Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
sagte, und er durfte ihnen nur eine Frage stellen. Was fragte er wohl?«
    Die Kutsche rollte durch ein Schlagloch, und der Bibliothekar drehte sich im Schlaf.
    »Klingt nach dem irren Lord Hargon aus Quirm«, sagte Ridcully nach einer Weile.
    »Ja, stimmt«, pflichtete ihm Casanunda bei. »Der Kerl ließ sich dauernd solche Scherze einfallen. ›Wie viele Studenten passen in eine Eiserne Jungfrau?‹ Und so weiter.«
    »Diese Sache spielte sich also bei ihm ab, wie?« fragte der Erzkanzler.
    »Was?« Ponder blinzelte verwirrt. »Keine Ahnung.«
    »Wieso weißt du das nicht? Du weißt doch sonst alles.«
    »Ich glaube nicht, daß der Ort eine Rolle spielt. Es ist ein Rätsel.«
    »Warte mal«, sagte Casanunda. »Ich glaube, ich hab’s. Man darf nur eine Frage stellen, richtig?«
    »Ja«, antwortete Ponder erleichtert.
    »Und er kann sie an einen der beiden Wächter richten, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Na schön. In dem Fall geht er zum kleineren Wächter und sagt: ›Zeig mir die Tür zur Freiheit, wenn du nicht die Farbe deiner Nieren sehen willst. Und noch etwas, Freundchen: Ich gehe hinter dir. Wenn du mit dem Gedanken spielst, irgendwelche Tricks zu versuchen, um den Klugscheißerpreis zu gewinnen… Vergiß nicht, wer als erster durch die Tür geht.‹«
    »Nein, nein, nein!«
    »Klingt logisch«, meinte Ridcully. »Gut überlegt.«
    »Aber du hast doch gar keine Waffe!«
    »Ich habe sie dem Wächter abgenommen, als er über meine Worte nachgrübelte«, sagte Casanunda.
    »Sehr schlau«, lobte Ridcully. Und zu Ponder Stibbons: »Nun, das nenne ich logisches Denken. Von diesem Mann…«
    »… Zwerg…«
    »‘tschuldigung. Von diesem Zwerg könntest du eine Menge lernen. Er läßt sich nicht dauernd über Parasitenuniversen und so aus.«
    »Es heißt › Parallel universen‹!« entfuhr es Ponder, der inzwischen den Verdacht hatte, daß Ridcully ihn absichtlich falsch verstand.
    »Ach, heißt es so? Und was hat es mit deinen parasitären Universen auf sich?«
    »Es gibt keine! Ich meine, es gibt keine, Erzkanzler! * Ich habe von Parallel universen gesprochen. Das sind Universen, in denen…« Er zögerte. »Nun, erinnerst du dich an das Mädchen?«
    »An welches Mädchen?«
    »Das du heiraten wolltest.«
    »Woher weißt du davon?«
    »Nach dem Mittagessen hast du von der jungen Frau erzählt.«
    »Tatsächlich?« staunte Ridcully. »Potzblitz. Was soll mit ihr sein?«
    »In gewisser Weise hast du die Frau geheiratet«, sagte Ponder.
    Ridcully schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin ziemlich sicher, daß ich sie nicht geheiratet habe. Daran würde ich mich bestimmt erinnern.«
    »Nun, die Heirat fand nicht in diesem Universum statt…«
    Der Bibliothekar öffnete ein Auge.
    »Soll das heißen, ich habe mich in ein anderes Universum geschlichen, um dort zu heiraten?« fragte der Erzkanzler.
    »Nein!« widersprach Ponder. »Ich will auf folgendes hinaus: In dem anderen Universum hast du geheiratet und in diesem nicht.«
    »Im Ernst? Es fand eine richtige Hochzeit statt? Mit allem Drum und Dran?«
    »Ja!«
    »Hmm.« Ridcully strich sich über den Bart. »Bist du sicher?«
    »Ja, Erzkanzler.«
    »Donnerwetter! Davon wußte ich überhaupt nichts.«
    Ponder glaubte, Fortschritte zu erzielen.
    »Aber…«
    »Ja?«
    »Warum erinnere ich mich nicht daran?«
    Diese Frage hatte Stibbons erwartet.
    »Weil sich dein Selbst im anderen Universum von dir unterscheidet«, antwortete er. »Dein alternatives Ich hat geheiratet. Jener Ridcully gründete vermutlich eine Familie und ist bereits mehrfacher Großvater.«
    »Schreibt mir nie, der Bursche«, brummte dieser Ridcully. »Und er hat mich nicht zur Hochzeit eingeladen.«
    »Wer?«
    »Er.«
    »Aber er ist du!«
    »Tatsächlich? Na so was. Man sollte meinen, daß ich an mich selbst denke, nicht wahr? Ein echter Mistkerl!«
     
    Ridcully war keineswegs dumm. Wirklich dumme Zauberer haben die Lebenserwartung eines Hammers aus Glas. Der Erzkanzler verfügte über einen starken Intellekt, doch es handelte sich eher um die Stärke einer Lokomotive. Sein Denken und Empfinden bewegte sich auf Gleisen und konnte kaum gesteuert werden.
    Es gibt Paralleluniversen, obgleich sie nicht in dem Sinne »parallel« sind. Sie winden sich umeinander, wie das Ergebnis verrückt spielender Webstühle, oder wie eine Meute Yossarianer mit Mittelohrproblemen.
    Und sie verzweigen sich. Allerdings nicht immer, und dieser Punkt ist sehr wichtig. Die Universen scheren sich nicht darum, ob man auf einen

Weitere Kostenlose Bücher