Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
Vom Netzwerk:
großes Glück gehabt, Sir, dass ich so schnell wieder rausgekommen bin.
Jetzt tue ich immer so, als wäre das alles nur ein schlechter Traum
gewesen.«
    »Das ist
wahrscheinlich das Beste.«
    »Ich muss
einfach nur tun, was mir gesagt wird«, fuhr Pip fort. »Und mein Bestes
geben. Das hat Mr. Welton immer gesagt. Wir müssen alle unser Bestes geben.
Mrs. Tyler sagt mir immer, dass ich viel zu viel gelernt hätte und viel zu fein
sprechen würde. Aber wenn ich viel von Mr. Welton gelernt habe, warum soll ich
dann nicht auch viel von Mr. Tyler lernen? Wenn ich vorher aus Büchern gelernt
habe, lerne ich jetzt eben auf dem Bau. Warum nur denken alle, dass ich das
nicht schaffen kann?« Mr. Carsington schien der verzweifelte Unterton in
der Stimme des Jungen nicht entgangen zu sein, denn er sagte sehr entschieden:
»Natürlich schaffst du das. Ich wüsste nicht, warum es dir nicht gelingen
sollte. Du musst nicht zurück ins Armenhaus, Pip. Wenn du deine Stelle bei den
Tylers verlieren solltest, kommst du zu mir, und ich suche dir eine neue.
Versprochen.«
    »Ja, Sir.
Danke, Sir«, sagte der Junge hörbar erleichtert.
    »Keine
Ursache«, kam die fast barsche Erwiderung. »Und jetzt lauf los und scheuch
Daisy ordentlich herum. Sie wird langsam fett, weil sie so wenig Bewegung hat.
Ein Hund braucht Auslauf und will herumtoben. Leider dürfen Damen weder rennen
noch herumtoben, weshalb die arme Daisy immer träger, dümmer und fetter werden
wird, und das können wir doch nicht zulassen, oder?«
    »Nein,
Sir.«
    »Dann
beauftrage ich dich hiermit ganz offiziell, Daisy gesund und munter zu halten,
mit ihr draußen herumzutollen, zu rennen und zu toben – und darauf zu achten,
dass sie im Haus niemandem mehr in die Quere kommt«, sagte Mr. Carsington.
»Würdest du das für mich tun?«
    Charlotte
musste lächeln. Er schien sich mehr um die arme Daisy zu sorgen, als sie es je
für möglich gehalten hätte.
    Und auch um
den kleinen, an sich doch völlig unbedeutenden Lehrling sorgte er sich. In Mr.
Carsingtons Stimme schwang so viel ehrliche Anteilnahme und Güte mit, dass sie
sich nur wundern konnte. Ihrer Erfahrung nach gehörten Wüstlinge gemeinhin zu
den eigennützigsten und selbstsüchtigsten
Exemplaren der Spezies Mann.
    »Das werde
ich tun, Sir. Es ist sehr freundlich von Ihnen, sich so viel Zeit für mich zu
nehmen.« Der Junge schien mindestens ebenso überrascht wie Charlotte. »Wo
soll ich denn mit ihr spielen?«
    »Bleib in
den Gärten und im Park – soweit man diese Wildnis so nennen kann –, und sieh
dich ein bisschen vor. Es ist alles noch etwas unzivilisiert hier, und es ist
gewiss nicht schwer, sich da draußen den Hals zu brechen. Versuche, nicht zu
stolpern oder in einen der Tümpel zu fallen. Manche sind so sumpfig, dass es
weit schwieriger ist herauszukommen als hineinzufallen.«
    »Ja, Sir.
Danke, Sir.«
    Sie hörte
leichte Schritte davonspringen und ein kurzes Bellen von Daisy.
    Deutlich
schwerere Schritte nahten heran. Charlotte zog sich noch weiter ins Dunkel
zurück.
    »Sie
täuschen sich ganz gewaltig, wenn Sie meinen, ich würde Sie dort in Ihrem
hellen Kleid nicht bemerken«, ließ sich die tiefe Stimme vernehmen. »Sie
haben gelauscht, Lady Charlotte. Ein weiterer Punkt, den ich auf die Liste
Ihrer schlechten Angewohnheiten setzen muss.«
    Sie trat
aus dem Dunkel. »Ich kam hierher, um allein zu sein«, sagte sie und hob
das Kinn. »Es wäre meinem Anliegen kaum förderlich gewesen, hätte ich mich an
dem netten kleinen Gespräch beteiligt. Oder sollte ich ,Verhör' sagen?«
    »Es war
kein Verhör«, sagte Mr. Carsington. »Ich habe eben mit lyier gesprochen,
weil ich nicht möchte, dass der Junge für den Fehler anderer büßen muss und
geschlagen wird.«
    »Das hätten
Sie mir sagen sollen«, sagte sie. »Ich würde das niemals zulassen!«
    »Genau das,
was man von einer Frau zu hören erwartet«, seufzte Mr. Carsington. »Und da
Sie eine Frau sind, würde Tyler Ihnen wohl zugestimmt und den Jungen später
dennoch geschlagen haben.«
    »Und Sie
meinen, weil Sie keine Frau sind, wäre das anders? Warum sollte er den Jungen
trotz Ihrer Worte nicht später wieder schlagen?«
    »Weil lyier
begriffen hat, dass er von mir zur Rechenschaft gezogen würde, wenn er es täte,
und zudem wohl eingesehen hat, dass ich durchaus in der Lage wäre, ihn zu
schlagen, sollte er sich meinem Wunsch widersetzen.«
    Ihr Blick
senkte sich auf Mr. Carsingtons Hände. Er trug seine Handschuhe nicht, sondern
hielt sie

Weitere Kostenlose Bücher