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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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nicht, wie sie es ertragen sollte, sie nie wieder zu erleben.
      Plötzlich blieb die Kutsche stehen, und der Kutscher rief: » Mrs Tweedy’s Fine Dresses , Mylord!«
      Maria erstarrte, dann richtete sie sich voller Panik auf. Grundgütiger! Ihr Oberteil war offen, sie rekelte sich auf Olivers Schoß wie ein Flittchen, und der Kutscher öffnete jeden Augenblick die Tür!
      »Schon gut«, sagte Oliver beschwichtigend und half ihr von seinem Schoß herunter. »Es besteht kein Grund zur Eile. Meine Diener wissen, dass sie die Kutschentür nicht öffnen dürfen, wenn die Vorhänge zugezogen sind.«
      Es dauerte einen Augenblick, bis seine Worte in ihr Bewusstsein gedrungen waren, dann gefror ihr das Blut in den Adern. Er tat so etwas also ständig – sie war nur eine von vielen! Sein Gesäusel – dass er ihr zeigen wolle, was Leidenschaft sei, und sie zu seiner Mätresse machen wolle – hatte sie nur für seine Verführungskünste empfänglich machen sollen. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn sie nicht in diesem Moment vor dem Bekleidungsgeschäft angekommen wären!
      Als er ihr mit ihrem Mieder helfen wollte, schob sie seine Hand fort. »Wagen Sie es nicht! Das mache ich selbst!«
      Er sah sie so bestürzt an, dass sie beinahe an ihren Schlussfolgerungen gezweifelt hätte. Doch dann fielen ihr erneut die geschlossenen Vorhänge ins Auge, und alle Zweifel waren dahin.
      »Maria«, sagte er betroffen, »was ist denn los?«
      Ihr kamen die Tränen, doch sie unterdrückte sie entschlossen. Sie mochte sich töricht verhalten haben, aber sie würde nicht zulassen, dass er sie weinen sah. Nie und nimmer. »Gar nichts«, log sie.
      Gott sei Dank war ihre Frisur unversehrt. Während sie ihre Haube aufsetzte und sich die Pelerine um den Hals legte, bedankte sie sich im Stillen bei Betty, die ihren Zopf mit so vielen Nadeln festgesteckt hatte, dass er unverrückbar an seinem Platz blieb.
      Doch als sie versuchte, ihre Redingote allein anzuziehen, und nicht damit zurechtkam, nahm Oliver sie ihr fluchend ab und bestand darauf, ihr hineinzuhelfen.
      Als sie mit fahrigen Bewegungen an den Knöpfen herumfingerte, hielt er ihre Hände fest. »Bitte, mein Engel, was ist denn?«
      »Nennen Sie mich nicht so!« Sie entzog ihm ihre Hände. »Ich bin kein Engel, und ich bin ganz gewiss nicht Ihr Engel! Auch wenn ich Ihnen dankbar für den Unterricht in Sachen Leidenschaft bin, sollten wir das keinesfalls wiederholen.«
      Sie drückte die Klinke hinunter und öffnete die Tür, bevor er sie daran hindern konnte.
      »Zum Teufel, Maria …«, knurrte er, hielt sich aber zurück, als der Diener herbeieilte, um die Trittstufe herunterzuklappen.
      Erst jetzt wagte sie Oliver anzusehen. Er betrachtete sie mit einem gefährlichen raubtierhaften Ausdruck in den Augen.
      Sie zwang sich, den Anflug von Bedauern zu ignorieren, den sie plötzlich empfand. »Ich denke, Sie holen jetzt am besten Freddy ab. Wenn Sie wieder hier sind, sollte ich mit den Einkäufen fertig sein. Ich werde nicht lange brauchen, um mir ein paar Kleider auszusuchen, und Sie langweilen sich doch nur dabei.«
      »Das bezweifle ich sehr«, erwiderte er.
      Sie musste ihn unbedingt loswerden. Noch eine Kutschfahrt mit ihm allein würde sie nicht überleben. Sie schlug einen beschwörenden Ton an. »Bitte, mein Herr, wenn Sie bleiben, machen Sie mich nervös.«
      Das schien ihm zu denken zu geben. »Aber eine Frau kann in der Stadt nicht ohne Begleitung sein. Es ist zu gefährlich.«
      »Ich bleibe bei ihr«, sagte der Diener zu Marias Überraschung. Als Oliver ihn finster ansah, quiekte er: »Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist, Mylord.«
      Oliver wendete sich wieder Maria zu, dann seufzte er. »Na schön, John«, sagte er zu seinem Diener. »Wenn sie es wünscht. Sagen Sie der Ladeninhaberin, dass ich die Kleider bezahle, wenn ich zurückkomme.«
      Maria zuckte innerlich zusammen. Zugezogene Vorhänge … Geschenke in Form von Kleidern … Das mochte sich in der besseren Gesellschaft von England für einen Verlobten schicken, aber er würde nicht lange ihr Verlobter bleiben. Wenn sie all diese Dinge weiterhin zuließ, war ihr Ruf in den Augen der Welt ruiniert, sobald diese Maskerade vorbei war.
      Aber sie sagte nichts. In diesem Moment wollte sie Oliver einfach nur loswerden.
      »Ist es denn wirklich in Ordnung, wenn ich fahre?«, fragte er besorgt.
      »Ja.« Sie setzte ein künstliches Lächeln auf.

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