Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
gleichzeitig eine weite, schneebedeckte Ebene. Lancre und das Land der Elfen rangen um den gleichen Platz.
    Das fremde Land hatte es nicht leicht. Lancre setzte sich zur Wehr.
    An der Grenzfläche zwischen den beiden Landschaften zeichneten sich einige Zelte ab und wirkten wie ein Brückenkopf an feindlichen Gestaden. Sie glänzten bunt. Jeder wußte: Alles Elfische war wunderhübsch – bis das Bild kippte und man es von der anderen Seite sah…
    Irgend etwas ging da vor sich. Mehrere Elfen saßen auf Pferden, und zwischen den Zelten führte man weitere Rösser herbei.
    Offenbar brach man gerade das Lager ab.
     
    Die Königin saß auf einem provisorischen Thron in ihrem Zelt. Der Ellenbogen ruhte auf einer Armlehne, und Finger wölbten sich am Mund – die Haltung deutete auf Nachdenklichkeit hin.
    In einem Halbkreis vor dem Thron saßen einige andere Elfen. Obwohl: Das Wort »sitzen« vermittelt keine klare Vorstellung. Sie rekelten sich. Elfen konnten es sich sogar auf einem Draht bequem machen. Hier gab es viel Spitze und Samt, dafür weniger Federn. Vielleicht ein Zeichen von elfischer Aristokratie, vielleicht auch nicht. Elfen trugen, was ihnen gefiel, in der unerschütterlichen Überzeugung, immer atemberaubend auszusehen. *
    Sie alle beobachteten die Königin und spiegelten ihre Stimmungen wider. Wenn die Herrin lächelte, so lächelten sie ebenfalls. Wenn die Herrin etwas sagte, das sie für amüsant hielt, so lachten die Zuhörer.
    Derzeit konzentrierte sie ihre Aufmerksamkeit auf Oma Wetterwachs.
    »Was geschieht, Alte?« fragte sie.
    »Es ist nicht leicht, oder?« erwiderte Oma. »Obwohl du geglaubt hast, alles sei ganz einfach, nicht wahr?«
    »Vermutlich steckt irgendeine Art von Magie dahinter. Du hast etwas beschworen, das nun Widerstand leistet.«
    »Nein, mit Magie hat das nichts zu tun«, sagte Oma. »Überhaupt nichts. Du bist nur zu lange fort gewesen. Die Dinge verändern sich. Das Land gehört jetzt den Menschen.«
    »Ausgeschlossen«, entgegnete die Königin. »Menschen nehmen einfach. Sie pflügen das Land mit Eisen. Sie verwüsten es.«
    »Gelegentlich ist das der Fall, zugegeben. Doch es kommt auch vor, daß mehr gegeben als genommen wird. Manchmal bezahlen Menschen mit Liebe. Sie haben Humus in den Knochen und sagen dem Land, was es ist. Dazu sind Menschen da. Ohne sie wäre Lancre nur ein Stück Boden mit grünen Dingen drauf. Und die grünen Dinge wüßten nicht einmal, daß sie Bäume sind. Hier gehören wir zusammen – die Menschen und das Land. Es ist einfach nicht mehr nur Land, sondern ein Land. Denk an ein zugerittenes und mit Hufeisen ausgestattetes Pferd. Denk an einen gezähmten Hund. Jedesmal dann, wenn der Boden gepflügt oder etwas gepflanzt wird, wächst der Abstand zwischen dir und dem Land«, betonte Oma. »Die Dinge verändern sich.«
    Verence saß neben der Königin. Seine Pupillen waren winzige Punkte. Ein gedankenloses Lächeln lag auf seinen Lippen, und dadurch wies er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Quästor auf.
    »Aber wenn wir verheiratet sind, muß mich das Land akzeptieren«, sagte die Königin. »Deine eigenen Regeln verlangen es so. Ich weiß, wie es funktioniert. Der König trägt nicht nur eine Krone. König und Land sind eins. Ebenso wie König und Königin. Und die Königin bin ich.«
    Sie sah Oma Wetterwachs an und schmunzelte. Zwei Elfen standen rechts und links von ihr bereit, und hinzu kam mindestens ein weiterer hinter ihr. Sie neigten sicher nicht zur Introspektion. Mit anderen Worten: Wenn sich Oma ohne Erlaubnis bewegte, war ihr Tod eine besiegelte Sache.
    »Was aus dir wird, hängt ganz von meiner Entscheidung ab.« Die Königin hob eine sehr elegante, dünne Hand, formte aus Daumen und Zeigefinger einen Ring, den sie ans Auge setzte.
    »Oh, da kommt eine«, sagte sie. »Mit einer Rüstung, die ihr nicht richtig paßt. Mit einem Schwert, das ihr fremd ist. Mit einer Streitaxt, die sie kaum heben kann. Sie kommt, weil sie es für romantisch hält. Wie heißt sie?«
    »Magrat Knoblauch«, antwortete Oma.
    »Eine mächtige Zauberin, nehme ich an.«
    »Sie kennt sich mit Kräutern aus.«
    Die Königin lachte.
    »Ich könnte sie von hier aus töten.«
    »Ja«, sagte Oma. »Aber das macht nicht viel Spaß, oder? Die Demütigung des Opfers fehlt.«
    Die Königin nickte.
    »Du hörst dich fast wie eine Elfe an.«
    »Es dauert nicht mehr lange, bis die Nacht zu Ende geht«, sagte Oma. »Dann beginnt wieder ein neuer Tag. Mit hellem

Weitere Kostenlose Bücher