Lord Tedric 02 - Raumpiraten
Wilson.
»Dann stimme ich dafür, zu bleiben«, sagte Nolan.
»Ich bin dafür, den Durchbruch zu versuchen«, stimmte Alyc dagegen.
»Hierbleiben«, sagte Keller.
»Durchbrechen«, sagte Tedric.
»Durchbrechen«, sagte Wilson.
»Ich muß ebenso stimmen wie Alyc«, sagte Kisha.
»Das brauchst du nicht, wenn du nicht willst«, gab Alyc ihr zu verstehen.
»Nein, ich bleibe dabei«, entgegnete Kisha.
»Und du, Ky-shan?«, fragte Wilson und wandte sich zu dem Wykzl um. »Du bist auch einer von uns.«
Das fremde Wesen zögerte zuerst, offensichtlich erstaunt darüber, daß man ihn nach seiner Meinung fragte. Tedric glaubte, Ky-shan hätte es vorgezogen, nicht nach seiner Meinung gefragt zu werden, doch der Wykzl bewies ihm das Gegenteil.
»Ich bin für den Durchbruch«, sagte Ky-shan. »Unter meinem Volk geht die Sage, daß ein großer Kriegsheld diese Hitzebarriere aufgrund der großen Geschwindigkeit seines Schiffes durchbrach. Wenn schon einmal jemand damit Erfolg gehabt hat, warum sollte es uns nicht gelingen? Wir müssen es eben versuchen.«
»Seht ihr, es geht doch«, rief Nolan, der sein eigenes Votum vergessen zu haben schien.
»Dann wäre das also geklärt«, sagte Wilson. »Wir werden es versuchen.«
Tedric durchquerte den Raum und ging zu Alyc hinüber, um ihr vorzuschlagen, daß sie und Kisha sich in ihre Kabine zurückziehen sollten, während die Vishnu den Durchbruch versuchte. Sie lächelte freundlich, schüttelte aber energisch ihren Kopf.
»Wenn ich schon sterben soll, möchte ich wissen, wie es geschieht, und nicht vom Tod überrascht werden.«
»Es könnte hier draußen etwas ungemütlich werden«, wandte er ein.
»Auch würde es ihrem Vater sicher nicht recht sein«, sagte Kisha.
»Warum unternimmt er dann nichts?«, fragte sie.
»Alyc, das ist nicht fair«, erklärte Kisha.
»Es ist doch seine Flotte, nicht wahr? Sie würden niemals soweit gehen ohne seine Befehle.«
Das war ein Punkt, den Tedric bisher überhaupt nicht bedacht hatte. Seitdem Alyc ihm ihr Geheimnis von den Stimmen, die sie hörte, anvertraut hatte, betrachtete er sie mit anderen Augen, nicht als das, was sie immer noch war: Die Gefangene der Piraten, ihre Geisel.
Wußte der Kommandant der Adlerauge, daß Lady Alyc sich an Bord des Schiffes befand, das er zu vernichten trachtete? Und wie würde er reagieren, wenn man ihn darauf aufmerksam machte? Würde er seinen ursprünglichen Plan weiter verfolgen? Tedric erwog die einzelnen Möglichkeiten. Er könnte die Adlerauge anrufen und mit dem Kommandanten sprechen. Er könnte ihm drohen, ihm schmeicheln, Forderungen stellen. Er könnte Alyc Carey als Druckmittel benutzen, das Leben der Piraten zu retten. Ein solcher Versuch barg natürlich auch Risiken in sich. Ein Funkspruch würde möglicherweise ihre gegenwärtige Position verraten. Vielleicht weigerte sich der Kommandant der Alderauge auch, von seinen Befehlen abzuweichen. Doch sollte man diese Risiken nicht in Kauf nehmen? Sollte man es nicht trotzdem versuchen?
Nachdenklich betrachtete Tedric Alyc und entschied sich dann dagegen. Er würde es nie zulassen, um sie wie um eine Handelsware zu schachern. Denn das würde bedeuten, sie in die Obhut ihres Vaters zurückzugeben. Und dem konnte er nicht zustimmen. Dabei ging es nicht um eines seiner ominösen Gefühle, es hatte auch nichts mit den geheimnisvollen Stimmen zu tun, die sie hörte. Er sträubte sich einfach dagegen, Alyc als Druckmittel zu verwenden. Er wollte sie davon befreien, ständig benutzt zu werden, und das war unmöglich, wenn er sie zu ihrem Vater zurückschickte. Nicht, daß er diese Entscheidung bewußt getroffen hatte, sie war nur das Ergebnis seiner Unterhaltung mit Alyc in der Kabine des Hubschraubers und resultierte hauptsächlich aus reinem Mitleid und seiner Sympathie für das Mädchen. Er wollte nicht, daß sie starb, weigerte sich aber auch, sie einem Leben zurückzugeben, von dem ihre Persönlichkeit und ihre innersten Gefühle für immer begraben wurden. Vielleicht stand es ihm nicht zu, eine solche Entscheidung zu treffen. Vielleicht maßte er sich damit göttliche Gewalt an. Nicht nur Alyc’s Leben, sondern auch sein eigenes und das der anderen Piraten lagen in der Waagschale. Trotzdem entschied er sich dagegen, sie ihrem Vater zurückzugeben. Wieder agierte er nicht aus einem bestimmten Gefühl heraus, er wußte nur genau, was richtig war, und handelte danach.
»In Ordnung, dann bleib, halte dich aber im Hintergrund. Denn wenn wir
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