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Lord Tedric 02 - Raumpiraten

Lord Tedric 02 - Raumpiraten

Titel: Lord Tedric 02 - Raumpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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darauf gewartet, daß der Tod ihn holte. Matthew hatte ihn zweimal täglich besucht. Bei verschiedenen Gelegenheiten schnitt Melor indirekt die Frage nach der schwarzen Bestie an, doch Matthew ließ sich nicht festnageln und gab ihm ausweichende Antworten. In Melors Augen waren diese Ausflüchte verdächtiger als ein direktes Schuldeingeständnis. Sie unterstrichen nur noch Melors Gewißheit, daß das Ungeheuer tatsächlich mit Matthew Kontakt aufgenommen hatte, und er war überzeugt, daß sein Sohn, im Gegensatz zu ihm, es niemals wagen würde, sich seinen Instruktionen zu widersetzen.
    Hinzu kam die quälende Einsamkeit, wenn es nur jemand gegeben hätte, dem er sich anvertrauen konnte. Im Grunde wollte Melor Carey nicht sterben, nicht auf die übliche Art sein Leben beenden, doch anscheinend gab es keine andere Wahl. Wenn er nur noch lebte, um auf den Tod zu warten, wenn sein Leben seine klare Rationalität verloren hatte, war er lieber tot. Denn ein Leben ohne Sinn war kein Leben für ihn. Nur zu gerne hätte er diese philosophischen Gedanken mit jemanden besprochen und dessen Meinung dazu gehört. Doch mit wem? Alyc? Diesen Namen konnte er nicht denken, ohne in seinem tiefsten Innern unendliche Scham zu empfinden. War sein Verrat an Alyc nicht viel schwerwiegender als der Verrat seines eigenen Sohnes an ihm? Schon vor Monaten, als er auf die Erde gekommen war, hatte er erfahren, daß die Raumpiraten von Quicksilver seine Tochter entführt hatten. Wenig später wurde ihm die Lösegeldforderung der Raumpiraten überbracht.
    Er hatte sie einfach unbeantwortet gelassen, diese erste Forderung und die anderen, die noch folgten. Jetzt wurde ihm klar, daß er sich falsch verhalten hatte, und nicht nur falsch, sondern grausam, gefühl- und herzlos.
    Sogar Matthew hatte ihn gedrängt, die Forderungen der Piraten zu erfüllen. »Wenn wir uns weigern, kann sonst etwas geschehen. Diese Leute sind unberechenbar. Nach allem, was wir von ihnen wissen, haben sie nicht die geringsten Skrupel. Zahl ihnen das Lösegeld und hol Alyc dorthin zurück, wo sie hingehört.«
    Doch Melor lehnte ab, er blieb hart. Ein rationaler Mensch hatte nach seinem Verstand zu handeln, niemals nach seinen Gefühlen. Und da er von Anfang an gegen Alyc’s Reise zu den Sternen gewesen war, hatte sie auch jetzt die Konsequenzen für ihren Entschluß selbst zu tragen. Sie konnte nicht von ihm erwarten, daß er sich, auf dem Gipfel seiner Macht, mit ein paar lausigen Raumpiraten herumschlug.
    »Alyc befindet sich jetzt schon mehrere Monate in der Gewalt der Piraten«, hatte Melor damals Matthew erklärt. »In der Zwischenzeit dürften sie längst ausgeführt haben, was sie mit ihr vorhatten.«
    »Wir dürfen es aber doch nicht zulassen, daß sie sie einfach behalten – wie eine Trophäe.«
    »Warum nicht? Was würde sie ihnen nutzen? Denk nach, Matthew, gebrauche deinen Verstand. Wenn wir ihnen jetzt Geld geben, welche Garantie haben wir, daß sie nicht noch mehr verlangen? Oder etwas anderes, Werkzeuge, Waffen, Munition. Oder die generelle Amnestie für alle Beteiligen ... Nein, Matthew, ich lasse mich nicht erpressen, von Verbrechern in die Knie zwingen. Ich liebe Alyc mehr als sonst etwas auf der Welt, doch ich habe sie gewarnt. Mein Verstand befiehlt mir, keinen Finger zu rühren. Warte nur ab, am Ende werden die Piraten sie ohnehin nach Hause schicken, wenn ihnen ihre Gesellschaft langweilig geworden ist.«
    Alles hatte er falsch gemacht. Es war nicht richtig gewesen, nur mit dem Verstand zu handeln und nicht auf sein Herz zu hören. Wenn ein Mensch starb, wurden plötzlich Irrtümer der Vergangenheit wieder lebendig, wie schmerzende Pfeile bohrten sie sich in sein Bewußtsein. Wenn nur Alyc jetzt hier wäre. Er hatte gegenüber Matthew nicht gelogen, er liebte sie wirklich. Alycs Blindheit, an der er sich selbst die Schuld gab, hatte die natürliche Bindung zwischen ihnen gefördert. Da sie hilflos war, hatte er nie etwas von ihr erwartet oder verlangt. Im Laufe der Zeit hatte sich zwischen Vater und Tochter so eine tiefe Zuneigung entwickelt, die Melor für Matthew nie empfunden hatte.
    Jetzt war es zu spät, er würde bald sterben. Wie die meisten Fehler konnte auch dieser niemals mehr rückgängig gemacht werden. Die Piraten hatten es schon seit langem aufgegeben, ihre Lösegeldforderungen zu stellen. Statt dessen begannen sie, die Bewohner der Randwelten aufzuwiegeln. Ohne Erfolg zwar, doch die Änderung ihres Verhaltens schien bei

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