Loreley - Basalt
wollte, und ließ ihn bis nach St. Goarshausen in Ruhe.
Im Büro angekommen, griff Schuster sofort zum Telefon.
»Hier Kommissar Schuster aus Sankt Goarshausen«, erklärte er, nachdem Jil Augustin das Gespräch entgegengenommen hatte. »Ich habe erfahren, dass Sie einen ähnlichen Mord aufzuklären haben wie wir. Der Name des Ermordeten vom Loreleyfelsen ist Doktor Wagner, ein Anwalt aus Rüdesheim«, berichtete Schuster.
»Wir wissen leider noch nichts über die Identität unseres Mordopfers. Aber eine Veröffentlichung des Fotos der Leiche soll uns weiterhelfen«, teilte Jil dem Kollegen Schuster mit.
»Wir sind im Kalender unseres Ermordeten auf das Kürzel Malu gestoßen …«
Weiter kam Kommissar Schuster nicht. Jil fiel ihm ins Wort und rief überrascht: »Malu!«
»Ihnen sagt das Kürzel etwas?«, erkundigte sich Schuster erstaunt.
»Ja. Das ist das Autoren-Kürzel eines Journalisten hier in der Gegend. Lassen Sie mich aber zuerst mit ihm sprechen, bitte. Wir waren einmal …«, sie zögerte, »… eng befreundet, Sie verstehen? Außerdem muss das nichts heißen, schließlich kann Ihr toter Anwalt auch für eine andere Person dieses Kürzel benutzt haben«, bemerkte Jil nervös.
Schuster versprach abzuwarten. Man verabredete ein weiteres Telefonat für den nächsten Morgen.
* * *
Jil war geschockt über die Neuigkeiten, die sie soeben erfahren hatte.
»Alles in Ordnung?«, fragte Bürgermeister Berg, nachdem Jil ihr Handy zur Seite gelegt hatte.
»Ja, danke«, murmelte die Kommissarin und lenkte rasch das Thema wieder auf das Schreiben, das Verbandsbürgermeister Schulz bekommen hatte.
»Das ist in der Tat eine Nachricht, mit der wir vertraulich umgehen müssen. Wenn der Inhalt auch nur einen Funken Wahrheit enthält …« An dieser Stelle brach Bürgermeister Beig nachdenklich ab.
»Wurden Sie in den letzten Wochen oder Monaten auf den Basaltpark im Zusammenhang mit diesem Thema angesprochen oder ist Ihnen sonst jemand aufgefallen, der sich intensiv für den Basaltpark interessiert hat?«, erkundigte sich die Kommissarin.
Herr Berg schüttelte seinen Kopf. »Nein, das wäre mir, nachdem ich diese Zeilen gelesen habe, sofort wieder in Erinnerung gewesen. Es gab nichts, was daraufhin gewiesen hätte«, versicherte er.
»Es kann auch sein, dass nichts davon der Wahrheit entspricht. Um Sicherheit zu bekommen, müssen wir Untersuchungen im Basaltpark durchführen«, entschied die Kommissarin.
Die beiden Bürgermeister nickten zustimmend. »Wir müssen Klarheit bekommen, das sind wir den Bürgern schuldig«, betonten Schulz und Berg gleichsam. Jil dankte für das Gespräch und verabschiedete sich. Das Schreiben nahm sie mit.
Im Auto überlegte sie, ob es sinnvoll sei, noch kurz in den Basaltpark zu fahren. Jil entschied sich jedoch, erst mit Hansen zu telefonieren. Sie wollte so schnell es ging wissen, von wem der Fahrradbote das Schreiben bekommen hatte. Mit wenigen Worten teilte sie dem Kollegen mit, was in der Zwischenzeit geschehen war, und dass sie jetzt in das Hachenburger Krankenhaus zu Weinand fahren werde.
Während ihrer Fahrt öffnete Jil die Fensterscheiben und atmete die klare Luft ein. Sie nahm sich vor, am Abend bei ihren Eltern in Kundert vorbeizufahren. Dann versuchte die Kommissarin, Manfred Luck auf seinem Handy zu erreichen. Aber nur die Mobilbox meldete sich.
Als sie in Hachenburg angekommen war und am Landschaftsmuseum vorbeikam, fiel der Kommissarin ihr erster Fall in der neuen Heimat wieder ein. Jil verspürte den Wunsch, Museumsleiter Pfeiffer wieder einmal zu besuchen, sobald sie Zeit dafür finden würde. Einige Meter weiter bog Jil am Hachenburger Schloss ab. Dabei fiel ihr Blick auf einen Mann, der gerade das Tor vom Schloss passierte. Es war der Direktor der Fachhochschule. Jil winkte ihm zu und ein kurzes Lächeln flog über ihr Gesicht. Der Direktor hatte ihr vor einigen Wochen eine kleine Führung durch das Schloss arrangiert. So hatte die Kommissarin erfahren, dass das Hachenburger Schloss als Residenzschloss bis 1799 von den Burggrafen von Kirchberg genutzt wurde. Auf ihre Frage, wie lange das Schloss schon im Besitz der Deutschen Bundesbank sei, nannte der Direktor das Jahr 1974.
Noch ganz fasziniert von dem Schloss, erreichte Jil den Parkplatz des Krankenhauses. Wenige Minuten später saß die Kommissarin dem zuständigen Arzt gegenüber.
»Wie bereits am Telefon erwähnt, geht es dem Patienten schon wieder etwas besser. Trotzdem kann ich Sie nicht
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