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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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wie
leicht ihr ums Herz war, wenn sie neben ihm ging.
    Sonntagabend
    »Er hat was?«, fragte Colonel Morrell
und schloss die Hand fester um das Whisky glas.
    »Lady
Charlotte von der Kirche nach Hause begleitet«, wiederholte Kenning.
    Colonell
Morrell warf das Glas in den Kamin, wo es in Scherben ging. Kenning zuckte
nicht mit der Wimper. »Bring mir ein neues«, sagte sein Herr ruhig. Der
Kammerdiener tat, wie ihm geheißen. »Ich mochte es selbst kaum glauben, Sir,
als ich davon hörte«, sagte er. »Alle redeten davon. Es wurden sogar
Wetten abgeschlossen. Manche meinen, er würde nächsten Sonntag das Aufgebot
bestellen, und die Hausgesellschaft würde mit einer Hochzeit enden – falls sie
nicht gar mit einer
beginnt.«
    All die
Zeit – beinahe ein Jahr die er darauf verwandt hatte, sie zu beobachten, sie
auszukundschaften, zu planen, genauestens zu planen, wie er ihr Vertrauen
gewinnen könnte. All die Zeit, die er seines Onkels Spott, Sarkasmus und
Sticheleien ertragen hatte: Was soll die Zauderei? So schlecht siehst du doch
gar nicht aus. Wenn sie dich nicht will, nimm dir eben eine andere. Wenn du
noch länger herumtrödelst, wird dir jemand, der mutiger ist und schlauer als
du, sie dir vor der Nase wegschnappen. Such dir lieber ein Mädchen, das sich
mit weniger zufriedengibt. Der da bist du nicht gewachsen.
    Und nun
hatte sie praktisch vor aller Welt kundgetan, dass sie Lord Hargates
missratenen Don Juan von einem Sohn zu heiraten gedachte.
    Ihr war
dafür keine Schuld zu geben. So etwas passierte leider immer wieder. Sie hatte
sich unbedacht hinreißen lassen, mehr nicht.
    Es wäre ja
nicht das erste Mal.
    Aber es war
nicht ihre Schuld. Sie war eine Frau. Und selbst sie, so bemerkenswert sie auch
war, war nicht erhaben über die Schwächen einer Frau.
    Er war ihr
nicht böse.
    Sie war in
Gefahr, in großer Gefahr.
    Colonel
Morrell würde sie vor sich selbst retten müssen.

Kapitel 12
    Montag, B. Juli
    Darius starrte auf das Blatt in seiner
Hand. Es war sorgsam liniert, die Handschrift sauber und ordentlich, die Zahlen
zweifelsfrei lesbar.
    Es handelte
sich um die Liste mit Ausgaben, um die er Tyler gebeten hatte.
    »Es wäre
billiger gewesen, den Jungen nach Eton zu schicken«, meinte Darius.
    Tyler
drehte seine Kappe in den Händen. »Die Frau macht die Abrechnungen, Sir«,
sagte er. »Jammert immer, dass der Junge schneller aus seinen Kleidern
rauswächst, als sie ihm neue machen kann. Die Mädchen tragen ihre Sachen der
Reihe nach auf, da kann man sechs zum Preis von einer einkleiden. Aber er
wächst schnell, und Mädchenkleider kann er ja auch nicht mehr tragen. In die
Schuhe hat er sowieso nie reingepasst, hat jetzt schon größere Füße als meine
älteste Tochter. Sie müssten mal sehen, was der alles verdrücken kann. Das wird
ein großer Bursche, sagt die Frau immer. Futtert uns jetzt schon die Haare vom
Kopf.«
    Wie es
schien, hatte »die Frau« aber trotzdem noch einen guten Kopf für Zahlen.
Zumindest ließ sie sich nicht von stattlichen Summen einschüchtern.
    Nach dem
ersten Schrecken gelangte Darius zu dem Schluss, dass die Summe vielleicht nicht
gar zu vermessen war. Das Problem war lediglich, dass er nicht wusste, wo
er das Geld auf die Schnelle auftreiben sollte – zumal Tyler ihn wissen ließ,
dass seine Frau auf sofortiger Bezahlung bestehe.
    »Was ist
mit dem Geld, das Pip sich mit der Rattenjagd verdient?«, fragte Darius.
»Purchase hat mir erzählt, der Junge hätte bis zu zehn Pence pro Tag
dazuverdient.« »Das stimmt, Sir, aber während er für Sie Ratten fängt,
kann er nicht für mich arbeiten. Was heißt, dass ich mir einen neuen Lehrling
suchen muss. Und wer weiß, wie lange das dauert, bis ich einen finde, der was
taugt. Sie wissen ja, wie es ist, Sir, die meisten sind für die Arbeit nicht zu
gebrauchen. Und dann muss die Frau auch noch ihren Segen dazu geben, wegen der
Mädels, Sie wissen schon. Bei sechs Töchtern will man sich ja nicht
irgendwelches Gesindel ins Haus holen.«
    Darius
wusste, dass gesunde und tatkräftige Waisenjungen nicht allzu reich gesät
waren. Dennoch war er sich sicher, dass die Tylers die Angelegenheit
kostspieliger und komplizierter machten, als sie tatsächlich war. Oder dass
zumindest »die Frau« das tat.
    »Ich werde
mit meinen Verwalter sprechen«, sagte Darius. Und wenn er in Altrincham
war, würde er bei der Gelegenheit auch gleich Mrs. Tyler einen Besuch
abstatten.
    Als Darius recht
spät am Tage nach Beechwood zurückkehrte, hatte

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