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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und Trolle mögen sie auch nicht. Aber ich hasse sie noch mehr.«
    »Du kannst nicht gegen sie alle kämpfen«, wandte Ponder ein. »Dort oben wimmelt’s regelrecht von ihnen. Einige von ihnen fliegen sogar. Der Bibliothekar meinte, sie hätten Leute veranlaßt, Baumstämme zu nehmen und die Steine umzustoßen. Du weißt schon, die Steine. Da oben? Die Elfen haben sie angegriffen. Aus welchem Grund auch immer.«
    »Hast du Hexen bei der Vorstellung gesehen?« fragte Magrat.
    »Hexen, Hexen…«, murmelte Ponder.
    »Du hättest sie bestimmt bemerkt«, fügte Magrat hinzu. »Eine Dünne, die jeden anstarrt. Und eine kleine Dicke, die Nüsse knackt und viel lacht. Unterhalten sich immer ziemlich laut. Und tragen hohe, spitze Hüte.«
    »Nein, sind mir nicht aufgefallen«, erwiderte Ponder.
    »Dann dürften sie wohl kaum dagewesen sein. Eine Hexe, die etwas auf sich hält, wird nicht übersehen.« Magrat wollte darauf hinweisen, daß sie in diesem Zusammenhang nicht besonders talentiert gewesen war, aber statt dessen sagte sie: »Ich suche jenen Ort auf.«
    »Du solltest besser ein Heer mitnehmen. Ich meine, wenn eben der Bibliothekar nicht eingegriffen hätte, wärst du jetzt ganz schön in Schwierigkeiten.«
    »Leider habe ich kein Heer dabei. Also muß ich irgendwie allein zurechtkommen, nicht wahr?«
    Diesmal gelang es Magrat, das Pferd zum Galopp anzutreiben.
    Ponder sah ihr hinterher.
    »Hätte nicht gedacht, daß Volkslieder und dergleichen eine so starke Wirkung entfalten können«, sagte er zur Nachtluft.
    »Ugh.«
    »Sie reitet in den sicheren Tod.«
    »Ugh.«
    »Hallo, Herr Blumentopf, bitte bring uns zwei Halbe mit Aalen.«
    »Natürlich könnte es Schicksal oder etwas in der Art sein.«
    »Ugh.«
    »Jahrtausendhand und Garnelen.«
    Ponder Stibbons neigte verlegen den Kopf.
    »Möchte ihr vielleicht jemand folgen?«
    »Ugh.«
    »Juchhe, da geht er mit seiner großen Uhr.«
    »Bedeutet das ›ja‹?«
    »Ugh.«
    »Ich meine nicht dich, sondern ihn.«
    »Schwabbeldiwapp, hier kommt die Grütze.«
    »Ja, ich schätze, man könnte das als Zustimmung interpretieren«, sagte Ponder widerstrebend.
    »Ugh?«
    »Ich habe eine prächtige neue Weste.«
    »Hör mal…«, sagte Ponder. »Die Friedhöfe sind voller Leute, die unbesonnen und überstürzt gehandelt haben.«
    »Ugh.«
    »Was hat er gesagt?« fragte der Quästor. Bei seiner Reise durch den Irrsinn kam es zu einem kurzen Zwischenaufenthalt in der Realität.
    »Ich glaube, der Bibliothekar wies darauf hin, daß wir früher oder später alle auf dem Friedhof enden«, sagte Ponder. »Mist. Na schön, kommt.«
    »In der Tat«, intonierte der Quästor. »Rück mit den Boxhandschuhen raus, Herr Bootsmann!«
    »Ach, sei still.«
     
    Magrat stieg ab und ließ das Pferd laufen.
    Sie wußte, daß sie sich nun in der Nähe der Tänzer befand. Buntes Licht flackerte am Himmel.
    Sie wünschte sich, nach Hause zurückkehren zu können.
    Die Luft hier war kühler, viel zu kühl für eine Sommernacht. Während Magrat einen Fuß vor den anderen setzte, wirbelten Schneeflocken im Wind und schmolzen zu Regen.
     
    Ridcully materialisierte im Schloß und hielt sich an einer Säule fest, bis er wieder zu Atem gekommen war. Die Transmigration ließ immer blaue Punkte vor seinen Augen flimmern. Niemand schenkte ihm Beachtung. Im Schloß herrschte ein heilloses Durcheinander.
    Nicht alle waren heimgekehrt. Während der letzten Jahrtausende hatten immer wieder irgendwelche Heere beschlossen, durch Lancre zu marschieren, was dazu führte, daß Erinnerungen an die sicheren Mauern des Schlosses einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis der Bürger fanden. In Notfällen lautete die Botschaft: Lauft zum Schloß. Derzeit hielt sich hier ein großer Teil der Bevölkerung von Lancre auf.
    Ridcully blinzelte. Überall liefen Leute herum, und jemand redete auf sie ein: ein kleiner junger Mann, der ein ziemlich großzügig geschnittenes Kettenhemd und eine Armschlinge trug sowie weit und breit die einzige Person zu sein schien, die versuchte, alles in den Griff zu bekommen.
    Als sich Ridcully wieder kräftig genug fühlte, ließ er die Säule los und trat dem jungen Burschen entgegen.
    »Was ist hier lo…«, begann er und unterbrach sich abrupt, als Shawn Ogg den Kopf drehte.
    »Die hinterlistige… Hexe!« stieß der Erzkanzler hervor. »Hat mich aufgefordert, die Armbrust zu holen – und ich bin glatt darauf hereingefallen! Selbst, wenn ich jetzt imstande wäre, sofort zurückzukehren

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