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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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hinweg, was stets mit einem gewissen
Erheben der Stimme einherging. Ihr war aufgefallen, dass Mr. Carsington sich
mal diesem, mal jenem seiner Tischnachbarn zugewandt hatte, wenn das Gespräch
sein Interesse geweckt hatte. Und wenn das der Fall war, vergaß er alles andere
um sich her. Seine Aufmerksamkeit schoss sich so zielgenau auf sein Gegenüber ein wie ein
Raubvogel, der aus luftigen Höhen seine Beute gesichtet hat.
    Nun nahm er
Mrs. Badgeley ins Visier, die bereits begonnen hatte, ihm ihre zahlreichen
Symptome und die vielfältigen Behandlungen, die sie versucht hatte, in
erschöpfender Ausführlichkeit darzulegen.
    Charlotte
wollte diskret den Rückzug antreten.
    »Interessiert
Sie das denn nicht, Lady Charlotte?«, fragte er.
    »Das arme
Kind hat es sich schon Dutzende Male angehört«, sagte Mrs. Badgeley. »Sie
ist nur zu höflich, es zu sagen.«
    Obwohl sie
damit entschuldigt wäre, zögerte Charlotte. Und keineswegs, weil sie den Leiden
der armen Frau gegenüber nicht gleichgültig scheinen wollte. Ein kleines
Teufelchen in ihr wollte mit ansehen, wie er nicht nur Mrs. Badgeleys
Leidensgeschichte, sondern auch eine ihrer inquisitorischen Befragungen
erdulden musste.
    »Haben Sie
es schon mit Rizinusöl versucht, Mrs. Badgeley?« , fragte er.
    Rizinusöl?
Machte er Witze? Charlotte versuchte, aus seiner Miene schlau zu werden, doch
vergebens.
    »Die
Beschwerden plagen meine Gelenke und nicht meine Gedärme, junger Mann«, belehrte
ihn Mrs. Badgeley. »Mein Darm erfreut sich reger Gesundheit, und ich gedenke
nicht, ihn mit Einläufen und Abführmitteln oder dergleichen Unfug mehr zu
verstimmen. Quacksalberei, wenn Sie mich fragen.«
    »Ich hätte
mich klarer ausdrücken sollen«, sagte Mr. Carsington. »Haben Sie die
betroffenen Gelenke schon einmal mit Rizinusöl eingerieben? Ein Arzt hielt vor
einiger Zeit einen Vortrag über seine Experimente mit besagter Methode. Ich
habe es meiner Großmutter empfohlen. Und obwohl sie mich nicht leiden kann,
musste sie sich den Erfolg der Behandlung eingestehen.«
    »Ihre Großmutter
kann Sie nicht leiden?«, fragte Charlotte.
    Das war
sehr unbedacht gesprochen, aber Verwunderung und Neugier waren mit ihr
durchgegangen. Als der Raubvogelblick
sich nun auf sie richtete, wünschte sie, sie hätte den Mund gehalten. Genau
genommen wünschte sie, sich aus dem Staub gemacht zu haben, sowie sie ihn dem
Drachen aus dem Pfarrhaus zum Fraß vorgeworfen hatte.
    »Ja«,
sagte er.
    »Papperlapapp«,
befand Mrs. Badgeley. »Eltern mögen ihre Kinder zuweilen unausstehlich finden,
aber Großeltern sind von ihren Enkeln stets ganz hingerissen. Ich spreche aus
Erfahrung.«
    »Sie findet
mich furchtbar«, sagte er, den Blick noch immer auf Charlotte gerichtet.
»Vor zwei Wochen hat sie mich ausdrücklich zu sich gebeten, um mir das zu
sagen.« »Sollte dem so sein«, meinte Charlotte, »ist es recht
befremdlich, dass Sie sich dessen noch rühmen.«
    »Ich rühme
mich dessen nicht«, sagte er. »Ich wollte Mrs. Badgeley nur zu verstehen
geben, dass das Mittel trotz aller Zweifel und Vorurteile angeschlagen hat.
Möchten Sie wissen, warum Großmutter Hargate mich nicht mag?«
    Nichts
lieber als das.
    Aber
Charlotte vermutete, dass er es ihr eigentlich nicht erzählen wollte. Er
wollte, dass sie es erriet. Nach acht absolvierten Saisons war es ein Leichtes
für sie, eine Aufforderung zum Flirt zu erkennen.
    Nach acht
absolvierten Saisons sollte ihr Herz deswegen nicht mehr so rasch schlagen und
sie keine erwartungsvolle Vorfreude mehr verspüren.
    »Ich würde
niemals von Ihnen erwarten, dass Sie eine so persönliche und für Sie gewiss
schmerzliche Angelegenheit vor Fremden erörtern«, erwiderte sie.
    Sie riss
sich los und ging.
    Darius
schaute ihr nach. Ein paar feine blonde Strähnen hatten sich aus den Haarnadeln
gelöst und strichen über ihren anmutig geschwungenen Hals. Er erinnerte sich
des kleinen Schlammspritzers, den er ein paar Stunden zuvor noch versucht
gewesen war von ihrem Hals zu lecken. Selbst jetzt, inmitten so vieler
Menschen, fiel es ihm nicht leicht, seinen Mund von ihrem Hals fernzuhalten. Er
erinnerte sich der angenehmen Wärme ihrer Brust an seiner Hand.
    Es juckte
ihn in den Händen.
    Er hätte
nicht kommen sollen. Das Problem war, dass er es nicht gewohnt war, Versuchungen
zu widerstehen. Situationen, in denen es zu widerstehen galt, hatte er stets
gemieden. Verflixt aber auch, er sollte nicht widerstehen müssen!
    Warum war
dieses Mädchen nicht längst

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