Lords und Ladies
begeistert«, sagte Verence.
»Und Herr Eisengießersohn kommt extra aus den Bergen hierher, um die Krone anzufertigen«, sagte Verence.
»Mein Bruder und Herr Vitollers Leute können nicht kommen, weil sie auf Tournee durch Klatsch sind. Aber der Dramenschmied Hwel hat ein ganz besonderes Stück geschrieben, mit dem er die Hochzeitsgesellschaft unterhalten will. Seiner Ansicht nach kann’s nicht mal von Bauern versaut werden«, sagte Verence.
»Damit ist doch alles klar, oder?« meinte Verence.
Magrats Stimme kehrte von einem langen Ausflug in die Ferne zurück und klang ein wenig heiser.
»Müßtest du vorher nicht um meine Hand anhalten ?« fragte sie.
»Was?« Verence blinzelte überrascht. »Äh. Nein. Nein, eigentlich nicht. Könige halten nicht um irgendwelche Hände an. Ich hab’ darüber gelesen. Ich bin der König, weißt du, und du bist ein Untertan – womit ich dir keineswegs zu nahe treten möchte. Es genügt, wenn ich dir meine Entscheidung mitteile.«
Magrats Mund öffnete sich, um einen zornigen Schrei auszustoßen, doch das Gehirn brachte Zunge und Lungen rechtzeitig unter Kontrolle.
Ja, du kannst ihn natürlich anschreien und dann einfach davonrauschen, sagte das Hirn. Wahrscheinlich folgt er dir.
Sehr wahrscheinlich.
Äh…
Nun, vielleicht ist es nicht ganz so wahrscheinlich. Verence mag ein netter Bursche mit tränenden Augen sein, aber er herrscht auch über dieses Land. Außerdem hat er sich inzwischen gründlich darüber informiert, welche Möglichkeiten einem König offenstehen. Nun, die Wahrscheinlichkeit dafür, daß er dir folgt, ist zumindest… wahrscheinlich.
Aber…
Willst du etwa vielleicht alles riskieren? Hast du dir dies nicht gewünscht? Deshalb bist du doch hierhergekommen, oder?
Verence musterte Magrat besorgt.
»Es ist die Hexerei, nicht wahr?« vermutete er. »Du brauchst sie natürlich nicht ganz aufzugeben. Ich habe großen Respekt vor Hexen. Du kannst zu einer Hexenkönigin werden. Obwohl… Ich glaube, dann mußt du Kleider mit sehr tiefen Ausschnitten tragen, viele Katzen besitzen und den Leuten vergiftete Äpfel andrehen. Es geht dir um die Hexerei, stimmt’s?«
»Nein«, murmelte Magrat. »Nein, es… Hast du eben eine Krone erwähnt?«
»Du brauchst eine«, sagte Verence. »Königinnen tragen Kronen. Ich hab’s in einem Buch gelesen.«
Wieder schaltete sich das Gehirn ein. Königin Magrat, flüsterte es und hob den Spiegel der Phantasie…
»Du bist doch nicht böse, oder?« fragte Verence.
»Was? Oh. Nein. Ich und böse? Nein.«
»Gut. Dann wäre ja alles geklärt. Oder haben wir irgend etwas übersehen?«
»Äh…«
Der König rieb sich die Hände.
»Mit Hülsenfrüchten stellen wir die wundervollsten Dinge an«, sagte Verence in einem Tonfall, der überhaupt nicht darauf hindeutete, daß er Magrats Leben gerade völlig umgekrempelt hatte – und zwar ohne vorher ihre Erlaubnis einzuholen. »Bohnen, Erbsen… Du weißt schon. Stickstoffdünger. Und natürlich auch Mergel und Kalk. Wissenschaftliche Landwirtschaft. Komm, ich zeig dir was.«
Er hüpfte begeistert los.
»Wir könnten wirklich dafür sorgen, daß in diesem Königreich alles wie am Schnürchen läuft«, meinte er.
Magrat folgte ihm.
Es war also alles klar. Es gab keinen Heiratsantrag, nur eine Art Proklamation. Selbst in den dunkelsten Stunden der Nacht hatte sich die junge Hexe nicht vorstellen können, wie jener Augenblick beschaffen sein mochte, aber aus irgendeinem Grund nahm sie an, daß Rosen, Sonnenuntergänge und zwitschernde Vögel dabei eine Rolle spielten. In diesem Zusammenhang beschäftigte Klee ihre Phantasie wenig. Von Bohnen oder anderen Hülsenfrüchten ganz zu schweigen.
Andererseits: Im Grunde ihres Wesens war Magrat weitaus praktischer veranlagt, als viele jener Leute glaubten, die nur ihr naives Lächeln und ihre insgesamt dreihundert magischen Schmuckstücke sahen, von denen kein einziges seinen Zweck erfüllte.
So heiratete man also einen König. Es wurde alles arrangiert. Es gab keine weißen Pferde. Die Vergangenheit sauste auf geradem Wege in die Zukunft und nahm einen mit.
Vielleicht war das normal. Könige hatten viel zu tun, und Magrats Erfahrungen in bezug auf königliche Vermählungen unterlagen gewissen Beschränkungen.
»Wohin gehen wir?« fragte sie.
»Zum alten Rosengarten.«
Nun… Das klang schon besser.
Allerdings wuchsen dort keine Rosen mehr. In dem von Mauern umgebenen Garten gab es auch die hübschen Wege und Lauben nicht
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