Lords und Ladies
Dummköpfe, die ein Theaterstück vermasseln, in dem irgendwelche Herren und Herrinnen…«
Plötzlich lag Kälte in der Luft, scharf wie die Spitzen von Eiszapfen.
»Dem Theaterdingsbums fehlt was.«
»Genau. Genau.«
»Ein mythisches Element.«
»Stimmt. Ganz meine Meinung. Meine Meinung. Meine Meinung. Ja. Esch fehlt was, über dasch man beim Heimweg fröhlich vor sich hin pfeifen kann. Genau.«
»Und deshalb sollte das Schtück hier aufgeführt werden. Unter freiem Himmel. Aufm Hügel.«
Jason Ogg runzelte die Stirn. Es zeigten sich praktisch immer Falten darin, wenn es um die vielen komplizierten Dinge des Lebens ging. Nur in Hinsicht auf Eisen wußte er genau, worauf es ankam. Nun hob er den Finger und versuchte, die anderen Thespisjünger zu zählen. Das fiel ihm nicht leicht, denn inzwischen war der Krug fast leer. Durchschnittlich schienen ihm sieben andere Personen Gesellschaft zu leisten. Dennoch gewann er den unangenehmen Eindruck, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
»Hier draußen«, sagte er unsicher.
»Gute Idee«, erwiderte Weber.
»War’s nicht deine Idee?« fragte Jason.
»Ich dachte, du hättest esch gesagt.«
»Und ich dachte, daß der Vorschlag von dir schtammt.«
»Was spielt’s für ‘ne Rolle, wer die Idee hatte?« warf Dachdecker ein. »Es ist eine gute Idee. Erscheint… angemessen.«
»Und die Sache mit der müslischen Qualität?«
»Was für ‘n Müsli?«
»Darauf kann man nicht verzichten«, betonte der Theaterexperte Weber. »Haben große Bedeutung, die müslischen Qualitäten.«
»Meine Mutter hat gesagt, niemand soll hierher…«, begann Jason.
»Wir tanzen doch nicht, oder?« entgegnete Fuhrmann. »Ich kann ja verstehen, dasch es besser ist, hier keine Magie zu beschwören und so. Aber wasch kann schon passieren, wenn man hierherkommt, ohne irgend etwas anzuschtellen? Ich meine, der König und so. Und auch deine Mutter. Ha! Beschtimmt kommen keine jungen Frauen ohne Schlüpfer an ihr vorbei!«
»Ich glaube nicht, daß es nur…« Weiter kam Jason nicht.
»Und außerdem gibt’s da noch die andere«, ließ sich Weber vernehmen.
Sie dachten über Oma Wetterwachs nach.
»Mann, sie is’ mir nich’ ganz geheuer«, sagte Dachdecker nach einer Weile. »Ihr Blick scheint einen regelrecht zu durchbohren. Natürlich käme esch mir nie in den Sinn, schlecht über sie zu reden«, betonte er laut, um dann leiser hinzuzufügen: »Aber esch heißt, daß sie des Nachts als Hase oder Fledermaus umherstreift. Verändert ihre Geschtalt und so.« Er hob die Stimme. »Ich glaube kein Wort davon.« Und flüsternd: »Aber der alte Weezen drüben in Schnitte hat mir erzählt, daß er einmal auf der Jagd einen Hasen am Bein verletzt hat. Am nächsten Tag ist sie ihm auf der Straße entgegengekommen, hat ›Autsch‹ gesagt und ihm eine ordentliche Kopfnuß verpaßt.«
»Einmal hat mein Vater unsere alte Kuh schum Markt gebracht«, lallte Weber. »Unterwegs wurde schie krank und ist am Weg in der Nähe ihrer Hütte zu Boden gesunken, und er konnte sie nicht daschu bewegen, wieder aufzustehen, und scho ging er zur Hütte, und die Tür ging auf, noch bevor er angeklopft hatte, und sie schagte: ›Deine Kuh ist krank, Weber.‹ Einfach so. Und dann schagte sie…«
»Meinst du die alte scheckige Kuh, die dein Vater früher hatte?« erkundigte sich Fuhrmann.
»Nein, die scheckige Kuh gehörte meinem Onkel«, sagte Weber. »Wir hatten die mit dem krummen Horn. Nun…«
»Ich hätte schwören können, daß es eine scheckige Kuh war«, brummte Weber. »Weisch noch, daß mein Vater eines Tages schagte: ›Das ischt eine prächtige scheckige Kuh. So prächtige scheckige Kühe schieht man heute nur noch selten.‹ Das war damalsch, als ihr das alte Feld neben Cabbs Brunnen hattet.«
»Wir hatten dasch Feld nie«, meinte Weber. »Mein Vetter hatte es. Wie dem auch sei…«
»Bist du sicher?«
»Wie dem auch sei«, wiederholte Weber. »Sie sagte: ›Warte hier, ich gebe dir wasch für sie.‹ Und dann ging sie in die Küche und kehrte mit zwei großen roten Pillen zurück, und…«
»Um wasch für eine Krankheit handelte es sich eigentlich?« fragte Fuhrmann. »Ich meine, warum sank die Kuh zu Boden?«
»Und sie gab ihm die beiden Pillen und schagte: ›Heb den Schwanz der Kuh und schieb eine dieser beiden Pillen dorthin, wo die Sonne nicht scheint. Ich garantiere dir: Nach wenigen Sekunden schpringt das Tier auf und läuft scho schnell es kann.‹ Und mein Vater dankte
Weitere Kostenlose Bücher