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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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dass Aristokraten
nie die zahllosen Rechnungen ihrer Händler und Schneider begleichen, weshalb
ich mir hätte denken können, dass sie wahrscheinlich auch ihre Lehrer nicht
bezahlen.«
    »Nein, darum geht es nicht«, sagte ihre Mutter. »Du bist
alt genug, um unsere Lage zu verstehen. Du weißt, dass wir Aussätzige und
Ausgestoßene der guten Gesellschaft sind.«
    »Lord
Rathbourne schien aber keineswegs empört, als du mit ihm gesprochen hast«,
meinte Olivia. Er hatte sie vielmehr angeschaut, wie Papa sie immer angeschaut
hatte. Und Mama war errötet.
    »Er hat nur
so getan«, klärte ihre Mutter sie auf. »Weil er ein perfekter Gentleman
ist und ein perfekter Gentleman stets höflich zu sein hat. Er würde sich ebenso
wenig damit einverstanden erklären, seinen geschätzten Neffen von mir im
Zeichnen unterrichten zu lassen, wie er zustimmen würde, ihm von deinem guten
Freund, dem Pfandleiher, das Rechnen beibringen zu lassen.«
    Nun, das
war schade.
    Aber es
brauchte schon mehr als einen kleinen Rückschlag, um Olivia zu entmutigen.
Schon wieder hatte sie eine Idee.
    Der Brief
traf am Donnerstag auf so konspirative Weise ein, dass Peregrines Interesse zwangsläufig
geweckt wurde. Der junge Unterlakai steckte ihm das Schreiben heimlich zu und
raunte, dass Seine Lordschaft ihn zur Schnecke machen würde, wenn er davon Wind
bekäme, aber er hätte der jungen Dame den Gefallen nicht abschlagen können.
    Da er sich
überdurchschnittlicher Intelligenz erfreute, bereitete es Peregrine wenig Mühe,
aus der Beschreibung des Dieners auf die Identität besagter junger Dame zu
schließen. Das geheimnisvolle Eintreffen des Briefes ließ ihn geradezu
ungehörig neugierig werden, doch wusste er sich zu beherrschen und ihn nicht in
Anwesenheit Dritter zu öffnen. Einer der Diener könnte ihn schließlich
beobachten. Je mehr Leute davon wüssten, desto größer die Wahrscheinlichkeit,
dass der Butler es erfuhr. Und der würde es Lord Rathbourne sagen.
    Peregrine
ließ den Brief tief in seiner Jackentasche verschwinden und stand mehrere
Stunden stummer Qualen durch, ehe er endlich allein und unbeobachtet in seinem
Zimmer war und ihn öffnen konnte. In einer großen, verschnörkelten und ziemlich
schludrigen Schrift geschrieben, beanspruchte der Brief eine ganze Menge
Papier.
    Mylord,
    es ist
von einer Jungen Dame ausgesprochen schlecht – und Unschicklich zudem, glaube
ich – einem Jungen Gentleman vertraulich zu schreiben, aber dennoch muss
ich mich dieser Unabdingbaren Notwendigkeit beugen und die Wahrheit sagen. Ich weiß, dass ich Gefahr laufe, Ihre Meinung von mir zu mindern. Nicht, dass
ich denken würde, da gäbe es überhaupt etwas zu mindern, denn wahrscheinlich
sind Sie sich mittlerweile bewusst, dass Tragische Umstände mich zu
einer Aussätzigen und Ausgestoßenen der Guten Gesellschaft machen, der
Sie angehören. Bis der Familienfluch gebannt Meine liebe Mama hat mir
erzählt, dass sie Sie und Seine Lordschaft, Ihren Geschätzten Onkel, gestern
bei Popham's Grafikhandlung getroffen
hat. Sie hat mich wegen meiner Dreistigkeit gescholten und mir erklärt, warum
ich nicht hätte versuchen sollen, Sie als Zeichenschüler anzuwerben.
    Weiterhin
hat sie mir gesagt, dass ich Sie niemals wiedersehen dürfte. Ich weiß,
dass das für Sie ohne Belang ist, weil ich ja nur ein Mädchen bin, eins, das Sie kaum kennen und kaum näher kennenzulernen wünschen dürften.
Doch hat unsere Begegnung einen ganz gewaltigen Eindruck bei mir
hinterlassen. Da es uns von unseren Familien bestimmt ist, EINANDER NIEMALS
WIEDERZUSEHEN, muss ich mir die Freiheit nehmen und Ihnen mittels dieses
Verstohlenen Schreibens mitteilen, wie sehr ich Ihren Ehrenwerten und Tapferen
Plan bewundere, ein GROSSER ENTDECKER zu werden, statt nur ein weiterer
Fauler Aristokrat. Ich wünsche Ihnen aufrichtig  alles Gute bei Ihren
Bemühungen, zeichnen zu lernen.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Olivia Wingate
    P.S.: Bitte versuchen Sie nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen. Eines Tages wird der Familienfluch gebannt sein und dann In Indien gibt es eine Kaste von Menschen, die man
die Unberührbaren nennt. Bis Derweil müssen Sie mich als Solche
betrachten.
    Der
Brief war
furchtbar, selbst für ein Mädchen. Sie hatte den ganzen Text mit Schnörkeln und
Kringeln versehen. Der Überfluss an Großbuchstaben und dicken Unterstreichungen
ließ Sentimentalität vermuten, eine übermäßig romantische Verfasstheit sowie
ein überschäumendes Temperament.
    All das
kannte

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