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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mindestens dreieinhalb Ziegen pro Jahr wert isset«. Der König sah keinen Sinn darin, das Stimmrecht Leuten zu geben, die dazu neigten, Verbrechen zu verüben und dumm oder gar weiblichen Geschlechts zu sein. Solche Personen würden nur unverantwortlich damit umgehen. Das neue System funktionierte, mehr oder weniger, folgendermaßen: Die Mitglieder des Parlaments erschienen nur dann im Versammlungssaal, wenn sie Lust dazu verspürten; niemand führte Protokolle; und nie wurde Kritik an Verence laut, denn immerhin war er der König. Wenn man einen König hat, so braucht man nicht selbst zu regieren – so lautete das Motto der Mitglieder des Parlaments. Sollte er ruhig seine Pflichten erfüllen, trotz seiner orthographischen Probleme. Niemand forderte ihn auf, Dächer zu decken oder Kühe zu melken, nicht wahr?
    »Ich langweile mich, Millie«, sagte Magrat. »Ich langweile mich. Vielleicht sollte ich draußen im Garten spazierengehen.«
    »Möchtest du, daß ich Shawn Bescheid gebe, Gnäfrau? Damit er die Trompete holt?«
    »Das läßt du besser, wenn dir was an deinem Leben liegt.«
    Nicht alle Gärten waren für landwirtschaftliche Experimente umgestaltet worden. Zum Beispiel: Der Kräutergarten existierte nach wie vor. Magrat kannte sich mit solchen Dingen aus und wußte daher, daß es sich um einen eher armseligen Kräutergarten handelte: Er enthielt nur Pflanzen, die dazu dienten, Speisen Geschmack zu verleihen. Unglücklicherweise begann Frau Scorbics Repertoire bei Minze und Salbei – und endete dort auch. Es fehlten Eisenkraut, Schafgarbe oder Des Alten Mannes Hose.
    Und dann das berühmte Labyrinth. Beziehungsweise das Irgend-wann-wird’s-berühmt-sein-Labyrinth. Verence hatte es gepflanzt, weil er den Standpunkt vertrat, daß ein richtiges Schloß ein ordentliches Labyrinth brauchte. Und tatsächlich: Wenn die Hecken erst höher waren als die derzeitigen dreißig Zentimeter, mochten sie ein prächtiges Labyrinth bilden, in dem man die Orientierung verlieren konnte, ohne sich vorher zu bücken und die Augen zu schließen.
    Magrat schritt niedergeschlagen über den Kiespfad, während das lange Kleid hinter ihr den Boden fegte.
    In der Nähe schrie jemand, doch Magrat blieb gelassen. Sie hatte sich inzwischen an gewisse Gepflogenheiten im Schloß gewöhnt.
    »Guten Morgen, Festgreifaah«, sagte sie.
    Der Falkner des Schlosses spähte um die Ecke und betupfte sich das Gesicht mit einem Taschentuch. Auf seinem anderen Arm hockte ein Vogel mit Krallen wie Folterinstrumente. Boshaft blickende rote Augen starrten über einen messerscharfen Schnabel hinweg zur Fast-Königin.
    »Ich habe einen neuen Falken«, verkündete Festgreifaah stolz. »Ein echter Krähenfalke von Lancre. Sind bisher noch nie gezähmt worden. Ich habe bereits dafür gesorgt, daß er nicht mehr versucht, mir die Krallen in die Kehle zu bohr – aah…«
    Er schmetterte den Falken mehrmals an die nächste Wand, bis das Biest den Schnabel von seiner Nase löste.
    Eigentlich hieß Festgreifaah gar nicht Festgreifaah. Andererseits: Wenn Namen dazu hätten dienen sollen, eine Vorstellung von der betreffenden Person zu vermitteln, so wäre »Festgreifaah« durchaus angemessen gewesen.
    Der Grund dafür: Die Falken in den Käfigen des Schlosses stammten alle aus Lancre und zeichneten sich durch eine sehr unabhängige Zum-Teufel-mit-dir-Denkweise aus. Nach geduldigem Züchten und Abrichten war es Festgreifaah gelungen, sie dazu zu bringen, das Handgelenk einer Person loszulassen. Jetzt trachtete er danach, sie an Angriffen auf jene Person zu hindern, auf deren Arm sie bis eben gehockt hatten – womit er selbst gemeint war. Erstaunlicherweise mangelte es ihm trotzdem nicht an Optimismus und Gutmütigkeit. Er lebte für den Tag, an dem seine Falken die besten auf der ganzen Scheibenwelt waren. Die Falken hingegen freuten sich auf den Tag, an dem sie Gelegenheit bekamen, Festgreifaahs anderes Ohr zu fressen.
    »Du kommst gut zurecht, wie ich sehe«, sagte Magrat. »Glaubst du nicht, daß die Vögel auf Strenge besser reagieren würden?«
    »O nein«, widersprach Festgreifaah. »Man muß gut zu ihnen sein. Es geht darum, eine Beziehung zu knüpfen. Wenn sie einem nicht vertrauen, soaaah…«
    »Nun, ich überlasse dich besser deiner Arbeit«, sagte Magrat, als die Luft plötzlich voller Federn war.
    Es hatte die kummervolle Ex-Hexe kaum überrascht zu erfahren, daß es bei der Falknerei von Stand und Geschlecht bestimmte Unterschiede gab. Als König

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