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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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durfte sich Verence einen Geierfalken halten – was auch immer das für Vögel sein mochten –, während irgendwelchen Grafen nur Wanderfalken erlaubt waren. Für Priester kamen Sperber in Frage. Gewöhnliche Bürger durften höchstens einen Stock werfen. * Magrat fragte sich, was man Nanny Ogg gestattet hätte – vielleicht ein kleines Küken.
    Für Hexen gab es keinen bestimmten Falken, doch als Königin stand ihr der sanfte Falke zu, auch Müder Sorgentropf genannt. Es war ein kleiner, kurzsichtiger Vogel, der lieber ging als flog. Beim Anblick von Blut fiel er in Ohnmacht. Etwa zwanzig Sanfte Falken konnten eine Taube töten – vorausgesetzt, die Taube litt an einer stark schwächenden Krankheit. Magrat hatte eine Stunde mit einem solchen Falken verbracht. Das Geschöpf hockte auf ihrem Arm, fauchte mehrmals und schlief dann ein.
    Nun, für Festgreifaah gab es wenigstens eine Beschäftigung. Das galt auch für die anderen Leute im Schloß. Alle hatten etwas zu tun. Magrat bildete die einzige Ausnahme – sie war einfach nur da. Natürlich sprach man mit ihr. Wenn sie etwas fragte. Aber sie gewann dabei ständig den Eindruck, bei etwas Wichtigem zu stören. Es schien überhaupt keine bedeutsamen Pflichten für sie zu geben, sah man einmal von der Sache mit der Thronfolge ab. In diesem Zusammenhang ließ sich Verence gerade einige Bücher aus Ankh-Morpork kommen…
    »Bleib da stehen, Mädchen«, sagte eine Stimme. »Komm nicht näher – in deinem eigenen Interesse.«
    In Magrat erwachte Ärger zum Leben.
    »Mädchen? Zufälligerweise haben Wir durch baldige Heirat königliches Blut in den Adern!«
    »Mag sein«, erwiderte die Stimme. »Ich fürchte jedoch, das ist den Bienen egal.«
    Magrat verharrte.
    Sie hatte inzwischen jenen Bereich verlassen, den die königliche Familie für einen Garten hielt. Jetzt befand sie sich dort, wo der Garten nach Meinung des gemeinen Volkes begann: jenseits der Hecken, angeblich kunstvoll beschnittener Bäume und mehr oder weniger angenehm duftender Kräuter. Hier gab es alte Schuppen, Blumentöpfe, Komposthaufen und, dort drüben, Bienenstöcke.
    Bei einem fehlte der Deckel. Daneben stand Herr Brooks in einer braunen Wolke und rauchte seine spezielle Bienenpfeife.
    »Oh«, sagte Magrat. »Du bist’s, Herr Brooks.«
    Eigentlich war Herr Brooks der königliche Imker, doch es handelte sich bei ihm nicht unbedingt um einen Untertan im eigentlichen Sinne. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die meisten Bediensteten im Schloß wurden nur mit dem Nachnamen angesprochen, lediglich die Köchin, der Butler und der Imker bekamen ein »Frau« beziehungsweise »Herr« hinzu. Herr Brooks verdiente sich die Ehre mit seinem geheimen Wissen. Er wußte alles über Honig und die Paarung von Bienen. Er wußte, was es mit Schwärmen auf sich hatte, und er kannte Methoden, Wespennester zu beseitigen. Er genoß den besonderen Respekt von Leuten, die wie Hexen und Schmiede einem Handwerk nachgingen, das nicht zum Alltäglichen gehörte. Damit sind Leute gemeint, die von Dingen wissen, die anderen seltsam und rätselhaft erscheinen. Normalerweise stellte Herr Brooks immer etwas Kniffliges mit den Bienenstöcken an, verfolgte einen Schwarm durchs Königreich oder rauchte seine Pfeife in einem Schuppen, in dem es nach altem Honig oder Wespengift roch. Man hütete sich davor, ihn zu beleidigen. Es sei denn, man fand Gefallen daran, im Abort von Wespen überrascht zu werden, während Herr Brooks in seinem Schuppen saß und vor sich hin kicherte.
    Behutsam setzte er den Deckel wieder auf den geöffneten Bienenstock und ging davon. Einige Bienen flohen durch die großen Löcher im Imkerschleier.
    »Tag, Euer Ladyschaft«, brummte er.
    »Hallo, Herr Brooks. Was hast du gemacht?«
    »Sie schwärmen spät, die Bienen«, erwiderte der Imker. »Ich habe nur nach dem Rechten gesehen. Möchtest du eine Tasse Tee, Mädchen?«
    Bei Herrn Brooks konnte man nicht förmlich sein. Er behandelte alle als Gleichgestellte; in vielen Fällen schien er sogar zu glauben, einen geringfügig höheren Rang zu bekleiden. Wahrscheinlich lag’s daran, täglich über Tausende zu herrschen. Mit ihm konnte Magrat reden. Es kam ihr immer so vor, als wäre er einer Hexe so ähnlich, wie es einem Mann nur möglich war.
    Der Schuppen enthielt Teile von Bienenstöcken, seltsame Folterwerkzeuge für das… Ernten von Honig, alte Krüge sowie einen kleinen Herd, auf dem eine fleckige Teekanne stand, direkt neben einer großen Pfanne.
    Herr

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