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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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sich
schrecklich hilflos und bestürzt fühlen. Gib ihm etwas Zeit, meine Liebe.
Selbst ich habe Mühe, das alles zu begreifen. So oft habe ich den Jungen in den
letzten Tagen gesehen – und hatte doch nicht die leiseste Vermutung, wer er war.«
    »Ich wusste
es«, sagte Charlotte. »Von dem Augenblick an, da ich ihn das erste Mal
gesehen hatte. Aber ich habe mir nicht gestattet, es zu glauben.«
    »Seine
Augen waren mir aufgefallen«, meinte Lady Lithby. »Aber auch das sagte mir
nichts, da ich Captain Blaine nie begegnet war. Und selbst wenn –
wahrscheinlich hätte ich es auch dann nicht glauben können.« Sie lächelte,
und ihr Lächeln war so herzlich und voller Mitgefühl, dass Darius sogleich
verstand, wie sie nicht nur die innige Zuneigung ihres Gatten, sondern auch die
ihrer Stieftochter hatte gewinnen können. »Wie schön du das eben ausgedrückt
hast, meine Liebe: dass dein Sohn dich nach all der Zeit gefunden hätte.«
Sie erhob sich. »Nun, dann wollen wir mal versuchen, ihn zu finden. Erzähl mir
noch einmal ganz genau, was Colonel Morrell gesagt hat.«
    Eine Weile
stob Lord Lithby kreuz und quer durch den Garten. Er trampelte durch eine
Blumenrabatte. Er schleuderte eine dekorative Urne gegen eine Mauer, sodass sie
in tausend Stücke zerbrach.
    Dann lief
er über eine der Brücken, die den Wassergraben überquerten. Und lief wieder
zurück. Auf und ab, hin und her.
    Schließlich
bog er in eine schattige Allee ein, ließ sich auf eine steinerne Bank fallen
und den Kopf in die Hände sinken.
    Er wusste
nicht, wie lange er so dagesessen und sich seiner Tochter wegen gegrämt hatte.
Wahrscheinlich sehr lange. Denn es gab viel zu betrauern.
    Ein Laut
ließ ihn aufschauen.
    Daisy, die
Bulldogge, stand vor ihm. Im Maul hielt sie etwas, das wie ein Stück eines
Baumstamms aussah.
    »Du
dreister Hund«, sagte er. »Wer hat dir erlaubt, meinen Garten zu
verwüsten? Oder wolltest du mir dabei helfen?«
    Die
Bulldogge schüttelte so heftig den Kopf, dass es aussah, als wolle sie dem
Holzklotz den Garaus machen.
    »Lizzie hat
dich geschickt, was?«
    Speichel
flog, als Daisy versuchte, den Klotz kurz und klein zu machen.
    »Ich kann
jetzt nicht mit dir spielen, du närrisches Geschöpf«, sagte er. »Ich
versuche, wieder zu Sinnen zu kommen. Mich zu beruhigen. In überreiztem Zustand
ist man niemandem eine Hilfe, und sie brauchen meine Hilfe – um meinen Enkel zu
finden. Meinen Enkel. Pip.«
    Daisy ließ
den Holzklotz zu seinen Füßen fallen – wobei sie knapp seine Zehen verfehlte –
und stürmte davon. Als Lord Lithby ihr nicht folgte, kam sie zurückgerannt und
wiederholte ihre kleine Vorstellung.
    »Ach ja,
Pip ist dein Freund«, sagte Lord Lithby. »Wie viele Klötzchen hast du denn
schon für ihn erlegt? Aber das soll eine Ratte
sein, nicht wahr? Herrje. Mein Enkel verdient sich sein Brot, indem er Ratten
zu einem halben Penny das Stück jagt...«
    Daisy
bellte.
    Die
Bulldogge als solche war furchtlos, entschlossen und beharrlich – und das im
Übermaß. Aber sie war auch über die Maßen unergründlich, geradezu verschwiegen.
Andere Hunde bellten wegen jeder Kleinigkeit. Eine Bulldogge konnte selbst im
Angesicht größter Gefahr und Provokation die Ruhe bewahren und gab oft nicht
einen Laut von sich.
    Wenn Daisy
nun also bellte, musste sie sich in einem Zustand schier unerträglicher
Erregung befinden.
    Lord Lithby
wurde bewusst, dass er zwei höchst erregende Worte gesagt hatte: Ratten und
Pip.
    »Wo ist
Pip?«, fragte er.
    Daisy
trottete davon, blieb stehen und schaute zurück.
    Lord Lithby
stand auf. »Na gut, ich komme mit dir – aber wehe, du führst mich zu irgendeinem
Rattenloch.«
    Derweil in der Bibliothek
    Nachdem sie sowohl Darius als auch
Charlotte ausführlich zu den Ereignissen des heutigen Tages befragt hatte,
verschwand Lady Lithby für eine Weile. Als sie zurückkam, trug sie ihren Hut
und hatte bereits anspannen lassen.
    Genau das
hatte Darius befürchtet – dass alle planlos in alle Richtungen ausschwärmten.
    »Ich hielte
es für besser, die Suche systematisch anzugehen«, wandte er ein. »Genau
das habe ich vor«, sagte Lady Lithby. »Wenn Colonel Morrell den Jungen
hat oder weiß, wo er ist, werde ich ihn dazu verpflichten, ihn umgehend
freizugeben.« »Lassen Sie mich das machen«, sagte Darius. »Nein,
wirklich – nichts könnte mir mehr Freude bereiten, als Morrell zu etwas zu
verpflichten.«
    Lady Lithby
schüttelte den Kopf. »Sie würden ihm nur die Nase

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