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Lord Tedric 02 - Raumpiraten

Lord Tedric 02 - Raumpiraten

Titel: Lord Tedric 02 - Raumpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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abheben, wird alles gleichzeitig geschehen, die Ereignisse werden sich überstürzen. Es bleibt dann keine Zeit mehr, sich aneinander festzuhalten.«
    »Ich werde mich unsichtbar machen, wie ein Geist«, lächelte sie.
    Und Tedric glaubte beinahe, daß Alyc auch das fertigbrachte, wenn sie es wollte.
    Wilson hob die rechte Hand und begann die letzten Sekunden vor dem Start abzuzählen. Im Heck des Schiffes röhrte und heulte der N-Raumantrieb. Der Fußboden vibrierte von der gebändigten Kraft ungeheurer Energien. Wilson zählte:
    »Zehn ...  neun ...  acht ... sieben ...«
    Tedric bediente die Kontrollinstrumente, eine relativ einfache Aufgabe. Welche Route auch immer sie einschlugen, um Narabia zu verlassen, überall würde das magnetische Feld auf sie warten. Deshalb war es am günstigsten, den kürzesten Weg zu fliegen. Die nötige Geschwindigkeit war kein Problem. Um den Hitzering zu durchbrechen, mußte die Vishnu nur die zehnfache Beschleunigung eines normalen Starts entwickeln. Die Adlerauge befand sich gegenwärtig auf der entgegengesetzten Seite des Planeten im Orbit und bedeutete keine Gefahr. Diese Tatsache befriedigte Tedric irgendwie. Sollte die Vishnu tatsächlich verglühen, war niemand in der Nähe, um ihren Untergang mitzuerleben. Tedric war der Meinung, der Tod eines Menschen sei seine ureigenste Privatsache, die keinen anderen etwas anging.
    »Sechs ...  fünf ...  vier ...«, zählte Wilson.
    Ky-shan saß am Funkgerät. Die Adlerauge hatte keinerlei Versuch mehr unternommen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, und insgeheim war Tedric froh darüber. Die Aufforderung, sich zu ergeben, wäre zu diesem Zeitpunkt eine zu große Versuchung gewesen. Alyc und Ky-shan hatten sich unauffällig in eine Ecke des Kontrollraumes zurückgezogen. Keller stand hinter Ky-shan und kaute an seinen langen Fingernägeln. Nolan saß in einem Sessel und hielt die Augen geschlossen. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Trotzdem lächelte er, ein verzweifeltes, freudloses Lächeln, doch er lächelte.
    »Drei ...  zwei ...  eins ...«, murmelte Wilson.
    Tedric beugte sich vor und legte seine Hand auf den Beschleunigungshebel. Um ihn herum herrschte angespanntes Schweigen. Alle hielten den Atem an, auch er, Tedric selbst. Die Luft in seinen Lungen erschien ihm so süß, so köstlich, weil es vielleicht die letzte war, die er jemals atmen würde.
    »Null!«, schrie Wilson.
    Tedric zog den Hebel herunter.
    Die Vishnu reagierte sofort mit einem unwahrscheinlichen Schub. Wie ein Geschoß aus dem Lauf eines Gewehrs – nur sehr viel schneller – schleuderte sich das Schiff von der Oberfläche Narabias in den Raum hinaus.
    Tedric versuchte, die Ereignisse auf dem Bildschirm über seinem Kopf zu verfolgen, doch alles bewegte sich unwahrscheinlich schnell. Er sah nur einen farbigen Blitz – blau – der Himmel – dann tanzende gelbe Flecken – die Sterne. Das alles geschah in Bruchteilen von Sekunden, ihm blieb keine Zeit, seine Beobachtungen zu analysieren.
    Mit einem Schlag war die Hitze da. Tedric hatte eine allmähliche Steigerung erwartet, doch jetzt traf es ihn wie ein Blitzschlag. Die Hitze schien in seinem Inneren zu entstehen und dann nach außen durch die Poren seiner Haut zu dringen. Seine Lungen brannten. Sein Atem stand in Flammen, er konnte nichts mehr sehen, konnte nicht denken, nicht einmal mehr aufschreien. Der Schmerz überwältigte ihn. Alles um ihn herum glühte in leuchtendem Rot. Er konnte nicht mehr sitzen, doch als er auf die Füße sprang, durchdrang die Hitze vom Boden seine Stiefel und versengte ihre Sohlen.
    »Wir schaffen es nicht«, sagte Wilson ruhig. Ein Roboter wie er kannte keinen Schmerz. »Wir werden verbrennen.«
    Krachend ließ Tedric seine Faust auf das Armaturenbrett niedersausen, zertrümmerte die Bremsautomatik, um sicherzustellen, daß die Vishnu auch nach ihrem Tod ihren ungebremsten Flug in den offenen Raum fortsetzte. Denn er wollte nicht, daß man sie fand. Der Gedanke an irgendeinen unbekannten Matrosen, der mit kalten, unpersönlichen Blicken seinen verkohlten Leichnam anstarrte, war ihm zuwider. Das Weltall war ein ewiges Grab, der richtige Ort, um würdig begraben zu sein.
    Wieder streiften seine Blicke die Bildschirme, blieben daran hängen. Einen Augenblick lang waren die Schmerzen und die Gluthitze vergessen. Er beugte sich vor und blinzelte durch seine tränenden Augen. Auf den Schirmen zeigte sich etwas – eine Kreatur. Eine riesiges, ungestaltetes Metallwesen –

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