Loreley - Basalt
ihnen der Notarzt mit.
»Machen Sie bitte Platz«, keuchte eine Männerstimme hinter ihnen. Frau Wagner wurde von zwei Rettungssanitätern auf einer Trage aus dem Haus gebracht.
»Wir hätten ihr wahrscheinlich einen Finger in den Hals stecken müssen«, spekulierte Jil und beobachtete, wie der Krankenwagen davonfuhr.
»Ja, wahrscheinlich hätten wir das tun sollen.« Schuster legte seinen Arm auf Jils Schulter. »Lassen Sie uns fahren.«
»Was wird aus mir?« Frau Lorenz sah die beiden fragend an.
»Sie kommen morgen Früh in mein Büro«, sagte Schuster.
»Glauben Sie, mein Verhältnis mit Doktor Wagner war der Grund für den Selbstmord?«
»Ich vermute es«, nickte Schuster.
Auf der Rückfahrt unterhielten sich Schuster und die Kommissarin noch einmal über alle möglichen Tatverdächtigen. »Bin gespannt, was bei der Speichelprobe rauskommt«, meinte Jil.
»Von der Wagner lasse ich auch eine Probe nehmen, sicher ist sicher«, entschied Schuster.
Dann kamen sie auf Winfried Weinand zu sprechen und zu dem Entschluss, dass auch er morgen eine Speichelprobe abgeben müsse.
»Was halten Sie von seinem Sohn? Weinand junior?«, stellte Jil in den Raum.
»Auch er muss morgen Früh seine Speichelprobe abgeben. Grundsätzlich halte ich ihn für sauber, aber ich habe in meinem Beruf schon viel erlebt …«, meinte Schuster gleichgültig. Jil sah ihn von der Seite an. »Wenn wir in Sankt Goarshausen sind, werde ich gleich in meinen Wagen steigen und nach Lahnstein fahren.«
»Zu dem Journalisten nehme ich an?«
»Ja.«
Schuster erkundigte sich, wer im Augenblick für die morgendlichen Artikel verantwortlich zeichnete, nachdem Luck sozusagen »außer Gefecht« war.
»Ich weiß es nicht. Ich werde Manfred nachher fragen, vielleicht weiß er es.«
Auf dem Hof der Polizei in Sankt Goarshausen verabschiedete Jil sich von Schuster und eilte zu ihrem Wagen.
Auf der Fahrt nach Lahnstein kam Jil der Selbstmordversuch von Frau Wagner in den Sinn. Sie wählte die Nummer des Krankenhauses, in das sie eingeliefert worden war, und erkundigte sich nach deren Befinden. Jil war froh zu hören, dass Frau Wagner bereits wieder auf dem Weg der Besserung sei. Die Frau tat ihr leid. Ob sie wirklich wegen der Liebschaft ihres Mannes so verzweifelt gewesen war? Mit diesen Gedanken im Kopf erreichte Jil das Lahnsteiner Krankenhaus.
»Hallo Manfred«, begrüßte sie den Journalisten und gab ihm einen Kuss.
»Hey, wenn der Arzt reinkommt …!?«
»Dann erzähle ich ihm, dass ich deine beste Medizin bin«, alberte Jil. Manfred erzählte ihr, dass er noch bis zum morgigen Abend im Krankenhaus bleiben müsse. »Heute hat sich ein Augenarzt meine Wunde über dem rechten Auge angesehen und zu meiner Beruhigung festgestellt, dass die Verletzung keine Auswirkungen auf die Sehfähigkeit haben wird«, teilte er ihr überglücklich mit.
»Da bin ich aber auch froh für dich«, strahlte Jil und gab ihm noch einen Kuss.
»Was macht der Mord oder besser gesagt die beiden Mordfälle?«
»Lass uns heute Abend nicht mehr darüber reden, bitte«, bat Jil, die eine leichte Müdigkeit verspürte. Manfred lenkte sie mit einigen amüsanten Storys aus seinem Berufsleben noch ein wenig von der Alltagsarbeit bei der Kripo ab, was Jil ausgiebig genoss. Gegen 21 Uhr verabschiedete sie sich wieder.
»Bis morgen. Soll ich dich abholen?«
»Das wäre toll, denn mein Wagen steht immer noch in Bornhofen«, freute sich Manfred. Jil gab ihm zum Abschied noch einmal einen Kuss und ging.
Auf dem Nachhauseweg rief sie bei ihren Eltern an.
»Es war sehr schön gestern Abend bei euch«, versicherte Jil glücklich.
»Elke hat auch angerufen und sich noch einmal für den netten Abend bedankt. Dabei hatte ich doch überhaupt nichts Aufwendiges zubereitet. Das waren doch nur Kleinigkeiten gewesen, die überhaupt keine Arbeit machten«, meinte die Mutter.
»Dann wünsche ich dir und Papa noch einen erholsamen Abend«, verabschiedete sich Jil von ihrer Mutter und gähnte herzhaft.
Loreleyblatt – 9. August
St. Goarshausen – »Der Kreis um den Mörder wird immer enger«, so der ermittelnde Kommissar Schuster zu unserem Reporter. Er hat außerdem erfahren, dass die Frau des ermordeten Anwalts gestern einen Selbstmordversuch unternommen hat. Nach Auskunft des Krankenhauses ist sie inzwischen aber bereits auf dem Weg der Besserung und wird nun psychiatrisch betreut. Der Fabrikant aus Den Haag wurde dem Haftrichter vorgeführt. Näheres wurde unserer Redaktion
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