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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schwerer, mit eisernen Beschlägen ausgestatteter Stiefel auf seine Fußknöchel herabschmetterte.
    Und dann der Geige spielende Zigeuner. Zuerst klagte Nanny darüber, daß eine Fiedel jammerte, während sie sich auf das Essen konzentrieren wollte. Aber zwischen zwei Gängen riß sie dem armen Mann das Ding aus der Hand, warf den Bogen in eine Schüssel mit Kamelien und stimmte die Geige so, daß sie wie ein Banjo klang. Im Anschluß daran sang sie aus vollem Hals drei Verse eines Lieds, dem sie aus Rücksicht auf Casanunda den ausländisch klingenden Titel gab: Il porcupino nil sodmy est..
    Dann trank sie noch mehr Wein.
    Es beeindruckte den Zwerg, daß sich Nanny Oggs Gesicht in eine Masse aus horizontalen Falten verwandelte, wenn sie lachte. Und Nanny Ogg lachte oft.
    Casanunda hockte in einer angenehmen, vom Wein geschaffenen Dunstglocke und bemerkte, daß er sich vergnügte.
    »Ich nehme an, es gibt keinen Herrn Ogg, oder?« fragte er nach einer Weile.
    »O doch, es gibt einen«, sagte Nanny. »Wir haben ihn vor Jahren begraben. Es blieb uns nichts anderes übrig – immerhin war er tot.«
    »Es ist bestimmt schwer für eine Frau, ganz allein zu leben, nicht wahr?«
    »Eine schreckliche Sache, ja«, bestätigte Nanny Ogg, die nicht mehr gekocht oder Staub geputzt hatte, seit ihre älteste Tochter groß genug geworden war, um ihr diese Arbeiten abzunehmen. Außerdem bekam sie pro Tag mindestens vier von ängstlichen Schwiegertöchtern zubereitete Mahlzeiten.
    »Bestimmt bist du nachts besonders einsam«, sagte Casanunda aus reiner Angewohnheit.
    »Greebo leistet mir Gesellschaft«, entgegnete Nanny. »Er hält mir die Füße warm.«
    »Greebo…«
    »Der Kater. Glaubst du, wir bekommen auch noch Pudding?«
    Als sie die Taverne verließen, nahm Nanny die letzte Flasche Wein mit.
     
    Herr Brooks, der Imker, schöpfte im Schuppen eine grünliche, stinkende Flüssigkeit aus einem Kochtopf, unter dem praktisch ständig ein Feuer brannte. Er füllte den Spritzer damit.
    In der Gartenmauer gab es ein Wespennest. Bis zum Morgen des nächsten Tages sollte es sich in einen Wespenfriedhof verwandelt haben.
    Es gab da einen seltsamen Aspekt im Verhalten der Bienen. Den Eingang des Stocks bewachten sie stets und verteidigten ihn mit ihrem Leben, wenn es sein mußte. Doch die Wespen fanden irgendwo weiter hinten einen Riß im Holz und drangen in den Stock ein. Komisch: Die Bienen drinnen unternahmen nichts dagegen.
    Sie bewachten den Eingang, aber wenn Wespen einen anderen Weg ins Innere fanden, so wußten die Verteidiger nicht mehr, wie sie es verteidigen sollten.
    Der Imker betätigte den Hebel des Spritzers. Flüssigkeit drang aus der Düse und hinterließ dampfende Kleckse auf dem Boden.
    Wespen mochten recht hübsch aussehen. Aber wenn man auf der Seite der Bienen stand, mußte man gegen Wespen sein.
    Im Großen Saal schien irgendein Fest stattzufinden. Herr Brooks erinnerte sich vage an eine Einladung, aber solche Dinge entgingen nur zu leicht seiner Aufmerksamkeit. Erst recht nicht unter den gegenwärtigen Umständen. Etwas ging nicht mit rechten Dingen zu. Bei keinem der Bienenstöcke gab es Anzeichen für baldiges Schwärmen. Überhaupt keine.
    Als er im Dunkeln an ihnen vorbeikam, hörte er das Summen. Dazu kam es an warmen Abenden: Ganze Bataillone von Bienen versammelten sich an den Öffnungen der Stöcke und fächelten Luft mit ihren Flügeln, damit es für die Brut nicht zu warm wurde. Doch diesmal bildeten die Bienen eine regelrechte Wolke, die den Stock umgab.
    Sie waren aufgeregt und wachsam.
     
    An der Grenze von Lancre gab es im Fluß einige Wehre. Oma Wetterwachs zog sich aufs nasse Holz und quatschte zum Ufer, wo sie ihre Stiefel leerte.
    Nach einer Weile schwamm der spitze Hut eines Zauberers flußabwärts. Kurz darauf kam darunter ein spitz zulaufender Zaubererkopf zum Vorschein.
    Oma streckte die Hand aus und half Ridcully an Land.
    »Na bitte«, sagte sie. »Belebend, nicht wahr? Ich hatte ohnehin den Eindruck, daß du ein kaltes Bad gebrauchen konntest.«
    Der Erzkanzler versuchte, sich Wasser aus dem Ohr zu schütteln. Er bedachte Oma mit einem finsteren Blick.
    »Warum bist du nicht naß?«
    »Ich bin naß.«
    »Nein, bist du nicht. Du bist nur feucht, im Gegensatz zu mir – habe keinen trockenen Faden mehr am Leib. Wie kannst du durch einen Fluß schwimmen und trotzdem nur feucht sein?«
    »Ich trockne schnell.«
    Oma Wetterwachs blickte an den Felsen empor. Nicht sehr weit entfernt führte

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