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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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so ungewohnt und
neu gewesen war, musste es sie aus dem Gleichgewicht gebracht haben. So dürfte
es gewesen sein.
    Diese
Erklärung war zwar nicht gänzlich überzeugend, doch überstand sie dank ihrer
den Abend und auch das Wochenende.
    Am Montag
unterrichtete sie wie gewohnt in dem Zimmer, das sie zwei Stockwerke über der
Grafikhandlung gemietet hatte, ihre Zeichenklasse. Als die Stunde um war, ging
sie, ebenfalls wie gewohnt, hinunter in den Laden, um sich zu erkundigen, ob
jemand wegen Zeichenstunden angefragt hatte.
    Vor dem
Ladentisch stand ein hochgewachsener Mann von ihr nun wohlbekannter Gestalt.
    Wie
angewurzelt blieb Bathsheba stehen und starrte ihn an, starrte wie ein glotzendes
Mädchen, das keinerlei Manieren besaß, ließ ihren Blick über die breiten
Schultern schweifen und den geraden Rücken hinab und weiter hinab, eine
ellenlange Strecke muskulösen Beins hinab und wieder hinauf über die tadellos
elegant gekleidete Männergestalt. Wie gebannt blickte sie auf den Streifen
weißen Tuches, der über dem Rockkragen hervorstand, und auf das dichte, dunkle
Haar, das sich über dem Halslinnen lockte, und auf den kleinen, gerundeten
Schatten, den die Krempe seines Hutes an seinem Ohr warf.
    »Ah, da ist
sie ja«, rief Mr. Popham. Sie blinzelte, als sein Kopf, seitwärts gereckt,
zum Vorschein kam. Die beeindruckend aristokratische Gestalt hatte den klein
gewachsenen Grafikhändler gänzlich verdeckt.
    Der
Gentleman drehte sich um. Rathbourne, natürlich. Wer sonst könnte so ...
perfekt sein – und das sogar von hinten? Wer sonst könnte sie so gefasst
betrachten, sich nicht die leiseste
Spur von Überraschung anmerken, nicht die Andeutung unlauterer Absichten
erkennen lassen?
    Er glotzte
natürlich nicht wie blöde.
    »Mrs.
Wingate«, sagte er. »Sie kommen wie gerufen. Popham und ich waren kurz
davor, uns zu prügeln.«
    »Oh, aber
nein, nicht doch, Mylord, ganz gewiss nicht«, beeilte ein sichtlich
verlegener Mr. Popham sich zu sagen. »Nur ein kurzes Zögern meinerseits, weil
ich mir nicht sicher war ...« Er verstummte, da er nicht recht
weiterzuwissen schien. »Ich äußerte eben den Wunsch, mir Ihre Zeichenklasse
anzusehen«, sagte Seine Lordschaft. »Mr. Popham ließ sich
freundlicherweise entlocken, dass sie im oberen Stockwerk stattfindet.«
    »Die Stunde
ist vorbei«, erwiderte Bathsheba. »Ebenso wie Ihr Interesse an meinem
Unterricht. Zumindest erhielt ich eine Nachricht, die dies vermuten ließ. Oder
sollte ich das nur geträumt haben?«
    »Ich habe
Ihr Missfallen erregt«, stellte er fest. »Sie sind der Ansicht, dass ein
Mann, so er sich einmal entschieden hat, bei seiner Entscheidung bleiben
sollte.«
    Sie meinte,
eine enervierend dezente Andeutung eines Lächelns an seinem rechten Mundwinkel
zu bemerken. »Was bedarf es denn, damit Sie sich ein für alle Mal
entscheiden?«, fragte sie. »Die Stunde ist vorbei. Die nächste ist am
Mittwoch. Wünschen Sie, ein weiteres Mal die lange, langweilige Reise auf die
andere Seite des Mondes zu machen – nur, um sich meine Zeichenklasse
anzusehen?«
    »Holborn
ist wohl kaum die andere Seite des Mondes«, sagte er.
    »Es liegt
nicht auf Ihrer gewohnten Umlaufbahn«, erwiderte sie.
    »Vielleicht
wünschen Sie, dass ich Ihnen das Bild einpacke, Mylord,
während Sie sich mit Mrs. Wingate unterhalten?«, ließ Mr. Popham sich
vernehmen. »Dann können Sie es nachher gleich mitnehmen. Oder wünschen Sie, es
sich schicken zu lassen?«
    »Nein, ich
nehme es nachher mit«, sagte Rathbourne, ohne seinen dunklen Blick von
Bathsheba zu wenden.
    Popham
verschwand im Hinterzimmer.
    »Ihr
Aquarell von Hampstead Heath«, fügte Rathbourne erklärend hinzu. »Womit
wir auch schon beim Problem wären. Das Bild hat mich nach Holborn geführt.
Seinetwegen bin ich so unentschlossen. Es verfolgt mich seit letztem Mittwoch.
Ich bezweifle sehr, so schnell einen anderen Zeichenlehrer aufzutreiben, der
derart begabt wäre wie Sie. Die wahren Talente widmen ihre Zeit einzig der
Kunst. Nur die mittelmäßig Begabten verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit
Unterrichten. Ich dachte mir, ich müsse die Gelegenheit nutzen, ehe Sie zur
Vernunft kommen und Ihre Zeit und Ihr Talent nicht länger darauf verschwenden,
unbegabte Bengel wie beispielsweise meinen Neffen zu unterrichten.«
    Hätte er
ihr ein Kompliment wegen ihrer Schönheit gemacht, hätte Bathsheba ungerührt
zugehört. Wenngleich sie wusste, dass sie ihre Blüte längst hinter sich hatte,
war sie derlei

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