Loretta Chase
Vergnügen«, winkte Ihre Ladyschaft ab. »Wir
haben andauernd welche.«
»Aber sich
eines weiteren Haushalts anzunehmen ... der zudem so lange vernachlässigt
worden ist, in dem es nicht einmal genügend Personal ...«
»Quested,
Ihr Landverwalter, ist ein sehr fähiger und zuverlässiger Mann«,
unterbrach sie ihn. »Fragen des Personals werde ich mit ihm klären. Und seien
Sie unbesorgt wegen der Arbeitslast, die auf mich zukommt. Ich suche geradezu
nach Arbeit. Kürzlich habe ich Lithby Hall vom Keller bis zum Dach renovieren
lassen. Einige bauliche Veränderungen wurden auch vorgenommen. Und obwohl
Lithby mit dem Ergebnis durchaus zufrieden ist, musste ich ihm versprechen, ein
solches Unterfangen frühestens dann wieder anzugehen, wenn unsere Jüngsten auf
der Universität sind. Ich habe zurzeit somit
einiges an Muße. Zu viel, um ehrlich zu sein. Sie würden mir einen Gefallen
tun.«
»Beechwood
House ist sehr heruntergekommen, völlig verwahrlost«, versuchte er es
erneut, wenngleich er noch keinen einzigen Blick ins Innere des Herrenhauses
gewagt hatte. »Es wimmelt nur so von Ratten ...«
»Dann
bringe ich Daisy mit, meine junge Bulldogge«, sagte sie. »Das wird sie
freuen, ein paar Ratten zu fangen. Charlotte bestimmt auch.« Sie winkte
ihre Stieftochter herbei.
»Ratten
fangen?«, fragte Darius verwirrt, während er Lady Charlotte nahen sah. Sie
trug noch immer die sanfte, etwas dümmliche Miene zur Schau.
Lady Lithby
lachte. »Charlotte hat keine Angst vor ein paar kleinen Nagern. Sie ist ein
Mädchen vom Land, und die Herausforderung wird ihr gewiss gefallen. Nicht wahr,
meine Liebe?«
»Welche
Herausforderung, Stiefmama?«, fragte Lady Charlotte.
»Wir werden
Beechwood House auf Vordermann bringen.«
Lady
Charlotte bedachte ihre Stiefmutter mit einem kurzen, ehrlich entsetzten Blick
– so kurz, dass er Darius entgangen wäre, hätte er in diesem Moment geblinzelt.
Denn schon im nächsten Augenblick saß die friedfertige Maske wieder an Ort und
Stelle.
»Oh, in der
Tat?«, sagte sie leichthin. »Aber man sollte doch meinen, dass Mr.
Carsington kaum Interesse daran haben kann, zwei Damen, die er kaum kennt, in
seinem Haus freie Hand zu lassen. Er hat so viel zu tun und so viel zu
bedenken. Nach einem langen, arbeitsreichen Tag möchte er gewiss seine Ruhe
haben. Statt ihm eine Insel der Stille zu gönnen, werden wir sein Haus auf den
Kopf stellen. Maurer und Stuckateure, Schreiner und Tapezierer werden
schrecklichen Lärm und viel Dreck
machen. Und alles wird voller Gerüste sein. Ganz zu schweigen davon, dass wir
ihn andauernd wegen dieses und jenes werden behelligen müssen, denn letztlich
ist es sein Haus und sollte so werden, wie er es wünscht.«
Hier sah
sie ihn endlich an.
Und einen
Augenblick gab er sich der Vorstellung hin, wie ein schönes
Geschöpf ihm einen solchen Ort der Ruhe schuf, eine Insel der Stille, eine
Zuflucht, die Geborgenheit und Ordnung bot, einen eigenen Ort, an dem alles so
war, wie er es sich wünschte ...
Doch kaum
kam sein Verstand wieder zur Vernunft, sah er in den blauen Augen abermals Mord
und Totschlag lauern.
Die
Botschaft war unmissverständlich: Wenn du dem zustimmst, werde ich dich mit bloßen
Händen erwürgen.
Das
versprach amüsant zu werden.
Die Logik
sagte ihm, dass er sich Amüsement nicht leisten konnte. Er musste das Angebot
ausschlagen, und Mrs. Badgeley sollte sich zum Teufel scheren mit dem Haus.
Würde er Lady Lithby freie Hand lassen, könnte ihn das Tausende kosten. Er
wollte aber Gewinn machen. Und das so rasch wie möglich.
Andererseits
...
Andererseits
war gar zu offensichtlich, dass Lady Charlotte unter gar keinen Umständen mit
ihm und seinem Haus zu tun haben wollte.
Und sie
hatte ihn Mrs. Steepletons Geplapper und Mrs. Badgeleys Gezeter ausgeliefert.
»Wenn Sie
das sagen, Lady Charlotte«, meinte er, »wie könnte ich da Nein
sagen?« Dafür hätte Charlotte ihm wirklich gern den Hals umgedreht.
Sie
lächelte lieblich und sagte: »Wenn Mr. Carsington nichts dagegen hat, dass wir
seinen Frieden stören, bin ich natürlich gerne behilflich. Es könnte eine sehr
interessante Herausforderung werden. Meines Wissens hat Lady Margaret in all
den Jahren, die sie auf Beechwood gelebt hat, keine Renovierungsarbeiten
durchführen lassen.«
»Ein wahres
Fossil von einem Haus«, frohlockte Mrs. Badgeley. »Es ist noch genauso wie
zu Zeiten Ihres Urgroßvaters. Lithby Hall war auch ein Fossil, wenngleich nicht
ganz so heruntergekommen.
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