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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schmetterling tritt. Immerhin existieren noch viel mehr Schmetterlinge. Vielleicht bemerken die Götter, wenn ein Sperling fällt, aber sie versuchen nicht, ihn aufzufangen.
    Man erschieße den Diktator, um einen Krieg zu verhindern. Aber der Diktator ist nur die Spitze eines brodelnden sozialen Eiterbergs, der Diktatoren hervorbringt. Wenn man einen erschießt, erscheint sofort ein anderer. Soll man ihn ebenfalls umbringen? Warum nicht alle töten und in Polen einmarschieren? In fünfzig, dreißig oder zehn Jahren schlägt die Geschichte wieder ihren ursprünglichen Kurs ein. Sie hat immer ein großes Bewegungsmoment…
    Fast immer…
    Zur Kreis-Zeit, wenn die Wände zwischen Dies und Das dünner sind, wenn sich Lecks bilden… Dann können Entscheidungen getroffen werden. Dann ist es möglich, das Universum durch ein anderes Bein der allgemein bekannten Hose der Zeit zu schicken.
    Aber es gibt auch Tümpel, in denen sich nichts rührt: Universen, die von Vergangenheit und Zukunft abgeschnitten sind. Sie müssen sich Vergangenes und Zukünftiges von anderen Universen stehlen. Ihre einzige Hoffnung besteht darin, während dieser kritischen Phase bei den dynamischen Universen zu schmarotzen, sich an ihnen festzuklammern wie ein Schiffshalter an einem vorbeischwimmenden Hai. Dies sind die Parasitenuniversen, und sie bekommen ihre Chance, wenn Kornfeldkreise dicken Regentropfen gleich vom Himmel fallen…
     
    Das Schloß Lancre war viel größer als nötig und erweckte den Eindruck, für ein größeres Königreich bestimmt zu sein. Nun, die Chancen für ein Wachstum von Lancre standen denkbar schlecht. Auf drei Seiten ragten steile, unwirtliche Berge empor, und die vierte Seite wäre nur dann eine Seite gewesen, wenn es dort keinen steilen Abhang gegeben hätte.
    Nun, soweit man weiß, gehören die Berge niemandem. Sie sind einfach nur Berge.
    Das Schloß erstreckte sich in alle Richtungen und schien regelrecht zu wuchern. Niemand ahnte, wie weit die Keller reichten.
    Heutzutage wohnten alle in den Türmen und Sälen in der Nähe des Tors.
    »Ich meine, man sehe sich nur die Zinnen an«, sagte Magrat.
    »Wie bitte, Gnäfrau?«
    »Die ausgeschnittenen Teile oben auf den Mauern. Von dort aus könnte man ein großes Heer abwehren.«
    »Dafür ist das Schloß doch da, nicht wahr, Gnäfrau?«
    Magrat seufzte. »Hör bitte auf, dauernd ›Gnäfrau‹ zu sagen. Es klingt gräßlich.«
    »Ja, Gnäfrau.«
    »Ich meine, gegen wen könnten wir hier schon kämpfen? Nicht einmal Trolle kommen über die Berge, und wer der Straße folgt, lädt praktisch dazu ein, daß man ihm einen Stein auf den Kopf wirft. Außerdem brauchen wir nur die Brücke von Lancre zu zerstören, um hier sicher zu sein. Woraus die Frage folgt: Wozu dient das Schloß?«
    »Ich weiß nicht, Gnäfrau. Ich schätze, Könige brauchen ein Schloß, um richtige Könige zu sein.«
    »Denkst du denn nie richtig über was nach, dummes Mädchen?«
    »Was nützt das, Gnäfrau?«
    Ich habe sie »dummes Mädchen« genannt, dachte Magrat. Das Königliche färbt auf mich ab.
    »Na schön«, sagte sie. »Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Wir brauchen zweitausend Meter vom blauen Chintz mit den kleinen weißen Blumen«, antwortete Millie.
    »Und wir haben noch nicht einmal die Hälfte der Fenster ausgemessen.« Magrat rollte das Maßband zusammen.
    Sie blickte durch die Lange Galerie. Es gab eine Sache, die an ihr sofort auffiel, die jeder Beobachter unverzüglich bemerkte: Die Lange Galerie war… lang. Sie teilte gewisse Eigenschaften mit dem Großen Saal und den Tiefen Kerkern. Diese Namen kamen exakten Beschreibungen gleich.
    Magrat fragte sich, wie viele Tonnen Stoff nötig waren, um die Galerie mit einem Teppich auszustatten.
    »Warum?« Sie richtete diese Frage an die eigene Adresse – in Millies Gesellschaft hatte sie ohnehin das Gefühl, dauernd Selbstgespräche zu führen. »Warum ein Schloß in Lancre? Wenn es hier jemals zum Kampf kommt, so am Samstagabend vor der Taverne.«
    »Weiß nicht, Gnäfrau«, sagte Millie.
    Magrat seufzte einmal mehr.
    »Wo ist der König heute?«
    »Eröffnet das Parlament, Gnäfrau.«
    »Das Parlament! Ha!«
    Dabei handelte es sich um eine weitere Idee des jungen Verence. Er versuchte, die ephebianische Demokratie in Lancre einzuführen, indem er jedem Bürger eine Stimme gab. Nun, nicht jedem, nur jenen, »die einen guten Rufe genießigen, männlichen Geschlechts sowie mindestens vierzig Jahre alt sind und ein Hauß * besitzen, das

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