Lord Tedric 02 - Raumpiraten
schien. Während dieser Zeit begannen sich Zweifel in Tedric zu regen. Bisher hatte er immer geglaubt, die Wissenden hätten ihn aus einem bestimmten Grund in dieses Universum gebracht. Er fragte sich, was dieser Grund sein könnte. Er überdachte noch einmal alle Ereignisse, die er während seines Aufenthaltes im Empire durchlebt hatte, doch nichts gab ihm Aufschluß über den Sinn und Zweck seines Hierseins.
Dann hatte er plötzlich einen Traum. Zumindest glaubte er zuerst, es sei ein Traum. In diesem Traum (oder dieser Vision) verließ sein Geist seinen Körper und durchquerte den Raum in Richtung auf den Planeten Prime am Rand der Galaxis. Hier sprach er mit einem der Wissenden, der ihm eröffnete, daß Tedric auf bestimmte, nicht näher definierte Weise ein Hellseher war, und daß ihn diese Kräfte, nicht aber die Wissenden, zu seinen bisherigen Aktionen veranlaßt hatten. Tedric war jederzeit Herr über sich selbst, er bestimmte seinen Weg allein. Man hatte ihn zwar aus einem bestimmten Grund in dieses Universum gebracht, jedoch als Anführer, nicht als Gefolgsknecht. Der Wissende sprach weiterhin von bestimmten dunklen Kräften, die versuchten, die Kontrolle über das ganze Universum an sich zu reißen, und gab zu, daß die roten Wolken im Bereich des Wykzlimperiums etwas mit diesen Machenschaften zu tun hatten.
Tedrics Geist kehrte zum Körper zurück, und er beschloß, mit aller Kraft den Zielen der Wissenden zu dienen, auch wenn er diese Ziele nicht kannte.
Doch als sie die Erde erreichten, kam ihnen nicht der Imperator zur Begrüßung entgegen, sondern die Wachsoldaten der Garde. Tedric, Nolan und Keller wurden wegen Meuterei im Weltraum verhaftet und im imperialen Gefängnis eingesperrt.
Diese Zeit würde Tedric nie in seinem Leben vergessen. Nicht einmal in den Minen von Evron 11, verschüttet unter Millionen Tonnen von Gestein und Felsen hatte er sich so völlig unterlegen gefühlt. Captain Maillard trug daran keine Schuld. Er hatte bestimmt getan, was in seiner Macht stand. Es war Matthew Carey, der sie einsperren ließ. Dieses Vorgehen würde Tedric ihm nie verzeihen, ebensowenig wie die schwere Prüfung, die ihm bevorstand.
Die drei Männer befanden sich in einer Gemeinschaftszelle unter den Straßen von New Melbourne, der kaiserlichen Hauptstadt auf der Erde. Die Zelle war ein kahler Raum, deren Wände, Decke und Boden dick gepolstert waren. Es gab keinen sichtbaren Ein- oder Ausgang. In einer Ecke stand eine Plastikbox mit konzentrierter Nahrung in Tablettenform. Der Vorrat reichte bei genauer Einteilung für mehrere Tage, vielleicht für eine ganze Woche. Tedric hoffte, daß eine Rationierung nicht nötig sein würde. Er plante, dieses Gefängnis so schnell wie möglich zu verlassen.
Doch Phillip Nolan lachte.
»Entschuldige, Tedric, jedesmal vergesse ich, wo du herkommst. Wie willst du es anstellen, hier herauszukommen? Du willst doch wohl keinen Fluchtversuch riskieren?«
»Wenn es nötig wäre, würde ich es versuchen. Doch ich glaube nicht, daß es soweit kommen wird.«
»Dann bist du im Irrtum – du hast gleich zweimal geirrt.«
Nolan hockte sich auf den Boden. Er war weich und verhältnismäßig bequem.
»Erstens einmal bringt dich nur ein Fluchtversuch aus dieser Zelle heraus, doch zweitens ist es unmöglich, von hier zu entkommen. Dies ist nicht nur ein Loch im Boden, in das man unbequeme Zeitgenossen hineinsteckt. Dies ist das imperiale Gefängnis. Man hat es vor etwa tausend Jahren gebaut, um unverbesserliche Übeltäter wie uns darin verschwinden zu lassen. Noch nie ist einer aus diesem Gefängnis entkommen. Ich wage sogar zu behaupten, daß es noch nie jemand ernsthaft versucht hat, denn es ist unmöglich. Siehst du irgend eine Tür, ein Fenster? Hier kommt niemand heraus, nicht einmal das mikroskopisch kleinste Lebewesen.«
Auch Ky-shan, der Wykzl, teilte mit ihnen die Zelle, doch er sprach nur, wenn er dazu aufgefordert wurde. Und im Moment beachtete ihn keiner.
Nachdenklich sagte Tedric: »Irgendwann muß man uns zur Gerichtsverhandlung hier abholen.«
Keller, der an der Wand lehnte, unterbrach ihn: »Das stimmt, Sir. Sie müssen uns eine faire Verhandlung geben. Schon einmal, während meiner Dienstzeit als Matrose auf einem Raumschiff, war ich des Diebstahls angeklagt. Der Captain war verpflichtet, eine Gerichtsverhandlung abzuhalten, ich konnte ihn überzeugen, daß ich unschuldig wie ein frisch geborenes Baby war.«
»Und warst du das wirklich?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher