läßt sich richten. Es gibt nichts, was Coolwater nicht reparieren könnte.
Sie werden Bloodywood-Castle nicht wiedererkennen, wenn Sie zurückkommen !«
    »Hm
—«, machte ich. »Wenn Sie dann noch darin

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