Lord Tedric 02 - Raumpiraten
vernichten drohten.
»Mit anderen Worten erwartet ihr eine Gegenleistung für eure Hilfe.«
»Wie du weißt, benötigen wir dringend Dalkanium. Von den Careys können wir keine Hilfe erwarten. Du, Tedric, bist unsere letzte Hoffnung. Sonst müssen wir Krieg gegen das Imperium führen.«
Tedric nickte. Jetzt, da er die Beweggründe der Wykzl kannte, ergab auch alles einen Sinn. Er konnte Mo-leetes Angebot unbesorgt annehmen. Tedric öffnete den Mund, um Mo-leete seine Entscheidung mitzuteilen, kam jedoch nicht mehr dazu. Eines der Kontrollinstrumente der Computerwand leuchtete in regelmäßigen Abständen auf.
»Wenn es noch weiterer Argumente bedarf, um dich zu überzeugen«, rief Mo-leete erregt, »so sollst du sie jetzt haben. Ich glaube, wir haben unseren Zielort erreicht.«
Tedric wandte sich um und warf einen Blick auf die Bildschirme hinter sich. Während ihrer Zusammenkunft hatte sich die Szenerie völlig verändert. Das graue Nichts des N-Raumes war verschwunden, die Schirme zeigten große Ausschnitte des schwarzen Normalraumes, in dem einige Sterne hell leuchteten.
»Wo sind wir jetzt?«, fragte er Mo-leete.
»In einem Randgebiet des Empire, das als Claros-Region bekannt ist.« Mo-leete deutete auf die flackernde Leuchtanzeige. »Du kannst die Instrumente überprüfen, wenn du mir nicht glaubst. Es handelt sich um einen relativ unbewohnten Sektor, in dem es nur ein paar junge weiße Sterne gibt.«
»Ich glaube dir, Mo-leete.« Tedric beobachtete die Bildschirme. »Doch ich verstehe nicht ganz, was wir hier suchen.«
»Du wirst es bald verstehen. Du ... Warte, hier kommt es.« Mo-leete deutete auf die Bildschirme. »Schau genau hin, du wirst es gleich sehen. Denk an meine Worte: Diese Region liegt im Bereich des Menschenimperiums, eurer Heimat.«
Tedric wandte keinen Blick von den Schirmen. Zuerst sah er nichts außer den Sternen und der unendlichen Leere des Raumes, doch dann bemerkte er das seltsame Objekt. Es leuchtete hell, war aber kein Stern. Es schien durchsichtig, war aber keine Staubwolke. Und es war riesig. Als die Kameras das seltsame Gebilde näher heranholten, erkannte Tedric, daß es beinahe dreimal so groß war wie jeder der am nächsten liegenden Sterne.
Es war rot. Es wuchs. Und es lebte, wenn man den Wykzl glauben konnte.
Eine der roten Wolken, die das Wykzlimperium überfallen hatten, war innerhalb der Grenzen des Empire der Menschheit aufgetaucht.
Tedric wußte, was das zu bedeuten hatte. Nach dieser ersten Wolke würden weitere folgen. Diese hier war jetzt noch klein, doch schon bald würde sie gewachsen sein.
Leise sagte Mo-leete: »Wie du siehst, Tedric, haben die Wykzl und die Menschen nun ein gemeinsames Problem.«
Tedric nickte. Ihm war klar, daß diese eine Wolke die mögliche Vernichtung der menschlichen Rasse ankündigte. Er schauderte bei diesem Gedanken ...
Schließlich wandte er sich an Mo-leete: »Würde es dir sehr viel ausmachen, die Bildschirme abzuschalten?«
Mo-leete nickte. »Nicht das geringste.«
Er verstand Tedric sehr gut.
IX
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I MPERATOR M ATTHEW I.
Melor Carey, einst der mächtigste Mann im ganzen Empire, war krank vor Heimweh, ziemlich niedergeschlagen und bereit zu sterben.
Er bewohnte eine pompöse Schlaf-Suite im imperialen Palast in New Melbourne, der Reichshauptstadt auf der Erde. Die letzten neun Tage hatte Melor im Bett verbracht, stand nur auf, wenn die menschlichen Bedürfnisse es erforderten. Über seinem Kopf glänzte die vergoldete Decke auf, als jetzt die Strahlen der Nachmittagssonne durch die hohen Glasfenster in den Raum fielen. Melor starrte zur Decke empor, ohne zu blinzeln. Die einfache Schönheit der goldenen Strahlen schien ihm Trost zu spenden. Aber nur Trost, keine Hoffnung. Denn Melor Careys Periode der Hoffnung hatte kurz vor seinem einhundertzweiunddreißigsten Geburtstag geendet.
Er hatte einen Fehler gemacht.
Er hatte einen Befehl der schwarzen Bestie mißachtet. Den Einsatz und das Risiko des größten Spiels in seiner Karriere hatte er gekannt, und trotzdem hatte er dieses Spiel gewagt, denn große Erfolge erzielte man nur, wenn man große Risiken in Kauf nahm. Doch früher hatte er auch die Bestie auf seiner Seite gehabt.
Das war jetzt vorbei. Er hatte der Bestie den Gehorsam verweigert, und deshalb vernichtete sie ihn jetzt.
Während der letzten Tage war ihm schon mehrfach der Gedanke an Selbstmord gekommen. Doch diesen Weg fand er zu feige. Der alte Imperator Kane hatte diesen Tod gewählt,
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