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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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einzustimmen.

Ich hege schlimme Befürchtungen
     
    Tante
Turkie und Onkel Rab empfingen uns neugierig am Hoftor. »Klappt’s? Hat er
eingewilligt? Gilt die Wette ?« Später, im Kaminzimmer,
gab ich das Gespräch in allen Einzelheiten wieder. Da freuten sie sich. Sie
waren so ausgelassen, daß ich es nahezu unangemessen fand. Als ich jedoch
berichtete, daß der Große Koyote die Unterredung mit Mr. Coolwater durch den
Kamin belauscht hatte, da bäumte sich Onkel Rab auf, er machte Männchen und
blieb so, als sei er starr und stocksteif. »Ach, wäre er doch hineingeplumpst«,
japste er und schlackerte mit den Ohren.
    »Angstkaninchen«,
blaffte ihn Onkel Berni an. »Nimm es doch endlich einmal mit ihm auf .«
    »Er
kann uns einen Strich durch die Spukrechnung machen«, gab auch Tante Turkie zu
bedenken.
    »Unsinn,
nicht solange ich da bin«, sagte Onkel Berni zuversichtlich. »Niemals wagt er
sich ins Haus !«
    Onkel
Rabs Vertrauen in Onkel Berni war offenbar grenzenlos. Denn diese Versicherung
genügte völlig, seine gute Laune wiederherzustellen. Und als dann Tante Turkie
auch noch kollerte: »Und wenn nicht, kriegt er es mit mir zu tun«, da geriet er
vollends aus dem Häuschen und schien sich fast zu wünschen, daß der Große
Koyote den verwegenen Mut hätte, uns aufzusuchen. Mir war nicht ganz so wohl in
meiner Haut, vielleicht auch plagte mich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich
auf den Handel mit Mr. Coolwater überhaupt eingelassen hatte. Schließlich und
endlich war er doch auch ein Mensch, und seine Frau eine Lady.
    »Treibt
es nicht zu toll«, bat ich. »Ich wünsche nicht, daß jemand zu Schaden kommt,
einen Herzschlag erleidet. Es sollen schon Leute vor Grauen erstickt sein...«
    »Vor
mir ist noch niemand vor Grauen erstickt !« Onkel Rabs
Schnurrbarthaare zuckten. »Wir wollen einen Plan machen... Das gewöhnliche
Poltern, Rütteln und Ratteln ist bestimmt zu wenig und reiner Kinderkram !«
    »Natürlich«,
sagte Tante Turkie. Sie funkelte unternehmungslustig mit den Augen. »Erinnert
ihr euch noch, wie damals der alte Lord... nun, ich darf ja keine Namen nennen,
also wie er durch das Erscheinen der kopflosen Nonne erschreckt wurde und
tagelang keinen Bissen herunterbrachte ?«

     
    »Ach«,
übertrumpfte sie Onkel Rab, »natürlich erinnere ich mich. Aber die
Knochenfinger um den Hals der Lady — ich will auch keine Namen nennen... die
waren doch auch nicht schlecht .«
    »Zuerst
erbebte ihr Bett, und ihre Decke wurde weggezogen...« brummte Onkel Berni.
    »Ja,
und dann bewegte sich ihr Kleiderschrank ganz langsam auf sie zu...«
    »Bis
aus dem Treppenhaus der Erhängte wimmerte, jei-jei-jei-hihi — sie fegte im
Nachtgewand herum und hatte einen Schreikrampf !«
    »Und
dann flog ihr eine Porzellanvase an den Kopf«, begeisterte sich Tante Turkie.
    »Nein,
die Kommode plumpste um !« schrie Onkel Rab voller
Eifer, »es war bestimmt die Kommode, und dabei platschte die Vase herunter, so war
es!«
    »Auf
jeden Fall zerkrachte der Spiegel...«
    »Und
der Kronleuchter sauste mit Gebrüll von der Decke !«
    »Mit
Gebrüll ?« wagte ich zu zweifeln.
    »Mit
Gebrüll«, sagte Onkel Berni. »Es war nämlich ein Kronenleuchter aus
Hirschgeweihen, besser noch, aus Hirschköpfen. Und diese Köpfe röhrten, es
klang wie Gebrüll !«
    »Ach
so —.« Ich sah meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Noch einmal bat ich
meine Vorfahren inständig, es nicht zu toll zu treiben.
    »Willst
du die Wette gewinnen oder nicht ?«
    »Natürlich
will ich das. Aber vielleicht genügen dazu schon harmlosere Streiche!
Versprecht mir wenigstens, es zunächst damit zu versuchen .«
    »Mit
kleinen Stöhnern, Seufzern, Röcheln, Gurgeln... nun, das kann auch sehr
wirkungsvoll sein, aber...«
    »Versprecht
es, oder ich mache alles rückgängig !«
    »Das
bringst du fertig? Also gut, wir versprechen es !«
    »Ich
soll nicht das ruhelose Skelett spielen ?« jammerte
Onkel Rab.
    »Es
ist schon sehr fürchterlich, wenn du Klavier spielst und dazu singst«, sagte
ich. Er verzog sich gekränkt in eine Ecke. Geplagt von Zweifeln, ging ich ins
Bett. Sie hatten alle drei einen gar zu treuherzigen Ausdruck, als sie mir eine
gute Nacht wünschten. Später hörte ich sie noch lange in der Halle kichern und
herumgeistern, ehe mir die Augen zufielen. Ich vermutete, sie ergötzten sich an
weiteren Plänen.
    Schwer
war es, sich vorzustellen, daß sie einmal würdige Menschen gewesen sein
sollten.

Meine Vorfahren proben

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