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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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Tante
Daphne (die gar nicht seine Tante war, aber Rathbournes ganze Familie schien
ihn adoptiert zu haben) hatte versprochen, Peregrine Koptisch beizubringen,
sowie er seinen Homer gemeistert habe. Und das Koptische war eine der
Grundlagen, die Hieroglyphen zu entziffern.
    Am Sonntag
war es dann so weit: Peregrine wusste, er würde wahnsinnig werden, wenn er
nicht bald herausfand, warum Olivia Wingate eine Aussätzige und 
Ausgestoßene war und was es mit dem Familienfluch auf sich hatte.
    Und so
begann Peregrine noch am selben Sonntagabend – lange nachdem sein Onkel ihm eine
gute Nacht gewünscht hatte und ausgegangen war und fast die gesamte
Dienerschaft sich zu
Bett begeben hatte einen Brief an Olivia Wingate zu schreiben.
    Lord
Rathbournes Brief kam
Freitagabend über Popham, den Grafikhändler. Bathsheba wartete, bis sie zu
Hause war, ehe sie ihn las. Mit zitternden Fingern öffnete sie ihn.
    Seiner
Lordschaft Sekretär hatte ihn geschrieben. Die wenigen Worte, mit denen man
bedauerte, ihre Dienste nicht zu benötigen, waren wohlgesetzt und von
tadelloser Höflichkeit.
    Sie starrte
noch eine Weile blicklos auf die Worte, als sie deren Bedeutung längst
begriffen hatte. Ein nur zu vertrautes Gefühl eisiger Kälte rann durch ihre
Adern. Dann folgte lodernde Hitze und ließ ihr Gesicht glühen.
    Es ist
nicht dasselbe, versuchte sie sich zu beschwichtigen, doch die Erinnerung daran
war ihr noch wie frisch ins Gedächtnis gebrannt, obwohl seitdem drei Jahre
vergangen waren.
    Ein paar
Monate, nachdem sie Jack begraben hatte, war ein kurzes Schreiben ihres
Schwiegervaters bei ihr eingegangen, geschrieben von seinem Sekretär. Ihm lag
ein langer Brief bei, den er glaubte, von ihr erhalten zu haben. Dieser Brief,
welchen Bathsheba nie im Leben geschrieben hatte, war ein rührseliger Erguss
über den Tod des armen Jack und seine »geliebte Tochter Olivia«. Der
Briefschreiber suchte Vergebung. Und wollte Geld, natürlich. Es war
fürchterlich. »Lassen Sie uns im Gedenken an Jack und um das Wohl des Kindes
willen Frieden schließen« – und derlei
mehr. Seite um Seite wurde in dem Brief geschmeichelt und gefleht, ein einziger
schamloser Versuch, aus Jacks Tod und dem Kummer seines Vaters Kapital zu
schlagen.
    Der Brief
trug die Handschrift ihrer Mutter.
    Mama hatte
nicht einmal den Anstand besessen, die Situation in ihrem eigenen Namen
auszunutzen. Hätte sie das getan, würde Bathsheba nie davon erfahren haben,
hätte deswegen nie
auch nur einen Moment des Leides erdulden müssen.
    Aber nein,
Mama hatte sich als Bathsheba ausgegeben.
    Und so war
es Bathsheba gewesen, an die Lord Fosburys kühle, knappe Erwiderung gerichtet
gewesen war. Es war Bathsheba, die vor Scham im Boden versank.
    Als sie
ihrer Mutter schrieb, lautete die Antwort wenig überraschend: »Ich habe es für
dich getan, meine Liebe, weil du viel zu stolz und voller Skrupel bist.«
    Das war der
letzte Brief, den Bathsheba von ihrer Mutter bekommen hatte. Ihre Eltern waren
nach St. Petersburg weitergezogen, wo ihr Vater an einem Leberleiden gestorben
war. Mama hatte bald danach erneut geheiratet und war ohne ein Wort, auch nicht
an ihre Tochter, mit ihrem neuen Gatten auf und davon. Bathsheba wünschte, sie
würde ihre Familie vermissen, doch sie tat es nicht. Ihre Kindheit war reich an
Begebenheiten wie besagter Brief an Lord Fosbury gewesen. Kein Wunder, dass sie
fast alles zu ertragen bereit gewesen war, um ihrer Familie zu entkommen und
mit Jack zu leben.
    »Was ist,
Mama?«, fragte Olivia.
    Bathsheba
sah auf. Sie hatte das Mädchen nicht hereinkommen hören. »Nichts«, sagte
Bathsheba, riss den Brief von Lord Rathbournes Sekretär in winzig kleine Fetzen
und warf sie ins Feuer.
    »Du hast
geweint«, stellte Olivia fest.
    Hastig
wischte Bathsheba sich die Tränen ab. »Mir muss etwas Asche ins Auge geflogen
sein«, sagte sie.
    Es war ja
wirklich nichts, ermahnte sie sich. Sie hatte gewusst, dass es so kommen würde.
Eigentlich hatte sie doch nur einen potenziellen Schüler verloren. Sie würde
andere Schüler finden. Das hier war überhaupt nicht zu vergleichen mit der
Demütigung durch Lord Fosburys Brief. Es war lächerlich, wütend zu sein ...
enttäuscht ... verletzt.
    Der Besuch
der Egyptian Hall war ihr erster Vorstoß in jene
Gegenden Londons gewesen, in denen die gute Gesellschaft verkehrte. Ihr kurzer
Wortwechsel mit Lord Rathbourne war die erste Unterhaltung, die sie seit Jacks
Tod mit einem Gentleman geführt hatte. Weil diese Erfahrung

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