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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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in Euphemismen zu reden«, sagte er. »Einer meiner
zahlreichen Fehler. Natürlich hätte ich auch ein kürzeres und bewährteres Wort
heimischer Herkunft wählen können ...«
    »Das haben
Sie bereits«, unterbrach sie ihn. »Letzte Woche, als ich versehentlich
mein Knie auf Ihr Geschlecht platziert hatte.«
    »Eine Dame
hat dieses Wort nicht zu kennen«, bemerkte er und runzelte die Stirn. »Ich
war immer davon ausgegangen, dass unverheiratete Damen nicht einmal ahnten,
dass wir ein Geschlecht haben.«
    »Ich habe
Cousins und kleine Brüder«, sagte sie. »Die finden es unglaublich lustig,
allerlei schockierende Dinge zu sagen und zu tun, und nehmen dafür sogar die
verdiente Strafe in Kauf. Sie wissen nicht sonderlich viel über Damen,
was?« • »Nein, und von mir aus kann das auch so bleiben.« Er trat
einen Schritt zurück. »So, nun sind Sie wieder vorzeigbar. Ich hoffe, Sie haben
Ihre Lektion gelernt und vergehen sich nicht noch einmal an mir.«
    »Keine
Sorge«, erwiderte sie spitz. »Wenn mir das nächste Mal nach ein bisschen Abwechslung
zumute ist, erschieße ich mich lieber. Das dürfte vergnüglicher sein.«
Damit rauschte sie an ihm vorbei.
    Er bräuchte
nur den Fuß vorzustrecken, um sie stolpern und stürzen zu lassen. Aber das wäre
kindisch. Genauso kindisch wie schockierende Worte zu sagen. Er wüsste gern, ob
sie überhaupt schockiert gewesen war, als sie derlei das erste Mal zu hören
bekam. Oder ob sie es nicht auch lustig gefunden hatte.
    Hatte sie
es etwa nicht vergnüglich gefunden, den kalten und gefühllosen Mr. Carsington
derart aus der Fassung zu bringen?
    Er blieb,
wo er war, und sah ihr nach, wie sie mit hoch erhobenem Haupt und schwingenden
Hüften die Stallungen verließ.
    Sie wollte
ihm weismachen, dass es sie kaltgelassen hätte. Sie wollte ihm weismachen, dass
sie nur mit ihm spielte.
    Fast
wünschte er, es wäre so. Dann könnte er es – dann könnte er sie – ganz einfach
abtun.
    Aber er
glaubte ihr nicht, dass es so war. Dieser Kuss ... das war nicht nur eine Laune
oder Langeweile gewesen. Vielleicht hatte sie ja in den langen Jahren ihrer
Altjungfernschaft unzählige
Methoden perfektioniert, Männer zu quälen und dennoch ihre Unschuld zu
bewahren. Oder zumindest das, was rein technisch gesehen ihre Unschuld war.
Aber eigentlich glaubte er das nicht. Und dass sich so erklären ließe, was
diesmal geschehen war, glaubte er schon gleich gar nicht.
    Ein Rätsel,
ein weiteres ärgerliches Rätsel.
    Doch er würde
der Sache schon auf den Grund kommen. Aber nicht jetzt. Jetzt musste er erst
mal wieder einen klaren Kopf bekommen.
    Das Rätsel
verschwand vorläufig in die hinteren Regionen seines Verstands, den Darius nun
auf so simple Aufgaben richtete wie das Satteln seines Pferdes. Als sein
Stallbursche Joel Rogers endlich wieder auftauchte, saß Darius bereits im
Sattel und war bereit für den Ritt nach Altrincham. Wo immer der Bursche auch
gesteckt oder mit welchem Mädchen er sich herumgetrieben haben mochte, Darius
ging viel zu viel durch den Kopf, um nach Erklärungen zu verlangen.
    Freitag, 28. Juni
    Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn
Charlotte Beechwood an diesem Morgen ferngeblieben wäre.
    Der Junge
würde dort sein. Der Junge, dessen Gesicht sie Tag und Nacht verfolgte. Sie
wusste, dass es ihnen beiden wenig brächte, ihn aufzusuchen. Es war höchst
unwahrscheinlich, dass er ihr Kind war. Und selbst wenn – und wie sollte sie
das herausfinden? – was könnte sie schon tun? Sie konnte ihm nicht die Wahrheit
sagen, konnte ihn nicht anerkennen, konnte ihn nicht zurücknehmen. Nicht, ohne
auch ihrem Vater die Wahrheit zu gestehen.
    Oh, er
würde ihr verzeihen, das wusste sie, doch sie würde sich selbst nie verzeihen –
für den Kummer, den sie ihm bereitet hatte, und dafür, all seine Hoffnungen für
sie zunichtegemacht zu haben. Schlimmer jedoch, weit schlimmer, wäre der
Schaden, den diese Enthüllung Lizzie zufügen würde – der Papa
vorbehaltlos vertraut hatte. Die Wahrheit würde dieses Vertrauen zerstören und
damit auch beider Glück.
    Das alles
wusste Charlotte.
    Und dennoch
war sie sich nicht sicher, ob sie sich von dem Jungen fernhalten konnte.
    Sie war
sich auch nicht sicher, ob sie sich von Mr. Carsington fernhalten könnte. Sie
fühlte sich derzeit zu einsam und war seit dem Auftauchen des Kindes so sehr
durcheinander, dass sie sich kaum noch selbst traute. Mr. Carsington ließ sie
wieder an das Glück glauben. Und er ließ sie glauben, dass sie

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