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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gab.
    Sie schob das Kinn vor. Galle blubberte wie eine heiße Quelle in ihr – derzeit war sie genau in der richtigen Stimmung, um einen ganz neuen Beruf zu schaffen. Am besten einen, der ohne Männer und alte Frauen, die sich in alles einmischten, auskam.
    Den verdammten Brief wollte sie behalten – als eine Art Andenken.
    Die ganze Zeit über hatte sie sich gefragt, wie es Verence gelungen war, schon Wochen vor ihrer Rückkehr mit den Vorbereitungen zu beginnen. Jetzt kannte sie die Antwort. Bestimmt haben sie über mich gelacht…
     
    Nanny Ogg dachte kurz daran, daß sie eigentlich woanders sein sollte, doch in ihrem Alter geschah es nicht jeden Tag, daß man zu einem romantischen Essen im Kerzenschein eingeladen wurde. Es mußte auch einmal möglich sein, sich keine Sorgen um die Zukunft der Welt zu machen und den eigenen Bedürfnissen Aufmerksamkeit zu schenken. Ja, irgendwann einmal mußte es Zeit genug geben, um in sich zu gehen.
    »Meine Güte, dieser Wein schmeckt wirklich gut«, sagte Nanny Ogg und griff nach der nächsten Flasche. »Wie heißt er?« Sie warf einen Blick aufs Etikett. »Chateau Maison? Chat-eau – ah, das ausländische Wort für Katzenwasser. So sind die Ausländer eben, geben allen Dingen komische Namen, aber keine Angst, es ist nicht wirklich Katzenwasser. Echtes Katzenwasser riecht strenger.« Mit dem Griff des Messers rammte sie den Korken tiefer in die Flasche und schüttelte sie energisch, damit sich das »Gute« darin ordentlich und gründlich verteilte.
    »Aber ich halte nichts davon, Wein aus Frauenstiefeln zu trinken«, fuhr Nanny fort. »Ich weiß natürlich, daß so etwas sehr beliebt ist. Aber ich frage mich immer wieder, warum es so toll sein soll, mit nassen Stiefeln nach Hause zu kommen. Hast du gar keinen Hunger? Wenn du den Knorpel da nicht möchtest… Ich esse ihn gern. Gibt’s noch mehr von den Hummer-Dingern? Habe noch nie in meinem Leben Hummer probiert. Und dann die Mayonnaise. Und die kleinen Eier mit Sachen drin. Übrigens: Die Brombeermarmelade schmeckte nach Fisch.«
    »Du meinst den Kaviar«, murmelte Casanunda.
    Er stützte das Kinn auf die Hand und beobachtete Nanny hingerissen.
    Überrascht stellte er fest, wieviel Spaß er hatte, obgleich er noch immer nicht in der Horizontalen weilte.
    Mit kulinarischen Ereignissen dieser Art kannte er sich natürlich aus. Es handelte sich um eine der wichtigsten Waffen im Arsenal des Verführers. Die Dame bekam jede Menge erlesenen Wein und viele leicht zu verdauende Köstlichkeiten. Über dem Tisch wurde häufiger Blickkontakt hergestellt, und darunter berührten sich immer wieder die Füße. Hinzu kam das demonstrative Verspeisen von Birnen, Bananen und so weiter. Auf diese Weise steuerte das Schiff der Versuchung langsam in den Hafen.
    Und dann gab es da Nanny Ogg.
    Nanny wußte erlesenen Wein auf ihre eigene Weise zu schätzen. Es wäre Casanunda nie in den Sinn gekommen, daß jemand Portwein nach Weißwein trinken konnte, nur weil die erste Flasche leer war.
    Was das Essen betraf… Nun, auch daran fand Nanny Gefallen. Casanunda hatte nie zuvor eine solche… Nahrungsaufnahme gesehen. Wenn man Nanny Ogg ein gutes Essen vorsetzte, so nahm sie es ohne Rücksicht auf Verluste in Angriff. Zeuge zu werden, wie sie Hummer aß… Es war ein einzigartiges Erlebnis, an das der Zwerg noch in vielen Jahren zurückdenken würde. Die Kellner der Taverne mochten noch in einigen Wochen damit beschäftigt sein, Scherensplitter aus den Holzwänden zu ziehen.
    Und der Spargel… Nun, Casanunda konnte natürlich versuchen, die Erinnerungen an eine Spargel essende Nanny Ogg aus seinem Gedächtnis zu verbannen, aber er befürchtete, daß die sich immer wieder in sein Denken und Empfinden einschleichen würden.
    Er vermutete, daß es mit der Hexerei zusammenhing. Hexen drückten sich immer sehr klar aus, wenn es um ihre Wünsche ging. Wenn man steile Klippen erkletterte, reißende Ströme überquerte und auf Schiern über lange Gletscherflanken rutschte, um Gytha Ogg eine Schachtel Pralinen zu bringen, so hatte sie bereits die mit Nougat gefüllten Exemplare aus der unteren Lage geholt, noch bevor man die Steigeisen ablegen konnte. Typisch.
    Womit auch immer sich eine Hexe beschäftigt, sie ist hundertprozentig bei der Sache.
    Hubba, hubba!
    »Willst du keine Garnelen mehr? Schieb den Teller einfach rüber.«
    Casanunda hatte versucht, ein wenig zu füßeln, um am Ball zu bleiben, gab diese Bemühungen jedoch auf, als Nannys

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