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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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Lady Charlotte sich von Darius ab. Ungläubig schaute
sie sich um, betrachtete die Pferde, die Fenster, den Boden. Schließlich schien
sie sich wieder gefasst zu haben. Er sah ihre Schultern sich spannen, ihren
Rücken sich straffen, das Kinn sich recken.
    »Ich wollte
Sie ablenken«, sagte sie.
    »Das ist
Ihnen gelungen«, versicherte ihr Darius. Sein Lebtag hatte noch niemand
ihn so gründlich aus der Spur gebracht, wie sie es eben getan hatte.
    Mangelnde
Praxis, sagte er sich. Abgesehen von der kurzen Zeit, da er selbst noch mehr
oder minder unschuldig gewesen war, hatte er nichts mehr mit Unschuldigen zu
tun gehabt.
    Nein, das
genügte als Erklärung nicht.
    Mangelnde
Praxis hin oder her, er war kein unbedarfter Junge mehr. Er sollte sich nicht
so schwach fühlen, wie er sich fühlte. Als würde er von einem Fieber genesen.
Ihr Kuss sollte ihm nicht so nachhängen, er sollte ihren Duft nicht mehr mit
all seinen Sinnen wahrnehmen, wie er es tat. Er sollte nicht mehr am ganzen
Leib ihre Berührung spüren. Und es sollte ihn nicht so in den Fingern jucken,
sie wieder zu berühren.
    Vor allem
aber sollte er nicht dieses irritierende Gefühl haben, dass da mehr war, viel
mehr als diese stürmische Umarmung.
    Lust sollte
er empfinden, nicht mehr und nicht weniger. So sollte sich das nicht anfühlen.
Es hatte sich nie so angefühlt. Und er musste es wissen.
    Eigentlich
brachte er all seine wachen Stunden damit zu, nach einer Frau zu gelüsten, und,
nachdem seine Lust gestillt war, nach der nächsten. Und der nächsten. Und so
weiter. Lust war natürlich, nachvollziehbar und völlig rational. Jeder Mann
wurde von einem naturgegebenen Instinkt zur Kopulation getrieben – etwas, das
sich sehr schön im Tierreich beobachten ließ. Dieser Instinkt war das Thema von
Darius' Forschungen. Die Natur war auf Vermehrung
angewiesen. Seinen Beobachtungen nach verwandten die Männchen aller
Spezies sogar einen Großteil ihrer Zeit und Energie darauf.
    Was
keineswegs nachvollziehbar und vernünftig war.
    Es war
anstrengend. Ärgerlich gar.
    Aber warum
überraschte ihn das? Schließlich hatte er noch nie eine Frau gekannt, die ihn
derart irritierte wie Lady Charlotte. Es fing schon damit an, dass sie nicht verheiratet
und damit tabu war. Ganz zu schweigen von ihrem kapriziösen Wesen, aus dem er
nicht schlau wurde.
    »Sie hätten
mich nicht küssen sollen«, sagte er. Und schon gar nicht so. »Ganz gleich, aus welchem
Grund.«
    »Ich
weiß«, erwiderte sie gereizt. »Es ... es geschah aus einem Impuls
heraus.«
    »Tan Sie
das nie wieder«, sagte er.
    »Keine
Sorge«, erwiderte sie und strich sich mit demselben Ungestüm über ihre Röcke, mit
dem Zimmermädchen gemeinhin Teppiche auszuklopfen pflegten. Er konnte
weder Staub noch Schmutz noch Stroh darauf erkennen.
    »Ihr Kleid
ist völlig sauber«, sagte er. »Oder glauben Sie, dass es durch mich beschmutzt
wurde? Wenn ja, dann sollten Sie Ihr Augenmerk weiter nach oben richten.
Ihre Röcke habe ich überhaupt nicht angerührt.«
    »Sie haben
Ihre Beine berührt«, entgegnete sie kühl.
    »Sie haben
mir an den Schritt gefasst«, erinnerte er sie. »Trotzdem klopfe ich mir nicht wie
von Sinnen die Hose ab.«
    »Ich bin
nicht von Sinnen!«
    »Was denn
dann?«
    »Ich muss
meine Hände beschäftigen, damit ich nicht dem Impuls nachgebe, Ihnen eine
Ohrfeige zu geben.«
    »Das ist
wirklich unfair«, sagte er. »Sie haben angefangen.«
    »Das
behaupten Sie immer«, erwiderte sie.
    »Nicht
immer«, stellte er klar. »Nur, wenn Sie tatsächlich angefangen
haben.« Er hielt inne und
überlegte, was er – außer Verwunderung – empfunden hatte, als sie ihn so ...
heftig? verzweifelt? geküsst hatte. »Warum haben Sie eigentlich
angefangen?«
    »Habe ich
Ihnen das nicht eben erklärt?«, fragte sie. »Um Sie abzulenken. Mit
Erfolg, wie Sie mir
versichert haben.«
    »Aber wovon
wollten Sie mich ablenken?«
    Sie klopfte
ihr Kleid mit verstärktem Nachdruck ab. »Das habe ich vergessen.«
    »Sie haben
es nicht vergessen«, sagte er.
    »Doch, habe
ich«, sagte sie. »Es kann kaum sonderlich wichtig gewesen sein.«
    »Wenn Sie
so weitermachen«, sagte er, »werde ich Ihnen eines nahen Tages gewiss den Hals
umdrehen, und wenn ich dann gefragt werde, warum ich diese schreckliche
Tat begangen habe, werde ich meine Gründe darlegen, und die Geschworenen
werden einhellig befinden: Unschuldig!'«
    »Sie können
mir gar nicht den Hals umdrehen«, erwiderte sie ungerührt. »Weil ich nämlich
vorher Ihnen

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