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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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»Wirklich, Eure Lordschaft, Sie müssen mich nicht ins Geschäft begleiten.«
      Dass sie »Eure Lordschaft« zu ihm gesagt hatte, machte ihn stutzig. »Wie Sie wünschen«, entgegnete er steif. Dann rief er dem Kutscher zu: »Bringen Sie mich auf dem schnellsten Weg zum Blauen Schwan !«
      Als die Kutsche davonfuhr, atmete Maria erleichtert auf. Wenigstens hatte sie eine weitere Kutschfahrt mit ihm allein verhindert, bei der er sie zu verbotenen Dingen verleiten konnte.
      Vor dem Geschäft blieb sie stehen und sagte zu dem Diener: »Bitte, John, es wäre mir lieber, wenn Sie sich gegenüber der Ladenbesitzerin nicht zur Bezahlung äußern würden. Ich möchte mich selbst darum kümmern.«
      »Aber Seine Lordschaft sagte …«
      »Ich weiß, was er gesagt hat.« Sie straffte die Schultern. »Aber ich will es eben anders.«
      John nickte verwundert. »Na schön. Aber ich muss Sie warnen, denn dieses Geschäft zählt nicht zu diesen billigen Secondhandgeschäften. Mrs Tweedy rühmt sich damit, Kleidung von höchster Qualität anzubieten. Es könnte also kostspielig werden.«
      Sie hoffte, es würde nicht zu kostspielig werden.
      Das Geschäft wirkte recht nobel. Es gab zahlreiche Hutständer mit adretten Hauben aus teurem Satin und Seide, und diverse mit Brokat und Stickereien verzierte Ballkleider von ausgezeichneter Qualität waren über Kommoden und Wäscheschränke drapiert. Die Alltagskleidung befand sich ordentlich gefaltet in offenen Schränken, und sogar die Tageskleider waren aus feinem Musselin und hochwertiger Wolle gearbeitet. Es gab Halbstiefel und Tanzschuhe, Tücher und Schals und Chemisenkleider – einfach alles, was eine Frau brauchte, um gut ausgestattet zu sein. Einen Ort wie diesen hatte sie in Dartmouth noch nie gesehen.
      Als sie sich in dem Geschäft umschaute, stellte sich ihr die Ladenbesitzerin vor. Maria erklärte ihr, dass sie ein paar Kleider benötige, und fügte hinzu: »Ich besitze übrigens sehr modische Trauerkleidung in den verschiedensten Materialien und Macharten. Wären Sie vielleicht an einem Tauschgeschäft interessiert?«
      Die Frau sah sich Marias schicke Redingote an und sagte: »Ganz gewiss, Miss, wenn die Sachen von guter Qualität sind. Es gibt immer Damen, die Trauerkleidung benötigen, und modische ist nur schwer zu bekommen.«
      Maria trennte sich nur ungern von ihren Kleidern, aber wenn die Angelegenheit mit Oliver erledigt war, konnte sie die neu erworbenen Stücke nötigenfalls einfärben. Sie musste nur noch zwei Monate Trauer tragen, und wenn sie England verließ, brauchte sie vielleicht gar keine Trauerkleidung mehr. Außerdem hatte sie noch das schwarze Kleid, das sie nach dem Kleidertausch im Bordell mitgenommen hatte.
      Sie vereinbarten, dass Mrs Tweedys Gehilfe mit John zu der Pension fahren sollte, in der Maria und Freddy gewohnt hatten, um ihre Koffer zu holen. Bevor John ging, nahm sie ihn zur Seite.
      »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie über meine Trauerkleidung Stillschweigen bewahren, vor allem gegenüber Mrs Plumtree. Es ist sicher auch im Sinne Seiner Lordschaft. Ich habe einen Ring, den ich Ihnen anbieten …«
      »Nein, Miss, meine Diskretion kostet Sie nichts. Es ist meine Aufgabe, über das Kommen und Gehen Seiner Lordschaft Stillschweigen zu bewahren. Und das umfasst auch seine Verlobte.«
      Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. »Vielen Dank!«
      John knetete nervös die Krempe seines Huts und schaute zur Ladentür, dann wieder zu Maria. »Sagen Sie, Miss, hat Seine Lordschaft in der Kutsche irgendetwas getan, das Sie verletzt hat?«
      »Nein«, log sie.
      John machte ein skeptisches Gesicht. »Es sieht ihm nicht ähnlich, einer jungen Dame Schaden zuzufügen, aber vielleicht hat er sich von seinen Gefühlen mitreißen lassen, weil Sie seine Verlobte sind und so weiter. Ich möchte Sie nur wissen lassen, dass ich … wenn Sie wünschen … wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann …«
      »Das ist ganz reizend von Ihnen«, sagte Maria gerührt. »Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ihr Herr war sehr freundlich zu mir.«
      »Na gut, also dann!« Nach einer raschen Verbeugung machte sich John zusammen mit dem Gehilfen auf den Weg.
      Oliver war tatsächlich in vielerlei Hinsicht freundlich zu ihr gewesen. Er hatte sein Wort gehalten und Mr Pinter beauftragt. Er hatte angeboten, ihr Kleider zu kaufen, und er war Freddy gegenüber nachsichtiger gewesen, als man von ihm verlangen

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