Loreley - Basalt
wichtige Angaben in dem Fall liefern konnte. Bisher hatte der unter schwerem Schock stehende Mann keine relevanten Aussagen machen können.
Nach dem Telefonat suchte Jil erneut ihren Kollegen Hansen auf.
»Ich werde am Nachmittag ins Krankenhaus nach Hachenburg fahren. Vorher sehe ich mich noch einmal an der Stelle im Basaltpark um, an der der Tote gefunden wurde.«
Hansen sah die Kommissarin überrascht an. »Die Spurensicherung hat bestimmt nichts übersehen.«
Jil zog eine Augenbraue hoch. »Davon bin ich auch überzeugt. Es ist etwas anderes, was mich noch einmal an diesen Ort zieht. Ich will versuchen mich in den Mörder hineinzudenken, um den Fundort der Leiche zu verstehen. Einerseits ist die Stelle sehr abseits gelegen, andererseits aber ungünstig ausgewählt, da sie mit einem Fahrzeug nicht unmittelbar erreichbar ist. Die gefundenen Reifenspuren lassen vermuten, dass der Mörder noch ein gutes Stück zu Fuß laufen musste.«
Hansen wollte noch etwas dazu sagen, doch die Kommissarin war bereits dabei sein Büro zu verlassen.
Zur selben Zeit betrat ein Fahrradbote das Gebäude der Verbandsgemeinde Bad Marienberg. Im modern gestalteten Eingangsbereich übergab er der Mitarbeiterin am Empfang ein Schreiben.
»Für Herrn Schulz, den Verbandsbürgermeister,« teilte ihr der Fahrradbote mit heller Stimme mit, dann drehte er sich rasch um und verließ das Gebäude. Für die Mitarbeiterin nichts Ungewöhnliches, da täglich eine Menge Post in der Verwaltung ankommt. Sie brachte das Schreiben sofort in das Vorzimmer des Bürgermeisters und war damit ihrer Aufgabe entbunden.
Bürgermeister Schulz befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Besprechung. Als er eine halbe Stunde später sein Büro betrat, wurde ihm das Schreiben ausgehändigt.
»Wo kommt dieser Brief her?«, schrie er aufgebracht, nachdem er den Inhalt gelesen hatte.
Die Sekretärin, die ihren Chef seit Jahren kannte, eilte erschrocken in sein Büro. Bisher hatte sie Schulz noch nie so brüllen gehört.
»Da, lesen Sie. Eine Unverschämtheit ist das!«, stammelte Schulz nervös. »Ich werde die Polizei informieren.« Dann zog er ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich damit den plötzlich austretenden Schweiß von seiner Stirn.
Entsetzt las auch die Sekretärin die Zeilen. »Soll ich die Polizei verständigen?«, fragte sie mit erregter Stimme und wedelte mit dem Brief durch die Luft. Verbandsbürgermeister Schulz sprang auf und nahm das Schreiben wieder an sich. »Ich werde ihn in eine Klarsichthülle stecken. Sonst sind nachher nur noch unsere Fingerabdrücke zu erkennen.«
Die Sekretärin nickte. Sie war ganz weiß im Gesicht geworden und brachte vor Aufregung keinen Ton mehr heraus. Schulz entschloss sich daher, selbst bei der Polizei anzurufen.
»Hier Verbandsbürgermeister Schulz aus Bad Marienberg. Ich muss dringend Kommissarin Jil Augustin sprechen. Es geht um den Mord im Basaltpark.«
»Die Kommissarin ist auf dem Weg nach Bad Marienberg. Ich werde ihr über Handy mitteilen, dass sie bei Ihnen vorbeikommen soll. Aber Sie können auch mir Ihr Anliegen im Mordfall mitteilen.« Doch kaum hatte Hansen das letzte Wort ausgesprochen, murmelte Herr Schulz bereits: »Danke für Ihre Bemühungen«, dann war die Leitung unterbrochen.
Hansen rief sofort die Kommissarin an und berichtete von dem Telefonat. »… Er hat gesagt, es habe mit dem Mord im Basaltpark zu tun«, beendete er seine Ausführungen.
Jil fuhr gerade durch die Gemeinde Unnau.
»Ich bin gleich in Bad Marienberg. Am besten, ich fahre direkt zu Herrn Schulz. In den Basaltpark kann ich später immer noch.«
Es war ein herrlicher Sommertag. Die Temperatur war auf 24 Grad geklettert und versprach für die späten Nachmittagsstunden noch ein bis zwei Grad höher zu steigen. Jil fiel auf, dass viele Menschen vor ihren Häusern saßen. Für den Abend nahm die Kommissarin sich vor, noch einen Spaziergang durch das Wildgehege zu machen.
Seit einigen Wochen besuchte die Kommissarin einen Nordic-Walking-Kurs.
Noch ganz in Gedanken versunken, lenkte die Kommissarin einige Minuten später ihren Wagen auf das Gelände der Verbandsgemeindeverwaltung. Jil war gerade aus ihrem Wagen ausgestiegen, als die Sekretärin des Verbandsbürgermeisters bereits auf sie zu rannte.
»Unser Verbandsbürgermeister hat ein eigenartiges Schreiben erhalten«, flüsterte die Frau zitternd vor Erregung und blickte die Kommissarin erwartungsvoll an. Jil nickte und bat die Sekretärin ihr
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