Loretta Chase
der von ihrem Mund glitt, hinab zu ihrem Hals. Dieser
Augenblick waren seine Hände, die auf ihren Brüsten lagen, sie umfassten, als
wollten sie sich ihre Rundungen für immer einprägen. Dieser Augenblick waren
seine Finger, die über ihr Mieder tasteten, und das leise Prickeln ihrer Haut,
die durch den Stoff hindurch unter seiner Berührung zu neuem Leben erwachte.
Dieses
herrlich prickelnde Gefühl kroch über ihre Haut, schlich sich darunter und sank
hinab in ihren Bauch, wo wohlige Wärme sich ausbreitete. Nur dieser eine
Augenblick. Diese Glückseligkeit. Ihn zu begehren und von ihm begehrt zu
werden. Sie hatte nicht vergessen, wie viel Zärtlichkeit er ihr erwiesen hatte,
und gab ihm alles zurück, was er ihr gegeben hatte. Mit allen Sinnen nahm sie
ein ganzes Universum
der Männlichkeit wahr: das leise Kitzeln seines Krawattentuchs an ihrer Wange,
den typisch männlichen Geruch nach Linnenstärke und Seife, ganz schwach feinen
Kräuterduft, und dies alles durchtränkt mit dem köstlichen Duft seiner Haut.
Sie ließ sich treiben in einem Meer der Sinne, ließ sich mitreißen von allem,
was sie fühlte, roch und schmeckte. Diesmal fürchtete sie nicht zu versinken,
es sei denn vor Wonne. Ihr war, als wäre sie an
einem fremden Ort weit fort von dieser Welt in ein tiefes Becken kristallklaren
Wassers geglitten. Die Finsternis, die nun ihren Verstand umfing, war nicht
mehr beängstigend, sondern freudvoll. Es war die Finsternis einer Sommernacht,
erhellt von Sternen und dem blassen Schein des Mondes.
Sie ließ
ihre Hände schweifen, wie er es tat, fuhr seine Brust hinab und seitlich unter
seinen Rock, tastete mit den Fingern entlang der verschlungenen Stickerei auf
seiner Weste. Sie begann nach ihm zu suchen, nach dem Mann unter dem feinen
Tuch, und ihre Hände wanderten weiter zum Rücken, an dem die Weste
zusammengefasst war, dann weiter hinab bis zum Hosenbund. Sie schob ihre Hand
zwischen Weste und Hose, fühlte den feinen Batist seines Hemdes – das Einzige, was
ihre Hände noch von seiner Haut trennte.
Ein leiser
Laut entfuhr ihm, als sie ihre Finger über dem dünnen Stoff spreizte, sacht an
seiner Wirbelsäule entlangstrich, die Bewegung seiner Muskeln erspürte, die
Wärme seiner Haut. So stark, so lebendig, so schön. Und sie begehrte ihn.
Jetzt. In
diesem einen Augenblick, dieser kleinen Ewigkeit.
Sie
versuchte, ihm das Hemd aus der Hose zu ziehen, aber der Stoff schien kein Ende
zu nehmen, und sie war voller Ungeduld. So ließ sie von seinem Hemd ab, suchte
nach den Hosenknöpfen und fand stattdessen ihn, das Männlichste an ihm. Groß
und warm pulsierte er unter ihrer Hand.
Das Herz
schlug ihr bis zum Hals vor Furcht und Erregung, doch sie ließ ihre Hand dort,
und sie spürte, wie auch ihr Verlangen wuchs, wie es tief in ihr pochte,
pulsierte und sich schmerzlich nach ihm sehnte.
Mit einem
leisen Stöhnen legte er seine Hand auf ihre. So verharrten sie einen Moment,
dann nahm er ihrer beider Hände fort.
Ihre Hand
noch immer in der seinen, sagte er etwas zu ihr, doch seine Stimme klang so
tief und fremd, dass ihr ohnehin in schierer Lust versunkener Verstand sich
keinen Reim darauf machen konnte.
»Was?«,
fragte sie mit einer Stimme, die einer anderen zu gehören schien.
»Wir müssen
aufhören«, sagte er. »Sofort.«
Sie
verstand kein Wort. Ihr Körper verlangte nach ihm. Er war so warm und groß und
kräftig. Sie wollte ihn. Nichts anderes verstand sie.
»Warum?«,
fragte sie.
Wieder gab
er einen undefinierbaren Laut von sich, ein Seufzen oder Stöhnen; sie war sich
nicht sicher.
»Was?«,
fragte sie.
»Wenn wir
nicht sofort aufhören«, sagte er sehr langsam und sehr deutlich, »wird jetzt
gleich etwas geschehen.« Kurze Pause. »Dann werden Sie mich heiraten
müssen.« Noch eine Pause. »Ich glaube nicht, dass dies in Ihrem Sinne
wäre.«
Das Wort
heiraten war wie ein Eimer kalten Wassers, der ihr über den Kopf gekippt wurde.
Jäh wurde
sie aus ihrem wahnwitzigen Paradies gerissen, entzog ihm ihre Hand und wich
zurück.
»Oh ...
nein«, sagte sie und erkannte ihre Stimme noch immer nicht wieder. Sie
betrachtete ihre Hände, ihre leichtfertigen Hände. Dann sah sie auf und schaute
ihn an. Schaute in seine goldbraunen Augen, die nun ganz dunkel wirkten und
ihren Blick unverwandt erwiderten. »Was ist nur in mich gefahren? Wie konnte
ich nur?« »Das«, sagte er, »wollte ich Sie auch gerade fragen.«
Kapitel 9
Mit einem Rauschen von Musselin und
flatternden Rüschen wandte
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