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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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große Poster, eine Beilage des Buches Alle Belagerungswaffen dieser Welt. Ja, mit solchen Sachen kannte er sich aus: Angriffe kamen praktisch immer von draußen.
    Man konnte Shawn nicht unbedingt als schnellen Denker bezeichnen, aber er entsann sich nun an den Elfen im Kerker. Das Geschöpf war eingesperrt. Er hatte die Tür selbst abgeschlossen. Außerdem gab’s überall Eisen. Ja, Mama hielt das Eisen für sehr wichtig.
    Und doch…
    Shawn beschloß, kein Risiko einzugehen. Er zog die Zugbrücke hoch, ließ das Fallgatter herab und sah über die Mauer. Doch seinen argwöhnischen Blicken boten sich nur Nachtluft und Dunkelheit.
    Nun spürte er das Geräusch. Aus den Steinen schien es zu kommen, mit einer gezähnten akustischen Kante, die an den Nerven sägte.
    Der Elf konnte das Verlies doch nicht verlassen haben, oder? Nein, unmöglich. Welchen Sinn hatte es, Kerker zu bauen, aus denen man entkommen konnte?
    Das Geräusch kletterte die Tonleiter empor und stieg sie wieder herab.
    Shawn lehnte seine rostige Pike an die Wand und zog das Schwert. Er wußte, wie man damit umging. Zehn Minuten täglich übte er, und meistens bot der Strohsack hinterher einen traurigen Anblick.
    Er betrat das Schloß durch die Hintertür, schlich durch leere Flure und Korridore zum Kerker. Nirgends rührte sich etwas. Ganz klar: Alle besuchten die Vorstellung, und sicher dauerte es nicht mehr lange, bis sie zurückkehrten.
    Das Schloß fühlte sich groß, alt und kalt an.
    Vielleicht brauchten nur noch einige wenige Minuten zu verstreichen, bevor es im Schloß wieder von Hochzeitsgästen wimmelte.
    Oder auch nur Sekunden…
    Das Geräusch verklang.
    Shawn sah um die Ecke. Die Stufen und dahinter die offene Tür des Verlieses…
    »Halt!« rief er nur für alle Fälle.
    Seine Stimme hallte von den Wänden wider.
    »Halt! Oder… oder… oder… Halt!«
    Er wagte sich vor, ging die Treppe hinunter und blickte durch den offenen Zugang.
    »Seid gewarnt! Ich erlerne gerade den Pfad des jadegrünen Lotos!«
    Die Zellentür war ebenfalls geöffnet. Und daneben stand eine in Weiß gekleidete Gestalt.
    Shawn blinzelte.
    »Du bist doch das Tockley-Mädchen, oder?«
    Die junge Frau lächelte, und ihre Augen glühten im matten Licht.
    »Du trägst ein Kettenhemd, Shawn«, sagte sie.
    »Was?« Er sah erneut zur offenen Tür.
    »Es ist häßlich. Leg es ab. Wie kannst du mit all dem Zeug hören?«
    Shawn war sich der Leere in seinem Rücken bewußt, doch er brachte nicht den Mut auf, sich umzudrehen.
    »Ich höre recht gut«, erwiderte er und schob sich ein wenig zur Seite, um die Wand direkt hinter sich zu wissen.
    »Aber du hörst nicht, was wirklich ist«, sagte Diamanda und näherte sich. »Das Eisen macht dich taub.«
    Shawn war noch nicht an spärlich bekleidete junge Frauen gewöhnt, die mit verträumtem Gesichtsausdruck auf ihn zutraten. Er wünschte sich plötzlich, den Weg des sofortigen Rückzugs beschreiten zu können.
    Er sah zur Seite.
    In der offenen Zellentür zeichnete sich eine dürre Gestalt ab. Sie schien zu versuchen, einen möglichst großen Abstand zu ihrer Umgebung wahren zu wollen.
    Diamanda bedachte Shawn mit einem sehr sonderbaren Lächeln.
    Er floh.
     
    Irgendwie hatte sich der Wald verändert. Ridcully zweifelte kaum daran, daß es hier in seiner Jugend Hyazinthen, Schlüsselblumen und… und Hyazinthen und so gegeben hatte. Jetzt schien die Vegetation nur aus Dornenbüschen zu bestehen. Sie zerrten an seinem Mantel, und gelegentlich stießen ihm niedrige Zweige aus reiner Bosheit den Hut vom Kopf.
    Was alles noch schlimmer machte: Bei Oma Wetterwachs kam es nicht zu derartigen unliebsamen Zwischenfällen.
    »Wie machst du das?« fragte der Erzkanzler nach einer Weile.
    »Ich weiß die ganze Zeit über, wo ich bin«, antwortete Oma.
    »Na und? Auch ich weiß, wo ich bin.«
    »Nein, weißt du nicht. Du bist nur zufälligerweise da. Das ist etwas ganz anderes.«
    »Nun, ich frage mich, warum wir nicht einem Weg folgen.«
    »Dies ist eine Abkürzung.«
    »Zwischen zwei Punkten, die du genau kennst?«
    »Ich habe mich nicht verirrt – wenn du das meinst. Ich bin nur… richtungsmäßig herausgefordert.«
    »Ha!«
    An Selbstsicherheit mangelte es Esme Wetterwachs gewiß nicht – das mußte Ridcully ihr lassen. Sie mochte durchaus fähig sein, sich zu verirren – und er hatte allen Grund zu der Annahme, daß sie tatsächlich die Orientierung verloren hatte; es sei denn, in diesem Wald existierten zwei Bäume mit exakt

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