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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Sie hatte ihn mit einem Schwert bedroht. Sie hatte ihn zur Rede gestellt, weil er angedeutet hatte, sie sei eine Dirne. Und sie war nicht einmal für einen Batzen Geld bereit, ihn zu hintergehen. Wunderbar.
      Hetty nippte genüsslich an ihrem Brandy. Die Kleine konnte zwar tatsächlich eine habgierige Dirne sein, die auf ein Vermögen hoffte, aber sie hielt es für höchst unwahrscheinlich. Sie hatte es in der Welt nicht so weit gebracht, ohne eine gewisse Menschenkenntnis zu erwerben, und sie hätte schwören können, dass Miss Butterfield eine Frau mit Charakter war. Die junge Dame hatte nicht behauptet, unsterblich in Oliver verliebt zu sein, obwohl es für sie von Vorteil gewesen wäre. Und sie hatte Stolz und Rückgrat bewiesen, indem sie sich behauptet hatte.
      Oliver hatte das arme Mädchen offensichtlich durch geschickte Manipulation dazu gebracht, bei dieser Farce mitzumachen – hinter den Kulissen ging etwas Verdächtiges vor sich. Aber das hieß nicht, dass es nicht trotzdem gelingen konnte.
      Zum einen war Miss Butterfield Olivers Typ – blond, drall und blauäugig –, und er fand sie eindeutig attraktiv. Normalerweise mied er jedoch unschuldige junge Damen, denn er hatte größte Angst davor, in die Heiratsfalle zu tappen. Und Miss Butterfield war eindeutig eine unschuldige junge Dame – wie ihre entsetzte Reaktion auf das Wort »Schwanz« eindrucksvoll bewiesen hatte.
      Trotzdem hatte Oliver sie ausgewählt, statt eine von seinen Tänzerinnen oder eine Dirne zu nehmen, was ihm viel eher entsprochen hätte. Er dachte zweifellos, seine alte Großmutter hätte Einwände gegen die Heirat, weil Maria nicht aus gutem Hause stammte. Ha! Da kannte er sie aber schlecht. Sie würde ihn auch mit der Tochter eines Fischhändlers verheiraten, wenn er sich nur endlich häuslich niederließ.
      Aber das durften er und Miss Butterfield natürlich nicht erfahren. Etwas Widerstand von der furchterregenden Matriarchin, die Hetty so gern spielte, sorgte sicherlich dafür, dass die beiden sich gegen sie verbündeten. Und wenn sie das taten, führten sie auch vertrauliche Gespräche und lernten, einander zu vertrauen und … mit etwas Glück verliebten sie sich vielleicht sogar ineinander.
      So viel war sie Oliver schuldig. Sie hatte es zu verantworten, dass er sich diesen Schutzpanzer der Verderbtheit zugelegt hatte, den er gar nicht mehr ablegen wollte, weil er glaubte, er würde sein ganzes Wesen ausmachen.
      Aber sie wusste es besser. Oliver besaß durchaus die Fähigkeit zu menschlicher Größe. Er musste es nur zulassen, dass sie aus seinem tiefsten Inneren zum Vorschein kam. Und dabei würde ihm Miss Butterfield helfen, davon war Hetty überzeugt.
      Und sie irrte sich nie.
     

 
     
  8
     
        Oliver stand auf dem Königshof, der so genannt wurde, weil Heinrich der Achte ihn am liebsten mochte, als ihm das Gut gehörte. In seiner Kindheit war es auch Olivers Lieblingsplatz gewesen. Wann immer sich seine Eltern gestritten hatten, war er in diesen gepflasterten Innenhof zwischen den Gebäuden aus grob behauenem Sandstein geflohen.
      Er schaute hinauf zu den Sternen und dachte daran zurück, wie er als Junge dort gestanden und sich gewünscht hatte, einfach davonfliegen zu können, um am Firmament in einer riesigen Feuerkugel aufzugehen und alles Irdische hinter sich zu lassen – das Gut, seine Rolle als Erbe eines Adelstitels und den irrsinnigen Ehekrieg seiner Eltern.
      Er lachte grimmig. Was war er nur für ein Narr gewesen! Menschen konnten nicht fliegen, und sie konnten ganz gewiss nicht ihren Fehlern entfliehen, indem sie sie in Sterne verwandelten.
      Das war äußerst bedauerlich, denn es war ein großer Fehler gewesen, seine Großmutter nach Halstead Hall einzuladen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie einen Sack voll Geld und Personal mitbringen und versuchen würde, sie alle noch abhängiger von ihr zu machen, als sie es bereits waren. Sie versuchte, ihn und seine Geschwister mithilfe ihrer Reichtümer gefügig zu machen.
      Er nahm einen großen Schluck Wein aus dem goldenen Kelch, den er in der Hand hielt. Er würde dafür sorgen, dass Großmutters Plan nicht aufging. Er durfte ihr auf keinen Fall das Regiment überlassen. Er hasste das Gut zwar, aber es gehörte immer noch ihm, und er würde es so führen, wie er es für richtig hielt.
      Plötzlich hörte er leise Schritte hinter sich. »Ihre Schwester hat mir gesagt, dass ich Sie hier finde.«
      Er stutzte, dann

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