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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rollen gespielt. Es ging uns nicht darum, sie zu rufen.«
    »Ha!«
    Magrat öffnete die Tür.
    »Wohin willst du?« fragte Weber, der bei einem Wettbewerb für schnelles Begreifen nicht einmal einen Trostpreis bekommen hätte.
    »Wohin wohl?«
    »Aber du kannst kein Eisen…«
    Magrat warf die Tür hinter sich zu und trat so wütend nach der Milch, daß die Schüssel bis zur anderen Straßenseite flog.
     
    Jason Ogg kroch vorsichtig durch den nassen Adlerfarn. Knapp zwei Meter entfernt hockte eine Gestalt. Nanny Oggs Sohn hob den Stein…
    »Jason?«
    »Bist du das, Weber?«
    »Nein, ich bin’s, Schneider.«
    »Wo sind die anderen?«
    »Kesselflicker und Bäcker haben eben Tischler gefunden. Hast du Weber gesehen?«
    »Nein, dafür aber Fuhrmann und Dachdecker.«
    Dunstwolken schwebten durch die Luft, als Regentropfen auf warmen Boden pochten. Die sieben überlebenden Moriskentänzer versammelten sich an einem tropfnassen Busch.
    »Morgen früh werden wir unser blaues Wunder erleben«, stöhnte Fuhrmann. »Wenn sie uns erwischt, zieht sie uns bestimmt das Fell über die Ohren.«
    »Wir müssen Eisen finden, um uns zu schützen«, sagte Jason.
    »Eisen hat auf sie überhaupt keine Wirkung! O Mann, sie wird uns durch die Mangel drehen…«
    Fuhrmann zog die Knie an und schlang entsetzt die Arme darum.
    »Wer?«
    »Frau Wetterwachs!«
    Dachdecker stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. Regenwasser spritzte von den nahen Blättern und floß ihnen allen in den Nacken.
    »Sei nicht dumm! Du hast diese Dinger doch auch gesehen! Was spielt die alte Vettel da noch für eine Rolle?«
    »Sie wird uns das Fell über die Ohren ziehen, jawohl! Bestimmt gibt sie uns die Schuld an allem!«
    »Hoffentlich bekommt sie Gelegenheit dazu«, murmelte Kesselflicker.
    »Wir sitzen ganz schön in der Tinte«, stellte Dachdecker fest.
    »Nein«, widersprach Fuhrmann. »Wir sitzen nicht in der Tinte, sondern im Regen. Der Unterschied besteht darin, daß der Regen nicht ganz so schwarz ist. Ja, wir sitzen im Regen und bei diesem Busch hier! Und sie suchen uns! Und vielleicht finden sie uns bald!«
    »Was ist eigentlich bei der Vorstellung passiert?« fragte Tischler.
    »Wen interessiert jetzt noch, was bei der Vorstellung passiert ist?« erwiderte Jason. »Eine viel wichtigere Frage lautet: Wie kommen wir nach Hause?«
    »Bestimmt wartet sie auf uns«, jammerte Fuhrmann.
    Es klimperte in der Dunkelheit.
    »Was ist das?« fragte Jason.
    »Der Sack mit den Requisiten«, erwiderte Fuhrmann. »Du hast gesagt, es sei meine Aufgabe, mich um den Sack mit den Requisiten zu kümmern.«
    »Hast du ihn bis hierher mitgeschleppt?«
    »Ich wollte auf keinen Fall in Schwierigkeiten geraten, weil ich Requisiten verliere oder so.«
    Fuhrmann zitterte.
    »Zu Hause bitte ich unsere Mama, dir ein paar dieser neuen getrockneten Froschpillen zu besorgen«, meinte Jason.
    Er zog den Sack zu sich heran und öffnete ihn.
    »Hier sind Glöckchen drin«, sagte er. »Und Stöcke. Wer hat dir gesagt, daß du das Akkordeon mitnehmen sollst?«
    »Ich dachte, wir tanzen vielleicht den Stock-und…«
    »Nie wieder wird der Stock-und…«
    Irgendwo am regennassen Hang lachte jemand, und es raschelte im Adlerfarn. Jason fühlte sich plötzlich im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit.
    »Sie sind da draußen!« brachte Fuhrmann hervor.
    »Und wir haben keine Waffen«, fügte Kesselflicker hinzu.
    Mehrere Messingglocken trafen ihn an der Brust.
    »Sei still«, sagte Jason. »Und leg die Glocken an. Fuhrmann?«
    »Sie warten auf uns!«
    »Um keinen Zweifel daran zu lassen…«, brummte Jason. »Dies ist das aller letztemal, daß wir den Stock-und-Eimer-Tanz tanzen, klar?«
     
    Die Moriskentänzer von Lancre wandten sich einander zu. Die vom Regen durchnäßte Kleidung klebte ihnen auf der Haut.
    Bei Fuhrmann vermischten sich Tränen des Entsetzens mit Make-up und Regenwasser, als er das Akkordeon zusammendrückte. Es erklang jener in die Länge gezogene Ton, der allen Volksliedern vorausgehen muß – damit Unschuldige, die sich zufällig in der Nähe befinden, die Chance bekommen, rechtzeitig zu fliehen.
    Jason hob die Hand und zählte an den Fingern.
    »Eins, zwei…« Er runzelte die Stirn. »Eins, zwei, drei…«
    »Vier…«, flüsterte Kesselflicker.
    »Vier«, sagte Jason. »Und los geht’s!«
    Sechs große Stöcke klackten über sechs Köpfen aneinander.
    »Eins, zwei, nach vorn, eins, zurück, und drehen… «
    Die ersten Klänge von Frau Stubenreins

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