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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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zu tun, sondern mit Selbsterhaltung.
    War das
eine Zurückweisung oder ein Lockruf?
    Eigentlich
auch egal. Er würde es nie erfahren, weil er nämlich gar nicht versuchen würde,
es herauszufinden.
    Vor seiner
Heirat war er seinen Amouren stets höchst diskret nachgegangen. Während seiner
Ehe war er tadellos treu gewesen. Nach Adas Tod hatte er eine Anstandsfrist
verstreichen lassen, bevor er sich eine Geliebte genommen hatte, und auch diese
Affäre war nie publik geworden.
    Bathsheba
Wingate indes, so schien es, war eine wandelnde Legende.
    Seines
Vaters Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Nun,
Benedict, was gedenkst du wegen Lord Lisle zu tun?«
    Obwohl
Benedict sich mit leichter Besorgnis fragte, wie viel der Unterhaltung ihm wohl
soeben entgangen war, erwiderte er
ruhig: »Die Zukunft des Jungen liegt nicht in meinen Händen.« Womit er den
Quarterly Review zurück an seinen Platz legte.
    »Unsinn«,
entgegnete Lord Hargate. »Irgendjemand muss sich doch um ihn kümmern.«
    Und das
muss natürlich ich sein, dachte Benedict. Wie immer.
    »Du weißt,
dass Atherton mit der Angelegenheit überfordert ist«, stimmte seine Mutter
ein. »Peregrine respektiert dich nicht nur, er mag dich. Du hast ihm gegenüber
eine Verpflichtung. Wenn du nicht einschreitest, wird das Kind geradewegs zum
Teufel gehen.«
    Mein Leben
ist eine endlose Folge von Verpflichtungen, dachte Benedict – und schalt sich
sogleich dafür, so etwas zu denken. Er mochte Peregrine und wusste besser als
jeder andere, wie viel Schaden Atherton und seine Gattin anrichteten.
    Benedict
wusste, was Peregrine brauchte, worauf er ansprach. Logik. Besonnenheit. Und
einfache, vernünftige Regeln.
    Auch
Benedict hatte ein Faible für diese Dinge, insbesondere für Regeln.
    Ohne Regeln
war das Leben nicht zu begreifen. Ohne Regeln gewannen Launen und
Leidenschaften die Oberhand, und das Leben geriet außer Kontrolle.
    Er
versprach dahingehend einzugreifen, dass er zumindest einen Zeichenlehrer für
den Jungen finden wollte. Und, so die Zeit es zuließ, vielleicht auch noch
einen Hauslehrer.
    Als das
geklärt war, wurde nach Peregrine geschickt, damit er sich wieder zur Familie
geselle.
    Der Rest
des Abends verlief einvernehmlich, wenn man davon absah, dass Daphne sich mit
ihrem Schwiegervater über die skandalöse Behandlung von Signor Belzoni durch
das Britische Museum stritt. Es wurde eine recht hitzige Debatte, die indes
niemand zu schlichten versuchte. Lady Hargate schien amüsiert, und Ruperts
Blick ruhte stolz auf seiner Gattin. Sogar Peregrine lauschte still und reglos,
lag das Thema ihm
doch sehr am Herzen.
    Auf dem
Heimweg, in der Kutsche, fragte Benedict den Jungen, warum er denn nicht ihn
wegen der Zeichnungen um seine Meinung gebeten hatte.
    »Weil ich
fürchtete, Sie würden taktvoll sein«, erwiderte Peregrine. »Lord Hargate
schreckt vor der Wahrheit nicht zurück. Und er hat gesagt, ich brauchte einen
Zeichenlehrer.«
    »Ich werde dir einen suchen«, versprach Benedict.
»Die Mutter des rothaarigen Mädchens ist Zeichenlehrerin«, sagte
Peregrine. »Was du nicht sagst.« Vor Benedicts innerem Auge erschien die
Versuchung. Sie lächelte ihr Sirenenlächeln und winkte mit lockendem Finger.
    Unzählige
Male schon hatte er der Versuchung die kalte Schulter gezeigt. Das würde er
auch jetzt tun, sagte er sich.
    Am darauf
folgenden Nachmittag betrachtete Lord Rathbourne eine Karte, die im Fenster
eines Grafikhändlers in Holborn ausgehängt worden war. Seine Miene war reglos,
sein Herz schlug schnell und kräftig. Wegen eines Stück Papiers.
    Aber das
war ja lächerlich. Es bestand absolut kein Anlass, derart in Wallung zu
geraten.
    Auf
der Karte stand lediglich ihr Name – zumindest der erste Buchstabe ihres Vornamens sowie der Nachname
ihre verstorbenen Mannes. Nicht einmal gedruckt, sondern handgeschrieben. Von
ganz wunderschöner Hand geschrieben.
    Unterrichtsstunden in Aquarell und
Zeichenkunst. Erfahrener, auf dem Kontinent geschulter Lehrer. Arbeitsproben
liegen aus.
    Weitere
Auskünfte bitte drinnen erfragen.
    B.
Wingate
    Er
richtete seinen
Blick auf Peregrine.
    »Hier ist
es, meinte das sommersprossige Mädchen«, sagte sein Neffe. »Eine der
Arbeiten ihrer Mutter soll auch im Fenster hängen und ich solle selbst
beurteilen, ob ihre Mutter begabt genug wäre, um mich zu unterrichten – nicht,
dass ich das beurteilen könnte, wo ich doch ihrer Ansicht nach gar keine Ahnung
vom Zeichnen habe.« Er runzelte die Stirn. »Das hatte ich schon

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