Lord Tedric 02 - Raumpiraten
fragte Wilson.
»Nein, nur so ein unbestimmtes Gefühl.«
Wilson und die anderen nickten. Jeder von ihnen hatte es schon lange aufgegeben, gegen Tedrics Gefühle zu argumentieren, denn meistens trafen sie zu. Der Grund dafür war Tedrics Herkunft. Er war nicht im Empire geboren worden, er stammte nicht aus diesem Universum. Tedric kam aus einer anderen Sphäre, von einem anderen Ort, aus einer anderen Zeit. Die wissenden, mysteriösen Bewohner des Planeten Prime hatten in ihrer Allmacht Tedric aus seinem Universum herausgepflückt und in dieses verpflanzt.
Tedric wußte genau, daß sein Hiersein einen besonderen Grund hatte. Er wußte auch, daß dieser Grund das zukünftige Schicksal und die Rettung nicht nur des Imperiums, sondern der ganzen menschlichen Rasse betraf. Doch genaue Einzelheiten kannte er nicht. Erst nach langen Überlegungen hatte er sich endlich entschlossen, sich nicht weiter den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die er nicht kannte, und so war er zu den Raumpiraten gestoßen. Kannte man Tedrics bisheriges Leben und seine Erfahrungen, so ergab diese Tatsache durchaus einen Sinn.
Er war vor etwas drei Normaljahren zum ersten Mal im Empire aufgetaucht, um auf dem künstlichen Planeten Nexus die Ausbildung der imperialen Akademie des Korps der Einhundert zu absolvieren. Das Korps war während der letzten ruhmvollen Periode des Imperiums vor dem Krieg mit den Wykzl entstanden. Ursprünglich hatte man, dem Namen entsprechend, nur die hundert besten Männer des Empire in dieses Korps aufgenommen. Doch der alte Korpsgeist geriet in Vergessenheit, der Zustrom zur Akademie wurde immer stärker, so daß bei Tedrics Aufnahme mehrere tausend Männer dem Korps angehörten, von denen nur die wenigsten jemals aktiven Dienst leisteten.
Tedric verbrachte zwei Jahre auf der Akademie. Er brillierte durch harte Arbeit und führte aufgrund seines athletischen Körperbaus die sportliche Elite der Akademie an. Nolan und Matthew Carey absolvierten zusammen mit Tedric den gleichen Kadettenlehrgang. Vor einem Jahr hatten dann alle drei ihre Zulassung zum Korps der Einhundert erhalten. Jeder von ihnen wählte den aktiven Dienst.
Nolan blieb als drittem Sohn in seiner Familie keine andere Wahl. Carey, der seinen Vater in dessen Abwesenheit vertrat, hielt es für ganz nützlich, die Kontrolle über das Korps zu haben, und Tedric, der Fremde, wählte den aktiven Dienst, weil er glaubte, daß die Wissenden von Prime es so wollten.
Nach dem Abschluß der Akademie erhielten die drei Männer zusammen mit den übrigen Kadetten, die sich zum aktiven Dienst entschlossen hatten, ihre Einberufung an Bord des riesigen Flottenkreuzers Adlerauge, der kurz darauf zu einem Planeten namens Evron 11 starten sollte, wo die Submenschen, die in den Dalkaniumbergwerken arbeiteten, eine Rebellion angezettelt hatten und dadurch den Handel im gesamten Imperium lahmzulegen drohten. Dalkanium war ein seltenes transuranisches Element, unbedingt notwendig zum Betrieb des N-Raum-Antriebes. Der Planet Evron 11 war einer der wenigen Nachschublieferanten für Dalkanium im Empire.
Zwischen Phillip Nolan und Matthew Carey bestand schon seit ihrer Kindheit eine starke Rivalität. Die Schicksalskurven ihrer beiden Familien waren genau entgegengesetzten Richtungen gefolgt. Während die Bedeutung der Nolan-Familie immer mehr sank, errang die Carey-Familie Ansehen und Reichtum. Tedric hatte mit Nolan Freundschaft geschlossen, weil er auch hier glaubte, daß die Wissenden es so wünschten. Als die Adlerauge Evron 11 erreichte, befahl Carey, der das Kommando an Bord hatte, Tedric, mit einer Mannschaft auf dem Planeten zu landen und Kontakt zu den rebellischen Bergarbeitern aufzunehmen. Tedric wählte nur zwei Mann zu diesem Unternehmen aus. Einer war Nolan, der andere der Submensch-Matrose Keller, Assistenzsteward III. Klasse, der früher einmal in den Minen gearbeitet hatte und hoffte, dort seine Frau wiederzufinden.
Die Situation auf Evron 11 wurde noch mehr durch die Anwesenheit eines schwerbewaffneten Wykzl-Schlachtschiffes im Orbit des Planeten kompliziert. Nach Beendigung des Krieges vor etwa 100 Jahren waren die Wykzl nicht mehr auf Reichsterritorium vorgedrungen. Niemand wußte daher, was der Grund für ihre Anwesenheit war. Das Wykzlschiff selbst ignorierte alle Versuche der Adlerauge, mit ihm Funkkontakt aufzunehmen.
Tedric, Nolan und Keller hatten kaum die Oberfläche von Evron 11 betreten, als sie von den Rebellen überwältigt und gefangengenommen
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