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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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Schmuggler könnte leicht ein Vermögen
zusammentragen.«
    »Könnte er«,
sagte sie. »Aber warum sollte er es vergraben?«
    »In der
Tat, das scheint eher abwegig«, stimmte er zu.
    »Es ist
mehr als nur abwegig«, sagte sie. »Edmund war ein Taugenichts, der sein
Vermögen mit beiden Händen ausgegeben hat. Warum sollte er seine Beute
vergraben? Ein Punkt, auf den ich immer wieder hingewiesen habe. Ich weiß
nicht, wie oft wir drei die immer gleiche Diskussion hatten. Es wurde ein
richtiges Spiel beim Zubettgehen. ,Was meinst du, wo Edmund DeLucey seinen
Schatz vergraben hat, Mama?', fragte Olivia mich, wenn wir sie ins Bett
brachten. ,Männer wie er vergraben keinen Schatz', erwiderte ich. ,Sie hauen
alles auf den Kopf – für Alkohol, Glücksspiel und Frauen.' Woraufhin sie Jack
fragte: ,Was meinst du, wo er seinen Schatz vergraben hat, Papa?' Und Jack
würde dann sagen: ,Direkt vor der Nase seiner Familie. Da hätte ich ihn an
seiner Stelle vergraben. Mitten in der Nacht hätte ich mich auf das Anwesen
geschlichen und den Schatz am Fuße des Mausoleums vergraben, wo all die
ehrwürdigen Ahnen der DeLuceys still vor sich hinmodern: all meine frevelhaft
erbeuteten Schätze in geweihter Erde.
Und wann immer ich daran denke, würde ich mir den Bauch halten vor
Lachen.'«
    Sie hörte
Rathbourne tief Luft holen.
    »Habe ich
Sie schockiert, Mylord?«, fragte sie.
    Mittlerweile
waren sie bei der Mautschranke an der Hogmire Lane angelangt. Er brachte den
Wagen zum Stehen.
    »Ja, doch,
ich bin tatsächlich schockiert«, erwiderte er bedächtig. »Ihr Mann hat
seine Tochter zu Bett gebracht. Er hat ihr eine Gutenachtgeschichte erzählt.
Erstaunlich.«
    Der
Zollwärter hatte
heute schon zu viele Fuhrkarren gesehen, um sich an einen bestimmten zu
erinnern, ob nun mit oder ohne junge Passagiere.
    Da sie sich
auf der gängigen Route nach Brentford befanden, fuhr Benedict dennoch weiter.
Zu seinem Verdruss jedoch weitaus langsamer als zuvor, da dieser Teil der
Strecke zwar gepflastert und damit weniger staubig als der soeben befahrene
Abschnitt war, dafür aber um einiges schmaler und beengter.
    Wie gehabt,
versuchte er, sich ganz aufs Fahren zu konzentrieren: bei Dunkelheit ohnehin
ein riskantes Unterfangen. Die beiden Kutschenlaternen beleuchteten zwar den
Wagen ein wenig, nicht jedoch den Weg, der vor ihnen lag. Die Straßenlaternen
schufen allenfalls halbherziges Dämmerlicht. Benedict versuchte, Augenmerk und
Verstand ganz auf die Straße zu richten, derweil Bathsheba Wingates Stimme ihn
wie ein sanft plätschernder Fluss umfing.
    Er war es
gewohnt, weiblichen Redefluss an sich vorbeiplätschern zu lassen, während er in
Gedanken mit Wichtigerem befasst war: den Kriegswitwen und Veteranen, der
Unzulänglichkeit derzeitiger Methoden zur Wahrung städtischer Sicherheit sowie
den Tücken der englischen Gesetzgebung beispielsweise.
    Aber er
schaffte es nicht, seine Gedanken von Bathsheba Wingate loszureißen. Er hörte
ihr zu, Wort für Wort. Auch gelang es ihm nicht, ihre Gegenwart auszublenden.
Zu sehr war er sich bewusst, dass sie neben ihm auf der Bank saß – die für sie
beide längst nicht genug Platz bot. Beim Fahren bestand die einzige
Möglichkeit, einander nicht zu berühren, darin, sich seitlich an der
Karriolenwand festzuklammern, was ihm während des Fahrens wohl kaum möglich war
– selbst dann nicht, wenn es nicht absolut lächerlich gewesen wäre.
    Und so
berührten sie einander, flüchtig, doch häufig. Kurz drückte seine Hüfte sich an
die ihre, streifte ihr Schenkel den seinen.
    Und mit
jeder Berührung erinnerte er sich an das letzte Mal, da sie sich berührt
hatten: an den Kuss, der nun schon Wochen zurücklag ... an den Geschmack ihres
Mundes und den Geruch ihrer Haut und an das wilde Verlangen, das sie in ihm
geweckt hatte.
    Um sich von
derlei körperlichen Belangen abzulenken, konzentrierte er sich auf ihre Worte.
Was wiederum darin resultierte, dass er neugierig wurde auf Jack Wingate und
mehr über ihn erfahren wollte.
    Das Bild,
das sie ihm vor Augen führte, stimmte überhaupt nicht mit jenem überein,
welches die Gesellschaft von ihm gezeichnet hatte: Jack Wingate als das Opfer
einer herzlosen Verführerin, ein Mann, dem eine fatale Leidenschaft zum
Verhängnis geworden
war. Benedict hatte ihn sich als gebrochenen Mann vorgestellt, der in einsamer
Verbannung von jener Welt lebte, der er eigentlich angehörte.
    Der Jack
Wingate, von dem sie erzählte, klang nach einem Mann, der sich

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