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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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bewunderte, und nur Darius,
der dicht bei ihr gestanden hatte, dürfte bemerkt haben, dass sie am ganzen
Leib gezittert hatte. Während er seinen Blick abwechselnd auf Vater und Tochter
hatte ruhen lassen, hatte er mit ihr ebenso gelitten wie mit ihrem Vater. Er
war darauf vorbereitet gewesen einzugreifen, ihr jeden Moment zur Seite zu
stehen, aber sie hatte so tief aus dem Herzen gesprochen, dass seine Worte die
ihren nur gemindert hätten.
    Sie hatte
sich wacker geschlagen.
    Der Rest
war an Darius, wie versprochen.
    Über ihren
Kopf hinweg schaute er zu ihren Eltern hinüber. Lord Lithby stand noch immer
hinter seiner Frau, die Hände so fest an die Stuhllehne geklammert, als wolle
er das Holz strangulieren. Lady Lithbys Hand lag noch immer leicht auf einer
der seinen. Wahrscheinlich, so vermutete Darius, wollte sie ihn nicht nur
beschwichtigen, sondern auch zurückhalten.
    »Es geht
nicht darum, jemandem die Schuld zu geben, Charlotte« , sagte sie. » Du
musst damit aufhören, all die Verantwortung auf dich nehmen zu wollen. Es tut
mir leid, dass du all die Jahre für dich behalten hast, wie schuldig du dich
fühlst. Hätte ich das gewusst...« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, was
bringt es denn zu denken, was wäre gewesen wenn. Es ist ein schrecklicher
Irrtum der Natur, ein Kind gebären zu können, wenn man selber noch ein halbes
Kind ist. Wir haben getan, was uns damals, unter den gegebenen Umständen, das
Beste schien. Nun kommt es darauf an, die Vergangenheit, soweit es uns möglich
ist, wiedergutzumachen.«
    »Wiedergutmachen,
ja«, kam es von Lord Lithby. Seine Augen waren gerötet, und aller Glanz
und alles Leben darin waren erloschen. Auf einmal sah er furchtbar alt aus,
obwohl er doch ein Mann in den besten Jahren war.
    »Wir
sollten mit der Suche nach Pip beginnen«, fand Darius und begann rasch zu
erklären, wie die Dinge derzeit lagen: das Verschwinden des Jungen, Morrells
Enthüllungen. »Da Pip täglich auf Lithby Hall ein und aus geht, könnten wir
hier beginnen und das Gesinde befragen. Wenn das nichts ergibt, würden Sie
vielleicht so gut sein, einen Suchtrupp zu organisieren, Sir.«
    »Ja«,
sagte Lord Lithby, der in Gedanken sichtlich anderswo schien. »Ja, natürlich.
Was immer Sie wünschen, was immer es braucht. Der Junge. Ja, natürlich. Pip
heißt er, nicht wahr? Der Junge, der immer mit Daisy hinausgeht. Einmal habe
ich ihn gesehen, ganz früh am Morgen. Von oben, aus dem Fenster habe ich ihn
gesehen. Das ist... er ist... Gütiger Gott, ich kann es nicht fassen. Ich hätte
es wissen müssen. Meine Tochter. Mein Enkel.« Er hob die Hand an die
Stirn, hielt sie schützend vor die Augen, als blende ihn grelles Licht. »Vergib
mir, Charlotte, aber ich bin ... ich bin ... Ich weiß nicht, was ich bin. Zehn
Jahre.« Seine Miene verdüsterte sich. »Dann war es Geordie Blaine.
Natürlich war er es. Wer sonst hätte es sein können?«
    »Er war
es«, bestätigte seine Tochter.
    »Ich
dachte, den hätte ich aus dem Weg geschafft«, sagte Lord Lithby und ließ
die Hand sinken. »Ich hatte ihn außer Landes
schicken lassen – auf eine einsame Insel, wenn es nach mir gegangen wäre. Aber
vorher hat er sich noch ...Dieser verdammte Hund. Und du gibst dir die Schuld,
Charlotte? Ich hätte das niemals getan. Ich wusste doch, wie er war.«
    »Es tut mir
leid, Papa.«
    »Du warst
jung«, sagte er. »Du warst jung. Ach ja.« Es bereitete ihm sichtlich
Mühe, sich zu beherrschen. »Nun gut. Jetzt müssen wir zunächst einmal den
Jungen finden, wie Mr. Carsington so weise bemerkt hat. Ich bin sehr gern
behilflich. Aber ich muss um Nachsicht bitten, Sir. Wenn Sie mich einen Moment
entschuldigen würden. Besprechen Sie es mit meiner Frau, sie wird sich für den
Augenblick an meiner statt um alles
kümmern. Ich muss kurz an die frische Luft. Und ich glaube ... Ich glaube ...
Doch, ich möchte auf irgendetwas einschlagen.« Schweigend drehte er sich
um und eilte mit langen Schritten durch das Zimmer, trat durch die Flügeltür
hinaus auf die Terrasse und entfernte sich rasch in den Garten.
    Charlotte
wollte sich von Darius frei machen, um ihrem Vater zu folgen. »Nicht«,
sagte Darius.
    »Mr.
Carsington hat recht«, fand Lady Lithby. »Dein Vater braucht jetzt ein
wenig Zeit für sich, um sich wieder zu sammeln. Du weißt, dass er alles für
dich getan und dich vor jedem Leid bewahrt hätte. Es ist nur verständlich, dass
er außer sich ist, weil er dir dies nicht hat ersparen können. Er muss

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