Loreley - Basalt
Ausüben von Jils Hobby, dem Joggen. Trotzdem entschloss sich die Kommissarin nach einigen Monaten, sich eine eigene Wohnung zu mieten. Eigentlich wollte Jil sich etwas Gemütliches in Hachenburg suchen. Sie liebte diese Stadt mit ihren alten Fachwerkhäusern und romantischen Gassen. Eine Zeit lang hatte sie überlegt, gemeinsam mit dem Journalisten Manfred Luck eine Wohnung zu mieten. Doch die anfänglich so vielversprechende Beziehung endete jäh nach einigen Wochen. Jil hatte sich deshalb entschlossen, nach Bad Marienberg zu ziehen.
Sie hatte Glück und fand eine hübsche Wohnung in der Nähe des Wildparks. Daher kannte die Kommissarin auch den Fundort der Leiche, den Basaltpark, sehr gut.
Während Jil immer noch mit ihrer Kaffeetasse in der Hand im Büro von Hansen auf und ab ging, klingelte nebenan ihr Telefon. Rasch eilte Jil in ihr Büro und nahm den ersten Bericht des Pathologen entgegen. Danach stieß sie einen lauten Pfiff aus. »Das müssen Sie hören, Hansen!«
Mit wenigen Worten erklärte sie dem Kollegen, was sie soeben erfahren hatte.
»Donnerwetter«, raunte Hansen überrascht, »damit hatte ich nicht gerechnet.«
»Ich möchte so schnell wie möglich wissen, wer der Tote ist. Die Nachricht aus der Pathologie ist doch sonderbar«, überlegte Jil.
Hansen nickte. »Es ist schon komisch, dass im Magen der Leiche Reste von Papier gefunden wurden.«
Jil blickte ihm kurz nachdenklich in die Augen, dann lief sie wieder einige Schritte auf und ab. »Als ich die Nachricht von dem Gerichtsmediziner bekam, wollte ich es zuerst auch nicht glauben. Es gibt für mich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Erklärung dafür. Aber laut unserer Presseauswertung ist gestern ein ähnlicher Mord in Sankt Goarshausen passiert. Dort wurde ebenfalls eine männliche Leiche gefunden, die auch aus nächster Nähe erschossen wurde. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang«, überlegte Jil.
»Wir sollten mit den Kollegen an der Loreley Kontakt aufnehmen«, schlug Hansen vor und ging in sein Büro zurück.
Jil betrachtete noch einmal die Fotos der Leiche, die vor ihr auf dem Schreibtisch lagen. Ihr war bereits am Tatort aufgefallen, dass die Kleidung des Ermordeten sehr gepflegt war. Geld, Schmuck oder eine Brieftasche wurden bei dem Mann nicht gefunden. Es gab nichts, was Aufschluss über die Identität des Opfers geben konnte.
»Frau Augustin!« Metzger, ein junger Kollege, stand plötzlich in der offenen Bürotür. »Unsere Kollegen von der Spurensicherung haben den fehlenden, zweiten Schuh der Leiche gefunden.«
»Danke«, murmelte Jil. Dem fehlenden Schuh hatte sie bisher keine große Beachtung geschenkt. Sie dachte noch einen Moment darüber nach, dann griff sie zum Telefon.
»Ich möchte mit Kommissar Schuster sprechen«, teilte sie seiner Sekretärin mit, die das Gespräch entgegengenommen hatte.
»Der Kommissar ist nicht im Büro«, kam die knappe Antwort.
»Gut, dann notieren Sie sich meine Handy-Nummer und bitten den Kommissar um einen Rückruf.«
Kaum hatte Jil den Hörer aufgelegt und sich erneut in die Unterlagen vertieft, als Hansen wieder ihr Büro betrat. »Ich werde morgen in allen Zeitungen ein Foto der Leiche veröffentlichen lassen. Wir kommen anhand der vorliegenden Fingerabdrücke nicht weiter.«
»Ja, danke. Das ist in der Tat das Einzige, was wir im Augenblick tun können, um die Identität des Mannes herauszubekommen …« weiter kam die Kommissarin nicht, denn ihr Telefon klingelte.
»Jil Augustin!«, meldete sie sich. »Das ist interessant. Sie schicken den Bericht bitte direkt an mich. Ich bleibe noch bis acht Uhr im Büro.«
Hansen blickte sie erwartungsvoll an.
»Die Spurensicherung hat Reifenspuren von einem Fahrzeug gefunden, nicht weit vom Fundort der Leiche. Wahrscheinlich sind sie von einem Geländewagen. Wir können froh sein, dass der Jogger den Mann so schnell entdeckt hat. Dadurch ist die Leiche noch in einem guten Zustand.«
»Das ist richtig. Ich werde mich jetzt um die Veröffentlichung des Fotos in den Zeitungen kümmern«, bemerkte Hansen und kehrte in sein Büro zurück.
Die Kommissarin wählte die Telefonnummer des Krankenhauses in Hachenburg und ließ sich mit dem Arzt verbinden, auf dessen Station man Winfried Weinand eingeliefert hatte. Sie erfuhr, dass Weinand bereits am nächsten Tag wieder nach Hause dürfe. Jil vereinbarte einen Termin für den Nachmittag. Sie wollte noch einmal mit dem Jogger sprechen. Sie hatte Hoffnung, dass Weinand vielleicht noch einige
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