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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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in silbernen Haltern und reichte eine Magrat.
    »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Sie verabschiedeten sich mit einem kurzen Kuß und gingen in verschiedene Richtungen davon.
    Magrats Bettlaken lief gerade braun an. Sie zog die Wärmpfanne von der Matratze und warf sie aus dem Fenster.
    Anschließend blickte sie zum »Kleiderschrank«.
    Mit ziemlicher Sicherheit gab es außer Magrat keine andere Person in Lancre, die Gedanken daran verschwendete, ob irgend etwas biologisch abbaubar war oder nicht. Alle anderen hofften, daß die Dinge von Bestand waren – obgleich sie wußten, daß die Fäulnis siegte, wenn man lange genug wegsah.
    Zu Hause – Magrat verbesserte sich sofort: dort, wo sie früher gewohnt hatte – gab es einen Abort am Ende des Gartens. Eine gute Einrichtung, fand sie. Wenn man regelmäßig Gebrauch von einem Eimer mit Asche machte und außerdem die abgerissenen Blätter eines alten Kalenders verwenden konnte, so kam man bestens damit zurecht. Außerdem fand sie den weintraubenartigen Ausschnitt in der Tür recht hübsch. Alle drei oder vier Monate hatte Magrat ein Loch gegraben und jemanden darum bitten müssen, das Häuschen einige Meter zu versetzen.
    Beim »Kleiderschrank« handelte es sich um eine überdachte Nische in der Wand. Ein Holzsitz befand sich dort über einer quadratischen Öffnung im Boden: Der Schacht führte bis ganz nach unten, bis hin zur Schloßmauer. Dort gab es ein zweites Loch, und genau an jener Stelle fand die biologische Abbaubarkeit mit Hilfe eines organodynamischen Prozesses statt, bei dem Shawn Ogg und seine Schubkarre eine zentrale Rolle spielten. Soviel wußte und verstand Magrat. Es paßte zu ihren Vorstellungen von königlichem Adel und gemeinem Volk. Doch die Haken verblüfften und schockierten sie.
    Sie dienten dazu, Kleidung aufzuhängen. Millie hatte darauf hingewiesen, daß die wertvolleren Pelzmäntel und so weiter in jener Nische verstaut wurden. Warum? Der Luftzug aus dem Loch – vom Geruch ganz zu schweigen * – hielt die Motten fern.
    Nun, zumindest in dieser Hinsicht hatte Magrat ihren Willen durchgesetzt.
    Sie lag jetzt im Bett und starrte an die Decke.
    Natürlich wollte sie Verence heiraten, obgleich er ein fliehendes Kinn hatte und seine Augen immerzu tränten. Tief in ihrem Innern wußte Magrat, daß sie kaum wählerisch sein durfte, um einen König zu bekommen… Nun, in diesem Zusammenhang durfte man wohl kaum von Pech sprechen.
    Aber als Narr war er ihr lieber gewesen. Ein Mann, der bei jeder Bewegung klimperte, übte einen gewissen Reiz aus.
    Wenn sie an die Zukunft dachte, stellte sie sich langweilige Tapisserien und wehmütige Blicke aus dem Fenster vor.
    Sie hatte genug von Büchern über Etikette und Abstammung und von Twurps Adelsstände der Fünfzehn Berge und Ebene von Sto.
    Als Königin mußte man über solche Dinge Bescheid wissen. In der langen Galerie gab es viele Bücher darüber, und Magrat hatte nur erst einige wenige Regale erforscht. Wie sprach man den dritten Vetter eines Grafen an? Was bedeuteten die Bilder auf Schilden? Was hatte es mit den vielen Löwendarstellungen und so auf sich? Und dann die Kleidung… Einen Schleier lehnte sie kategorisch ab, und sie war nicht besonders glücklich mit dem spitzen Hut, von dem eine Art Schal herabbaumelte. Bei Lady Sowieso mochte so etwas sehr elegant wirken, doch bei Magrat sah’s aus, als hätte jemand ein großes Eis auf ihren Kopf fallen lassen.
     
    Nanny Ogg saß im Bademantel vorm Kamin, rauchte ihre Pfeife und schnitt sich die Fußnägel. Gelegentlich machte es irgendwo Ping, wenn ein Splitter von irgendwelchen Gegenständen im Zimmer abprallte. Eine kleine Öllampe ging zu Bruch.
     
    Oma Wetterwachs lag bleich und völlig reglos auf dem Bett, in den faltigen Händen ein Schild mit der Aufschrift: ICH BINNE NICH TOT…
    Ihr Geist schwebte durch den Wald und suchte…
    Es gab jedoch ein Problem: Omas Selbst brauchte fremde Augen und Ohren, um zu sehen und zu hören. Wo so etwas nicht existierte…
    Sie hatte keine Möglichkeit, jene acht Männer zu bemerken, die in einer Mulde unweit des Steinkreises schliefen.
    Und träumten…
     
    Lancre ist nur deshalb mit dem Rest der Welt verbunden, weil es eine Brücke über die Lancre-Schlucht gibt. Durch die Schlucht rauscht ein nicht besonders tiefer Fluß, der aber gefährliche Stromschnellen hat. Er heißt Lancrefluß. *
    Die Kutsche näherte sich dem einen Ende – oder Anfang – der Brücke.
    Ein ungeschickt mit Weiß, Rot und

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